Da sind so viele so richtig reinverliebt und die Musik gefällt und die Jungs überhaupt und es könnte ewig so weiter gehen – und dann bleibt einem schier das Herz stehen: "Take That" hören auf? Autorin: Susi Weichselbaumer
"I want you back for good"... Zurückhaben. Für immer. Weil – hmm, das Warum kann man später besprechen. Erst mal geht es darum, dass es kein Immer mehr gibt, wenn das Jetzt endet, weil es aus ist. Und das ist jetzt nichts abgehoben Philosophisches. So etwas ist immer konkret: 4. April 1996. Das letzte Konzert, der letzte gemeinsame Auftritt in Amsterdam. Take That. "I want you back for good".
Und wie gut hatte das mal angefangen? Gut, die offizielle Gründungsgeschichte ist inzwischen als Legende entlarvt, weil zu gut. Tatsächlich war es so nicht, dass Manager Nigel Martin-Smith den Barpianisten und früh Musikwettbewerb-erprobten Gary Barlow entdeckt und sofort unter Vertrag nimmt. Und dass sie dann zufällig im Studio Mark Owen kennenlernen, der dort als "Mädchen für alles" jobt. Und dass man dann auf Disco-Contests einfach mal so nach weiteren Mitgliedern für eine Band sucht. Und prompt auf die Breakdancer Howard Donald und Jason Orange trifft – die beide in konkurrierenden Tanzformationen arbeiten.
Ausgeklügelt und zusammen gecastet
Richtig ist, dass Manager Martin-Smith von Anfang an fünf in der Band haben will. Er schreibt Castings aus. Ein britisches Pendant soll entstehen zur enorm populären US-amerikanischen Boyband New Kids on the Block. Die sind auch fünf – mit verschiedenem Teenie-Schwarm-Potential von Aufrührer bis Softie. Bei Take That wird das nicht anders sein, schließlich ist mit Robbie Williams der Parade-Rebell an Bord und das Quintett perfekt.
Das Rezept Boygroup mit für jede und jeden was dabei geht auf. Spätestens im Herbst 1993 ist der Durchbruch geschafft mit "Pray" und "Babe". Superlative sind schneller erreicht als BRAVO-Starschnitte geklebt werden können. "Back for good" wird zur erfolgreichsten Single. 47 Länder wählen "I want you back for good" an die Spitze der Charts. In 25 weiteren Ländern erreicht der Titel die Top Ten. "Wie die Beatles... " schwärmen die Musikmagazine. Vielleicht kein gutes Omen.
Frontman-Frage
Wie bei den Beatles gibt es Zoff. Jeder will mal Sänger sein. Manager Martin-Smith findet dafür vor allem Gary Barlow passend. Robbie Williams vor allem sich selber. Mark Owen war schon bei Take That-Erfolgen die Nummer 1 am Mikro und will wieder. Für die Fans nervenzerrüttende Wochen. Im Juli 1995 verlässt Robbie Williams die Band. Die anderen vier bringen die ausverkaufte Welt-Tournee zu enden, erbitten sich über Weihnachten Bedenkzeit, geben ein offizielles Aus bekannt – und spielen noch einmal in Amsterdam. 4. April 1996. Hatten wir schon gesagt. Tränenmeere. Teenager-Sorgentelefone. Träume von "I want you back for good"...