Jeder kennt das: Man trifft jemanden, der ganz anders spricht als man selbst – obwohl er doch im selben Land lebt. In dieser Folge setzen wir uns damit auseinander, welche Dialekte es gibt, wie sie entstehen und was es speziell über den bairischen Dialekt zu wissen gibt.
(Voxpops:) „Gell, weil das Hochdeutsch brauchen wir nicht, wir sind Bayer.“ – „Schwäbisch,
Bairisch, Würtembergerisch“ – „Hessisch, Plattdeutsch, Berlinerisch“ – „Bairisch,
Sächsisch und Schwäbisch“ – „Badisch, Magdeburgerisch, Dresdnerisch“.
Sprecher: Dialekte. Jeder kennt das: Man trifft jemanden, der ganz anders spricht als man
selbst – obwohl er doch im selben Land lebt. Der Grund dafür sind Dialekte oder
so genannte Mundarten. Sie sind in jeder Region anders, und so redet
beispielsweise ein Berliner ganz anders als ein Bayer. In der heutigen Folge
gehen wir dem Thema Dialekte auf den Grund. Wo kommen Dialekte überhaupt
her und was gibt es für verschiedene Wörter aus Dialekten?
Doch zuerst wollten wissen, welcher Dialekt in Deutschland am besten gefällt.
Sprecher: DieFrage nach der Beliebtheit von Dialekten hat sich auch das Institut für
deutsche Sprache gestellt. Die Ergebnisse: Auf dem ersten Platz landete das
Norddeutsche, ein Drittel der Befragten empfanden Sächsisch als abstoßend.
Bei Bairisch ist man sich nicht so einig.
Warum ist das so? Wir haben mal bei dem Dialektexperten Hr. Dr. Wichtrey,
einem Ehemaligen der Universität Augsburg, nachgefragt.
Interviewer: Herr Dr. Wichtrey, wie kommt es zu verschiedenen Vorlieben bei Dialekten?
Dr. Wichtrey: Naja, Geschmäcker sind halt verschieden.
Interviewer: Was sind eigentlich Dialekte und wie entstehen sie?
Dr. Wichtrey: Naja, Dialekte sind einfach verschiedene Varianten einer Sprache, die sich in
Aussprache und Wortschatz vor allem unterscheiden. Und auch unterschiedliche
Lebensgewohnheiten von den Leuten schlagen sich in der Sprache und in den
Dialekten nieder. Im Norden wird man mehr Begriffe der Seefahrt in der Sprache
finden, Begriffe die man im Süden gar nicht kennt. Dialekte entstehen dadurch,
dass Leute die gemeinsam leben eine gemeinsame Sprache haben, zum Beispiel
zuerst in der Familie, in der eigenen, aber auch in größeren Gemeinschaften, der
Gemeinde oder der Region der Stadt, in der man lebt da hat man dieselben Sitten,
Gebräuche, die gleichen Feste dadurch entstehen regionale Sprachen und die
sind von den Lebensbedingungen geprägt und das nennt man eben Dialekte.
Interviewer: Wie sehen Sie die Zukunft? Wird das Dialektsprechen noch Bestand haben?
Dr. Wichtrey: Jein, einerseits ist es ja so, dass die Leute immer mobiler werden, dass man nicht
nur in seinerr Heimatstadt bleibt sondern durch ganz Deutschland und die ganze
Welt kommt und das sich die Sprache immer mehr angleicht und vermischt,
anderseits sind Dialekte auch immer eine Form der Identifikation mit der Heimat,
der Gruppe aus der man kommt zu der man sich verbunden fühlt und daher wird
wohl das in der ein oder anderen Form schon noch Bestand haben.
Sprecher: Wir wissen jetzt, was Dialekte sind und wo sie herkommen. Wer mit Dialekt
aufwächst, der übernimmt diese Sprachfärbung oft einfach von den Eltern.
Dialekte eignet man sich also meist schon in der Kindheit an.
Wir fragten weiter auf der Straße nach: Sprecht ihr Dialekt?
Marktfrau: Also, Ich rede nur Bairisch. Also Hochdeutsch tu ich mir sehr hart.
Junge: Ja, weil meine Eltern auch so reden, also auch bairisch.
Hr. Habelmann: Weil ich aus Zerbsch komme spreche ich zerbzerisch. Also zerbzerisch ist halt
charakteristisch da es eine kleine Dorfsprache ist. Wir sind halt so 14.000
Einwohner und da sagt man was zum Beispiel Sächsisches oder wa oder
vielleicht auch ne. Anstatt gut sagt man jut.
Nadine: Jein, also eigentlich nicht, aber ich glaube man hört schon die Färbung raus und
wenn ich mit manchen Freunden aus der Heimat bin die Dialekt sprechen, dann
kommts bei mir schon auch ein bisschen durch.
Julia: Ein bisschen Dialekt find ich immer gut aber nicht zu extrem, weil man soll sich
auch verstehen und generell in Richtung Hochdeutsch ist schöner.
Alex: Ich spreche keinen Dialekt. Weil ich mein Hochdeutsch da versteht man mich in
ganz Deutschland auch Ausländer die Deutsch gelernt haben verstehen mich
wohl am besten und ja.
Sprecher: Wir hab uns in verschiedenen bayerischen Städten wie Aichach, Augsburg und
München umgehört, was die Leute mit dem Stichwort Dialekt verbinden.
Natürlich sind die Meinungen verschieden – deswegen haben wir verschiedene
Menschen gefragt: Junge und Alte, Männer und Frauen. Jeder denkt anders über
Dialekte und deren Bedeutung.
