Was dem Bayern sein Weizenbier, ist dem Hessen sein Apfelwein. Der Äppelwoi, wie er genannt wird, ist weit über die Landesgrenzen hinweg bekannt. Und gut schmecken tut er auch.
"Trink Apfelwein täglich, keine Krankheit quält dich" - dieser Spruch hängt in manch einer hessischen Kneipe. Stimmen soll er auch. Die Liste mit positiven Auswirkungen des Konsums ist lang: So soll das Getränk unter anderem die Verdauung anregen, die Atmung vertiefen, die Psyche beruhigen und einem Stimmungstief entgegenwirken. Ausserdem zählt der Äppelwoi zu den bekömmlichsten unter den alkoholischen Getränken. Viel wichtiger als der gesundheitliche Aspekt ist für viele Hessen und ihre Gäste aber das Drumherum.
Äppelwoi trinkt man am besten in einem gemütlichen Gasthaus. Wer als Fremder eine der vielen Wirtschaften betritt, bleibt nicht lange allein. Die Hessen sind gastfreundlich, wer sich bei ihnen an den Tisch niedersetzt wird bald in das Gespräch einbezogen. Mit "Ei gude - wo komme se denn her?" wird eine abendfüllende Unterhaltung eingeleitet, man rückt näher zusammen und nach etlichen Schoppen wird immer lebhafter geschwätzt.
Getrunken wird aus dem "Gerippten", einem Becherglas mit Rautenmuster. Unverzichtbares Accessoire ist der "Bembel", ein blaugrauer Steingutkrug aus dem Westerwald, der den Wein kühl hält. Um den Durst anzuregen verkauft der "Brezelbubb" in den Kneipen Salzstangen und süßen "Haddekuchen" (harter Kuchen). Deftiges wie Salzkartoffeln mit Grüner Soße steht außerdem auf jeder Speisekarte einer Apfelweinwirtschaft.
Der Herbst ist in Hessen Apfelweinzeit. Aus Kelteräpfeln wird frischer Saft hergestellt, der anschließend in Fässern so lange gärt, bis dann um die Weihnachtszeit der neue "Helle" an die Gäste ausgeschenkt werden kann. Wer Apfelwein, auch Stöffche oder Äppelwoi genannt, zum ersten Mal probiert, wird von seiner Säure überrascht sein. Echte Kenner trinken ihren Apfelwein nur pur. Autofahrer trinken "Gespritzte", mit Mineralwasser verdünnt.