Kaum zu glauben, dass man ein weltberühmtes Gemälde wie Leonardos Mona Lisa überhaupt aus dem Louvre stehlen konnte. Und noch unfassbarer sind die seltsamen Hintergründe des Diebstahls. Am 12. Dezember 1913 tauchte sie wieder auf.
Warum wurde die Mona Lisa im Jahr 1911 aus dem größten Museum der Welt gestohlen? Weil es so einfach war? Weil sie sich so leicht zu Geld machen ließ? Oder weil jemand die Mona Lisa unbedingt ganz für sich alleine haben wollte?
Tatsächlich müsste man alle drei Fragen mit "Ja" beantworten. Denn "einfach" war es wirklich: Leonardo da Vincis berühmtes Gemälde mit der geheimnisvoll und sanft lächelnden Dame hing im Salon Carré im Pariser Louvre schlicht an vier Wandhaken. Eine Alarmanlage gab es nicht. Und so konnte Vincenzo Peruggia, ein Arbeiter, der für den Louvre die wertvollsten ausgestellten Gemälde hinter Glas setzte, das kostbare Stück unter seinem langen Arbeiterkittel herausschmuggeln. Den schweren Rahmen ließ er zurück.
Mutter aller Kunstdiebstähle
Dass dieser Raub nicht nur direkt nach seiner Entdeckung für Schlagzeilen sorgte, sondern später als "Die Mutter aller Kunstdiebstähle" bezeichnet wurde, das liegt vor allem an der kriminellen Energie von Peruggias Auftraggeber.
Und die zielte darauf, möglichst viel Geld zu scheffeln. Was sonst! Dabei war das Kunstwerk selbst dem Auftraggeber nach dem Diebstahl gar nicht mehr wichtig. Er ließ es in der Wohnung des kleinen Ganoven Peruggia verstecken, gar nicht weit vom Louvre entfernt. Zwei Jahre lang, verpackt in einem schrabbeligen, weißen Koffer. Da passte die Mona Lisa leicht rein.
So lange das Werk im Koffer lag, war es schlicht Gold wert für den raffinierten Eduardo de Valfierno, der sich selbst nicht "Ede" nannte, sondern "Marqués". Denn für Marqués zählte nur eins: Hauptsache, sie war weg, die Mona Lisa, und die Presse berichtete entsetzt darüber. Jetzt konnte er zum eigentlichen Coup ausholen: Er bot das Gemälde gleich sechsmal an! Hochdiskret, sehr kriminell, so dass jeder Sammler glauben konnte, er sei der einzige Interessent. Entsprechend hoch war der Gewinn: Angeblich bekam Eduardo Valfierno sechsmal 300.000 Dollar - das wären heute an die 40 Millionen Euro. Genug, um sich in Nordafrika zur Ruhe zu setzen und das Leben zu genießen. Was er auch tat. Vollkommen unbehelligt, bis zu seinem Lebensende.
Lange Gesichter
Oberflächlich betrachtet hatte er noch nicht einmal etwas besonders Schlimmes getan: Schön, er hatte die Mona Lisa verkauft, sogar sechsmal. Aber sechsmal die falsche! Die sechs Kopien von Leonardos Gemälde hatte Marqués schon ein Jahr vor dem Diebstahl anfertigen lassen. Was übrigens auch nicht weiter auffiel; die Mona Lisa zu kopieren, gehört seit ewig zum guten Ton bei Kunstmalern.
Ob die Sammler selbst bemerkten, dass sie betrogen worden waren, ist nicht bekannt. Wer hätte den Ankauf des gestohlenen Gemäldes je zugeben können? Aber spätestens am 12. Dezember 1913 werden ihre Gesichter recht lang geworden sein, als zuerst die italienische Tageszeitung "La Nazione" berichtete: In Florenz wurde der Dieb gefasst, der den Uffizien die seit zwei Jahren aus dem Louvre verschollene Mona Lisa verkaufen wollte. Die Polizei hatte danach gesucht, Privatdetektive und Hellseher. Nun hatte es der kleine Ganove Peruggia nicht lassen können, die echte Mona Lisa aus dem schrabbeligen weißen Koffer zu holen, um noch mehr Geld zu machen.