Nadine: Der Allgäuer Dialekt ist zum Beispiel, schon, bedeutet schon ein bisschen Heimat
für mich, auch wenn ich selber nicht so damit verbunden bin, andere da kann
man ganz gut sich drüber lustig machen.
Marktfrau: Mir ist der Dialekt was wert, auf den bin ich stolz.
Rebecca: Ja, also wenn jemand bairisch spricht dann ist das schon Heimat, also find ich
schon schön. Und ja Oktoberfest und sowas halt klar, Bierzelt.
Alex: Verschiedene Mundarten, verschiedene Ausdrücke, regionale Unterschiede.
Sprecher: Wir haben uns auch mit der Frage beschäftigt, ob im Zusammenhang mit
Dialekten Verständnisprobleme auftreten können. Hierzu äußerte sich der
Mitarbeiter vom Stadtmuseum von Aichach, der selbst aus Holland kommt.
Holländer: Ich glaube, dass man Probleme kriegen kann, wenn die nur Bayrisch, das richtige
Bayrisch lernen, weil es geht dann um andere Leute die sie nicht mehr verstehen.
Nicht in Bayern, aber in anderen Teilen Deutschlands.
Sprecher: Dieses und ähnliche Probleme haben wir auch in andere Aussagen
wiedergefunden.
Eierverkäufer: Die meisten verstehen mich halt nicht. Es ist halt wenn man mit einem Ho.. also
vom Norden jemand telefonieren tut, schon ein Problem.
Verkäuferin: Ja, ich werde schon ab und zu angesprochen von meinem Chef der was dann
sagt ich muss wieder mehr Hochdeutsch reden.
Nadine: Ja, teilweise schon, also ich muss schon sagen wenn so ein
Allgäuerbauerndialekt bei manchen Leuten durchkommt, das klingt es für mich
manchmal echt nicht ernst zu nehmen.
Karin: Die Oberbairischendialektsprachen also meine Cousin/Cousinen haben mich als
Schwäbisch Sprechenden ziemlich diskriminiert.
Marktfrau: Ich rede so wie mir der Schnabel gewachsen ist.
Sprecher: Dialekte können fast schon wie eine Fremdsprache gesehen werden. Manche
Wörter haben keinen nachvollziehbaren Bezug zum Hochdeutschen oder klingen
einfach auch völlig anders. Hört selbst, wir haben für euch ein paar Dialektwörter
gesammelt.
Marktfrau: Ein „Fürter“. Ein „Fürter“ ist eine Schürze.
Verkäuferin: Das „Dirndl“ das kann das Kleid sein, kann aber auch das Mädchen sein.
Eierverkäufer: Nacht, ist gestern.
Passantin: Krumme Sofabeine sind das: „krummhakserte Kanabirfiaß“. Rebecca: „griabig“, gemütlich.
Nadine: „Keerza“ ,Kerzen.
Andi: „Fei“, des stimmt fei gell.
Alex: Also bei „Semmel“ weiß ich‘s zum Beispiel oder auch bei „Krapfen“, das sind so
typisch bairische oder österreichische Ausdrücke.
Sprecher: Die Meinung über Dialekte ist unterschiedlich. Im eigenen Sprachraum fühlt man
sich zu Hause. Ist man jedoch mit einem anderen Dialekt konfrontiert, den man
nicht versteht, so fühlt man sich fast wie ein Fremder im eigenen Land.
Grundsätzlich mochten unsere Befragten den Dialekt. Jedoch fanden diejenigen,
die keinen Dialekt sprechen, es wichtig, auch die Hochsprache zu können. So
entstehen keine Verständnisprobleme und jeder kann sich mit jedem
unterhalten. Doch das Hochdeutsche zu lernen ist für Menschen, die seit ihrer
Geburt Dialekt sprechen, gar nicht so einfach. Oder andersherum: was macht
man, wenn man einen Dialekt erlernen möchte? Dazu hat unser Insider einen
guten Tipp.
Insider: Wenn man sich mit jemandem mit einem fremden Dialekt unterhalten möchte,
kann das manchmal ganz schön schwierig sein. Wie bei einer Fremdsprache
kann hierbei ein Wörterbuch helfen.
Im Buchhandel gibt es zum Beispiel für alle bairischen Verständnisprobleme ein
kleines Übersetzungsbuch: Es trägt den Titel „Bairisch Deutsch – Deutsch
Bairisch“. Rund 5.000 Stichwörter und Redewendungen sind darin kurz und
knapp erklärt. So kann man beispielsweise auf einem bairischen Fest wie der
Wies‘n im bairischen Dialekt kommunizieren und Wörter oder Redewendungen,
die man nicht auf Anhieb versteht, einfach nachschlagen. Und das für nur drei
Euro fünfzig.
Mit einer solchen Übersetzungshilfe in der Tasche kann dann schon fast nichts
mehr schief gehen.
Manfred: Wenn oana melka wui an Stier a Wasser liaba suaft ois Bia mit Messa und Gabel d´Weisswürscht frisst, beim Kammerfensterln d´Leita vagisst und sagt des is a Gams, dawei is a Goiss, an jeden Dreck vui besser woass, dann bleib ganz ruhig, tua de nix scheißn, des san koane Menschen.....des san Preißn!
Insider: Nun ja - ich sagte, es könne fast nichts schiefgehen… Manfred: Wenn oana melka wui an Stier a Wasser liaba suaft ois Bia mit Messa und Gabel d´Weisswürscht frisst, beim Kammerfensterln d´Leita vagisst und sagt des is a Gams, dawei is a Goiss, an jeden Dreck vui besser woass, dann bleib ganz ruhig, tua de nix scheißn, des san koane Menschen.....des san Preißn!