Menschen, die in einem fremden Land alt werden, müssen sich zu Lebzeiten darüber Gedanken machen, wo sie eines Tages begraben werden wollen. Sonst muss nach ihrem Tod die Familie diese schwere Entscheidung treffen.
Mehmet Can kam vor etwa 40 Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland. Er arbeitete bei Ford, lebte mit seiner Frau in einer kleinen Wohnung und sparte fürseine Zukunft in der Türkei. Denn als Rentner wollte er wieder in seiner Heimat leben. Doch eines Morgens starb Can plötzlich im Alter von 63 Jahren an einem Herzinfarkt.
Cans Familie stand nun vor einer schweren Entscheidung. Denn Can hatte nie darüber gesprochen, wo er einmal begraben werden möchte. Einige Angehörige forderten eine Bestattung in der Türkei. Andere fanden dies zu aufwändig. Auch Cans Neffe bestand zunächst aufeiner Beerdigung in Deutschland. Er sagte: "Wem nutzt ein Grab in einem Dorf, wo keiner hingeht?"
Nach Angaben von DITIB möchten nur wenige ihrer Mitglieder in Deutschland beerdigt werden. 200000 von ihnen zahlen deshalb sogar bereits in jungen Jahren jedes Jahr 50 Euro in einen Beerdigungsfonds ein. Dieser sorgt dafür, dass sie nach ihrem Tod nach islamischen Regeln gewaschen und in ihre türkische Heimatstadt transportiert werden.
In Deutschland gibt es zwar auch muslimische Friedhöfe, aber sie sind nicht sehr beliebt. Die Grabplätze können nur für 20 Jahre gemietet werden, und viele alte Menschen fürchten, dass ihre Kinder die Gräber später vernachlässigen werden. Eine Bestattung in der Türkei ist außerdem billiger. Auch Mehmet Can wollte immer zurück in sein Heimatdorf – ein Wunsch, den ihm seine Familie schließlich nach seinem Tod erfüllte.