Das Verborgene messen - wie Statistiker Korruption aufdecken wollen
Korruption ist eines der größten Entwicklungshemmnisse. Um sie zu bekämpfen, muss zunächst ihr Ausmaß erfasst werden - doch das ist schwierig. Experten versuchen, neue Methoden zur Korruptions-Messung zu finden.
Sie ist beinahe so alt wie die Menschheit, rückt allerdings erst seit einigen Jahren so richtig in das Licht der Öffentlichkeit: Die Korruption weltweit - vor allem seit ihr Zusammenhang mit Armut erkannt wurde. Laut Schätzungen von Transparency International (TI), der bekanntesten Organisation zur Bekämpfung der Korruption, beläuft sich der finanzielle Schaden durch Korruption weltweit auf jährlich 3,2 Milliarden US-Dollar. Korruptionsbekämpfer und Statistiker bemühen sich um neue Methoden, das Ausmaß der Korruption in verschiedenen Ländern zu erfassen. Sie sind sich bei allen Unterschieden in ihren Ländern einig: Noch sind die Instrumente zur Messung von Korruption begrenzt.
Dennoch lässt TI nicht locker - und gibt seit Jahren den so genannten CPI heraus, eine Art internationale Korruptions-Hitliste. CPI jedoch steht für "Corruption Perception Index", das heißt, gemessen wird bei Umfragen etwa unter Geschäftsleuten oder Bürgern die Wahrnehmung des Korruptionsgrades in einem Land durch die Befragten, nicht aber die tatsächliche Situation. Die Methode ist mehr als umstritten und reicht nicht aus, meinen viele.
Die Korruptionsbekämpfer und Statistiker weltweit versuchen, ihre Methoden zu erweitern. "In Bangladesch ermutigen wir die Bürger, ihre eigenen Umfragen auf lokaler Ebene, etwa in den Krankenhäusern oder Polizeistationen vor Ort vorzunehmen", sagt der Transparency-Vertreter Muhammad Sajjad Hussein. So können sie etwa prüfen, ob in einem örtlichen Krankenhaus Ärzte und Medizin verfügbar sind oder das Personal pünktlich ist.
In Kolumbien setzt man auf "Transparenzmessungen" von Unternehmen, denn, so die These, je mehr Transparenz, desto weniger Korruption. Dazu werden zum Beispiel Webpages durchforstet, die Zahl der Treffen zwischen Vertretern öffentlicher Institutionen und Bürgern aufgelistet und Beschwerdeverfahren gecheckt. Vielfach allerdings ist man auch hier wieder auf Umfragen und subjektive Einschätzungen angewiesen, bedauert Marcela Rozo von TI in Bogotá.
Recherchen im Privatsektor bleiben schwierig, da man auf die Auskunftsbereitschaft der Unternehmen angewiesen ist. Problematisch ist auch, dass meist ein ganzes Bündel an Akteuren beteiligt ist - vor allem auch ausländische Konzerne, die die Schwäche der Rechtssysteme in Entwicklungsländern ausnutzen.