Wenn der Postmann zweimal klingelt … Das waren noch Zeiten! Heute plingt maximal eine Email oder piepst eine Sms herein. Aber vielleicht funktionieren Kurznachrichten mit Herzchen-Ikons am Ende genauso gut wie Liebeslettern auf Büttenpapier... Autorin: Isabella Arcucci
Sein Klang weckte einst die Hoffnung auf eine Nachricht von der fernen Geliebten oder auch einfach das brennende Gefühl des Fernwehs! Die Rede ist nicht vom klagenden Jaulen der Violine und auch nicht vom ätherischen Gezirpe der Harfe. Das Instrument, das Dichter wie Joseph von Eichendorff zu poetischen Höhenflügen inspirierte, war von ganz anderer Art:
"Es schienen so golden die Sterne,
Am Fenster ich einsam stand
Und hörte aus weiter Ferne
Ein Posthorn im stillen Land."
Jawohl, das Posthorn. Sein unverdrossenes Tuten wurde zum Aufbruchssignal für junge Poeten und andere Taugenichtse. Wie Eichendorff in seinem Gedicht "Sehnsucht" weiter schwärmte:
"Ach, wer da mitreisen könnte
In der prächtigen Sommernacht!"
Metzger als Postboten
Das Posthorn, Instrument der weltfremden Träumer? Ursprünglich bestand es ja, ganz prosaisch, aus Schlachtabfällen. Denn im Mittelalter gab es in Europa noch kein Postsystem für Jedermann. Daher stellten viele Handwerkszünfte ihre reisenden Gesellen als Boten zur Verfügung, die schriftliche Nachrichten transportierten. Besonders erfolgreich waren hier die Metzger. Aus den Hörnern geschlachteter Tiere fertigten sie sich Blasinstrumente - die ersten "Posthörner". Wenn diese im Ort ertönten war klar: ein Metzgergeselle war angekommen - und mit ihm vielleicht auch eine Nachricht.
Ab Ende des 15. Jahrhunderts jedoch, begann die italienische Adelsfamilie Torre e Tasso den Posttransfer für den Kaiserhof des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation zu organisieren. Die sogenannte "Reichspost" entstand, das erste, überregionale Postunternehmen des Kaiserreichs. Eine Sensation. Nur fünf Tage dauerte der Transport eines Briefes von Brüssel nach Innsbruck. Dafür sorgte ein dichtes Netz aus Poststellen, an denen Boten nach dem Staffelstab-Prinzip, sich gegenseitig ablösten. Bald expedierte die Familie Torre e Tasso nicht nur amtliche Dokumente, sondern auch die Post normaler Bürger. Aus der italienischen Adelsfamilie wurde dank ihres Postunternehmens eine mächtige Dynastie, die sich fortan Thurn und Taxis nannte, auf Geheiß des Kaisers in Regensburg residierte und: die per kaiserlichem Dekret als Einzige das Privileg besaß, ins Posthorn zu tuten. Eine Monopolstellung, die jedoch oft unterwandert wurde.
Das Ende einer Ära
Mit der Zeit transportierten die Postkutschen nicht nur Geschäftskorrespondenzen, oder gar sehnlichst erwartete Liebesbriefe, sondern auch Reisende. Um der holprigen Fahrt in dem engen Wagen ein besonderes Vergnügen abzugewinnen, musste man aber schon ähnlich schwärmerisch veranlagt sein, wie der Dichter Eichendorff. Als der über den Klang des Posthorns dichtete, war die glorreiche Zeit der Thurn und Taxis Reichspost längst vorbei. Mit dem Zusammenbruch des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation Anfang des 19. Jahrhunderts, endete auch das Monopol der Thurn und Taxis auf die Beförderung der deutschen Post. Viele deutsche Staaten nahmen das Postgeschäft nun selbst in die Hand. So auch das Königreich Bayern, das am 01. März 1808 den Postdienst für seine Region vom Haus Thurn und Taxis übernahm. Eine Ära ging zu Ende. Nicht nur die der Reichspost… Inzwischen werden ungeduldig erwartete Nachrichten dem Empfänger nur noch durch ein simples Piepen, Brummen oder Summen seines Smart Phones angekündigt. Das sehnsuchtsvolle Tuten des Posthorns ist lang verklungen.