Jeder Interpret pro Jahr bitte nur ein Land! Höchstens sechs Personen dürfen auf die Bühne. Und der Chanson d‘ Eurovision muss live und ohne politische Botschaft gesungen werden. Autor: Frank Halbach
"So geht das jede Nacht!“ Pardon jedes Jahr. Schlagersänger, schnell vergessene unvergessene Talente, Sangesstars und solche, die es werden wollen, harren im "Wartesaal zum großen Glück" darauf, dass die Punkte vergeben werden. Und hierzulande halten Millionen die Daumen und hoffen auf: "Germany 12 points - Allemagne 12 points - Deutschland 12 Punkte."
"And now the points from Austria: Germany one point…" Also, das ist doch zum…Halt! begegnen wir der Punktevergabe mit ein bisschen Frieden.
Und den Anmeldeschluss verpassten…
Friedlich und beschaulich hat nämlich alles angefangen, als der Liederwettbewerb der Eurovision, der Grand Prix Eurovision de la Chanson, am 24. Mai 1956 zum ersten Mal ausgestrahlt wurde. Damals gab es noch keine Punktetabelle und die Wertungen blieben geheim. Ein Punktegeheimnis also, auf neutralem Boden. Deshalb fand der Grand Prix natürlich in der Schweiz statt und wurde von Lohengrin Filipello, dem einzigen männlichen Solomoderator in der Geschichte des Eurovision Contest präsentiert. Statt über 40 nahmen damals nur sieben Länder teil: Belgien, die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, die Niederlande und die Schweiz. Von diesen sieben durfte dafür jeder zwei Titel einreichen, egal, ob von einem, oder von unterschiedlichen Interpreten. Ganz einfach, nicht wahr? Großbritannien, Dänemark und Österreich hätten auch gerne teilgenommen, verpassten aber leider den Anmeldeschluss der Europäischen Rundfunkunio… Deshalb: Austria zero points.
Geheim - objektiv - neutral
Ja, damals war halt noch vieles in Ordnung: Eine geheime, klare und natürlich neutrale Punktevergabe!
Denn jede teilnehmende Nation schickte zwei Jurymitglieder, und die bewerteten jeden einzelnen Song - auch die Titel des eigenen Landes. "And now the points from Austria: Austria 12 points!" Psst! Ist doch geheim. Und Österreich ist gar nicht dabei! Und deswegen ist die Alpenrepublik kein bisschen schuld daran, dass die deutschen Beiträge "Im Wartesaal zum großen Glück“ von Walter Andreas Schwarz und "So geht das jede Nacht“ von Freddy Quinn es in dem Feld von 14 Titeln nur auf Platz vier und elf schaffen. Oder waren es Platz zwei und 13? Eben, war ja geheim, weswegen die Unterlagen der Jury nach der Sendung gründlich geschreddert wurden. Geheim und unparteiisch! Denn Luxemburg verzichtete aus Kostengründen darauf, eigene Jurymitglieder nach Lugano zu entsenden und bat folgerichtig die traditionell neutralen Schweizer doch an ihrer statt ein Votum abzugeben. Und gewonnen hat dann…nein! Doch! Lys Assia mit "Refrain" - aus der Schweiz. Übrigens die einzige Teilnehmerin, die mit zwei Titeln antrat.
Erst nach dieser gerechten und objektiven Urteilsfindung von 1956 begann die Leidensgeschichte der Fernsehzuschauer, mit einem gehässigen "Merci Chérie" nach Österreich, am "Telefon" für "Zwei Groschen Musik". "Wadde hadde dudde da?"