König Ludwig I. sammelte Bilder und wollte sie auch der Öffentlichkeit zeigen. So baute er in München zuerst die Alte, dann die Neue Pinakothek, eröffnet am 25. Oktober 1853. Jetzt war München reich und Ludwig arm.
Wie bringe ich meine Sammlung fachgerecht unter? Eine Frage, die sich jeder passionierte Sammler irgendwann stellt - spätestens dann, wenn der Platz einfach nicht mehr reicht. So erging es auch Ludwig I., als eine Bestandsaufnahme der königlichen Gemäldesammlung ergab, dass Bayerns Bilderschatz 8.500 Gemälde umfasste. Der zuständige Galeriedirektor Georg von Dillis, der schon wusste, wie sehr sich Ludwig einen Museumsneubau wünschte, stellte denn auch pflichtgemäß fest, dass die alte Hofgartengalerie "feucht sei, dass sie viel zu wenig Licht habe und dass die Wände vom Salpeterfraß bedroht seien". Durch dieses Gutachten gestärkt, begann Ludwig seinen Traum zu verwirklichen. Auf einem Bauplatz außerhalb der Stadt wurde der Grundstein für die erste der beiden Pinakotheken gelegt, die man damals die "Ältere" nannte.
Kunst ist wurscht ...
Die Münchner wunderten sich, dass die Galerie an einem so fernen, abgelegenen Platz errichtet werden sollte, aber Ludwig hatte gute Gründe: Hier war der Quadratmeter billiger. Das neue Museum maß immerhin 127 mal 37 Meter. Den Münchnern war das zu gigantisch, und dass der erste Stock mit kostbarem Damast bespannt wurde, erregte noch einmal heftige Kritik. Da die Gemäldesammlung - wie auch die zur gleichen Zeit erbaute Glyptothek - der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte, bat der Innenminister im Auftrag des Königs den bayerischen Landtag um einen Zuschuss. Den Volksvertretern war die Kunst völlig wurscht, sie stimmten mit 98 zu 26 Stimmen dagegen.
Außerdem verweigerten sie auch noch ihre Zustimmung zum Ankauf neuer Gemälde. Ludwig zahlte, wie so vieles, aus seiner Privatschatulle, und Leo von Klenze baute eines seiner schönsten Gebäude im Stil der Hochrenaissance. 1836 wurde die Alte Pinakothek eröffnet, aber schon bald beschäftigte den König wieder das ewige Sammlerproblem - wo bringe ich die neuen Meister unter, die Bilder ab 1800?
Am besten doch in einem Zwillingsbau, einer Neuen Pinakothek, die der Alten gegenüberliegt!
... und teuer
Die Bauarbeiten unter dem Architekten August Voit waren in vollem Gange, als sie durch eine unerwartete Schwierigkeit ins Stocken gerieten: Lola Montez sorgte für den Sturz des Königs. Das Geld wurde knapp - in der bayerischen Verfassung war für den Fall einer Abdankung keine Abfindung für den Exmonarchen vorgesehen. Ludwig pokerte: Er machte seine Abdankung davon abhängig, dass ihm sein Sohn und Nachfolger Max II. bis ans Lebensende 500.000 Gulden jährlich aus der Wittelsbacher Zivilliste zahlte. Er hoffte, bei großer Sparsamkeit genug Geld übrig zu haben, um seine halbfertigen Bauprojekte zu Ende führen zu können.
Wieder machte ihm der Landtag einen Strich durch die Rechnung: Er habe der griechischen Regierung per Staatsanleihe Gelder zur Verfügung gestellt, um den Thron seines Sohnes Otto zu stützen, und zwar ohne den Landtag vorher zu fragen. Das sei eine reine Privatangelegenheit des Hauses Wittelsbach gewesen, und einschließlich der Zinsen sei diese Anleihe inzwischen auf
1,5 Millionen Gulden angewachsen. Ludwig zahlte zähneknirschend und kürzte anschließend die Löhne für die Baufirma und die Honorare für die Künstler und den Architekten. Und so war es ein kleines Wunder, dass am 25. Oktober 1853 die Neue Pinakothek doch noch eröffnet werden konnte. Seitdem gehören die Pinakotheken zu den Schätzen Bayerns.