Eine Erdgas-Pipeline durch die Ostsee verbindet nun Russland und Deutschland auf direktem Weg. So werden die dazwischen liegenden Länder umgangen. Das Projekt hat neben wirtschaftlichen auch politische Gründe.
Am 8. November 2011 wurde die 1200 Kilometer lange Pipeline eingeweiht. Durch das Meer sollen nun jährlich 27,5 Milliarden Kubikmeter Gas von Nordrussland nach Deutschland transportiert werden. Das Projekt "Nord Stream" war nicht nur bei Umweltschützern sehr umstritten, sondern auch wegen seiner hohen Kosten: Eine Pipeline auf dem Meeresgrund ist teurer als eine über Land. Doch die Gegner konnten umgestimmt oder überstimmt werden, und so wurde das Projekt umgesetzt.
Für Russland ist die Nord-Stream-Pipeline politisch sehr wichtig. Im Machtkampf mit Russland hat insbesondere die Ukraine in der Vergangenheit mehrere Male den Transport durch die Gaspipelines unterbrochen. Nun muss das Erdgas nicht mehr durch Transitländer wie Weißrussland und die Ukraine transportiert werden. Russland ist damit weniger abhängig.
Auch in der deutschen Innenpolitik war das Projekt umstritten. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder setzte es kurz vor der Bundestagswahl 2005 durch. Nur ein Jahr später, nach Ende seiner Kanzlerschaft, ließ er sich zum Vorsitzenden des Aktionärsausschusses von Nord Stream wählen – und profitierte so auch persönlich.
Im Herbst 2012 soll der zweite Pipelinestrang fertiggestellt werden. Die Projektkosten erreichen dann insgesamt etwa 7,4 Milliarden Euro. Durch beide Stränge können 55 Milliarden Kubikmeter Gas geliefert werden. Diese Menge reicht aus, um 26 Millionen Haushalte zu versorgen.