Manchmal würde man sich schon freuen wollen darüber, dass man es endlich geschafft hat. Wäre da nur nicht das Wie. Max Joseph freut sich über die Königskrone. Aber muss die mittels Napoleon…?!?! Autorin: Birgit Magiera
Wie krieg ich die Krone vom Kissen auf den Kopf!?" Diese Frage muss den bayerischen Herrscher vor gut 200 Jahren einige schlaflose Nächte gekostet haben. Und die Antwort: "Man nehme sie vorsichtig mit beiden Händen und setze sie sich auf" – war keine Lösung für Max den Vierten Joseph, Herzog von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein und Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches. Denn es ging um nichts Geringeres als Bayerns Aufstieg zum Königreich. Endlich! Der Weg dorthin war weit: Jahrhundertelang dümpelte man als mittelgroßes Herzogtum vor sich hin. Gut, man hatte die Kurfürstenwürde ergattert. Und zweimal durfte die Wittelsbacher Familie sogar den deutschen Kaiser stellen, beide Male allerdings eher glücklos.
Jetzt geht´s los!
Dass ausgerechnet Napoleon, dieser korsische Emporkömmling, den Traum vom Königreich Bayern erfüllen würde, war für Max Josef dann eine hochpeinliche Angelegenheit. Weshalb man die Formalitäten schnell und schmerzlos über die Bühne brachte:
Am Neujahrstag das Jahres 1806 versammelt sich in einem der Prachtzimmer der Residenz um 10 Uhr vormittags eine kleine Gruppe Männer: drei Minister, vier hochrangige Hofbeamte, der Kronprinz und seine königliche Majestät, Maximilian der erste Joseph von Bayern. Der frisch gebackene König hält eine kurze Rede und nimmt anschließend Glückwünsche und Huldigungen entgegen. Der Landesherold wird beauftragt, das Volk überall im Land davon zu unterrichten, dass sie fürderhin Untertanen eines Königs seien. Die beiden Männer, die den Deal eingefädelt haben: Napoleon, Kaiser der Franzosen und Graf Montgelas, wichtigster bayerischer Minister, sind nicht anwesend. – Obwohl Napoleon am Tag zuvor in München angekommen ist.
Is a recht!
Max Joseph konnte das nur recht sein. Niemand soll sehen, was sowieso jeder weiß: dass nämlich die frisch erworbene Königswürde eine von Napoleons Gnaden ist.
Feiern wollte man sie trotzdem: die Obrigkeit ordnete Festivitäten an, überall im Land. Und so gab‘s bereits am 5. Januar 1806, dem allerersten Sonntag im neuen Jahr, Messen und Feiern zu Ehren des Königs von Bayern, - hochsollerleben!!
All dem war ein ewiges Hin und Her vorausgegangen, ein Hinhalten und Rumlavieren. Eigentlich wollte man im Hause Wittelsbach neutral bleiben zwischen den Kriegstreibern Frankreich und Österreich. Aber: zu unsicher. Beide Großmächte betrachteten das überschaubare Bayern als Pufferzone und willkommenes Aufmarschgebiet für die eigenen Truppen. Und weil dem Habsburger noch nie zu trauen war, gab man schließlich notgedrungen den französischen Avancen nach. Bayerns Super-Minister Graf von Montgelas pokerte hoch in den Geheimverhandlungen, mit ansehnlichem Ergebnis: schönen Gebietserweiterungen und der Königskrone. Die dann erst noch in Paris bestellt und gefertigt werden musste.
Und überhaupt: das Wetter sei zu schlecht, Krönung auf unbestimmt verschoben, ließ Max Joseph in diesen Januartagen verkünden. Und irgendwie ergab sich der richtige Zeitpunkt dann nie mehr.