Bis zu 100.000 Elefanten wurden jedes Jahr auf der Jagd nach Elfenbein umgebracht, dann schlug die 7. Konferenz des Washingtoner Artenschutzabkommens am 17. Oktober 1989 Alarm.
Der falsche Stoff zur falschen Zeit am falschen Ort und in der falschen Dosis! Das kann katastrophale Auswirkungen haben - auf Mensch und Tier und Umwelt. Das ist bei Giften wie Dioxin oder bei radioaktiver Strahlung leicht einzusehen. Nicht ganz so einfach hingegen bei Materialien wie Elfenbein. Dieses leistet normalerweise als Stoßzahn den Elefanten gute Verteidigungsdienste. Leider ist es nicht stark genug, um die Dickhäuter auch gegen Menschen zu schützen, die ihnen eben jenen Zahn brutal abschneiden. Denn Elfenbein ist seit jeher für Menschen interessant.
Hartnäckige Gier
So wurden die ältesten überhaupt bekannten Artefakte der Menschheit aus Mammutelfenbein hergestellt. 32.000 Jahre sind die Figuren alt, die im Lonetal zwischen Stuttgart und München gefunden wurden. Und auch wenn dafür ein Mammut einst seinen Zahn lassen musste - eine ökologische Bedrohung war diese Art der Elfenbeinschnitzerei wohl eher nicht. Dafür gab es viel zu wenig Menschen. 32.000 Jahre später sollte das anders sein. Elefantenelfenbein war beliebter denn je, die Nachfrage stieg, ebenso die Preise - und plötzlich waren schwer bewaffnete Banden unterwegs und schossen, was die Flinte hergab. Bis zu 100.000 Elefanten wurden Ende der 1970er Jahre auf der Jagd nach dem so genannten weißen Gold jährlich umgebracht.
Das Jahrzehnt der brutalen Schlächterei führte dazu, dass der Afrikanische Elefant mancherorts fast ganz ausstarb. Die Artenschützer schlugen deshalb auf der 7. Konferenz des Washingtoner Artenschutzabkommens am 17.10.1989 Alarm. Und der Elfenbeinhandel wurde endlich gestoppt. Das globale Handelsverbot ließ die Preise purzeln, die Wilderer hörten auf zu jagen und die Elefantenherden konnten sich wieder erholen. Die Sache schien vom Tisch zu sein; der Elefant gerettet.
Doch menschliche Gier ist hartnäckiger als jede Verordnung. Mit Hilfe von Ausnahmegenehmigungen für mehrere südafrikanische Staaten wurde 1999 und 2008 der Elfenbeinhandel wieder ermöglicht. Nur einige Tonnen sollten nach Japan und China exportiert werden, hieß es. Doch prompt lebte auch der internationale Schwarzhandel erneut auf. Wilderer jagen heute wieder Elefanten und sägen ihnen die Stoßzähne aus den Schädeln. Die Drecksarbeit machen afrikanische Jäger im Busch, das große Geld die Schmuggler und Händler, die hinter dem Schlachten stehen. Laut UNEP, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen, sind es internationale Verbrechersyndikate, die in Afrika wildern lassen und das illegale Elfenbein dann nach Asien verkaufen.
Elfenbein und Kriegsverbrechen
Wissenschaftlern zufolge werden derzeit in Afrika pro Jahr 38.000 Elefanten gewildert. Hauptabnehmer ist China, die Handelsrouten führen über die Philippinen und Thailand. Elfenbein ist eben jener Stoff am falschen Ort und in der falschen Menge - mit katastrophalen ökologischen Auswirkungen auf Afrikas Tiere und Umwelt. Aber auch auf die Menschen. Denn die Elfenbeinwilderei zerstört die Lebensgrundlage von Millionen, die vom Tourismus leben. Und sie finanziert Kriegsverbrecher wie Joseph Kony, der 66.000 Kinder entführt und zu Soldaten gemacht haben soll. Und der für die Vertreibung von zwei Millionen Menschen in Zentralafrika verantwortlich ist. Es klebt viel Blut am Zahn des afrikanischen Elefanten. Auch Menschenblut.