Der kleine Felix besucht mit seiner Mutter einen Trachtenladen. Von der Verkäuferin erfahren die beiden, was es mit dem Dirndl und der Lederhose auf sich hat, zu welchem Anlass man Trachten trägt und wie viel so ein traditionelles Outfit kostet.
Sprecherin: Es gibt Zeiten im Jahr, da verzichten Menschen auf ihre alltägliche Kleidung.
Statt Jeans und Turnschuhen ziehen sie sich festlich an. Bunte Kleider, tiefe
Ausschnitte und stramme Waden in kurzen Hosen sieht man dabei überall.
In dieser Folge dreht sich alles um das Thema „Trachten“.
Wir haben uns mal auf der Straße umgehört: An was denken die Leute eigentlich
bei dem Begriff „Tracht“?
(Voxpops:) „Dirndl, Lederhosen, Charivari“ – „Bayern, Weißwurst, Oktoberfest“ –
„Ausschnitt, Bier, Gaudi“ – „Daheim und Bierzelt, Feiern“.
Sprecherin: Aber was hat es genau mit dem Thema „Trachten“ auf sich? Um das
herauszufinden, begleiten wir den kleinen Felix und seine Mutter in einen
Trachtenladen.
Mutter: Na Felix, was habt ihr heute in der Schule gemacht?
Felix: Wir haben die Matheprobe zurückbekommen. Ich war der Beste mit einer Eins!
Mutter: Super! Dafür hast du dir jetzt eine Kugel Eis verdient.
Felix: Ich will eine Kugel Vanilleeis!
Mutter: Also gut, dann lass uns in die Stadt gehen.
Sprecherin: Felix und seine Mutter kommen an einem Trachtenladen vorbei. Dort schauen
sie die Kleidung im Schaufenster an.
Felix: Du Mama, was verkaufen die da in dem Laden?
Mutter: Trachten, Felix!
Felix: Warum?
Mutter: Früher haben die Menschen immer Trachten getragen. Heute kaufen sie sie nur
noch zu bestimmten Festen.
Felix: Warum?
Mutter: Felix, eine Tracht ist die traditionelle Kleidung einer Region oder einer
Volksgruppe. Sie wird zu verschiedenen Anlässen getragen. Es gibt zum Beispiel
Tanztracht oder Festtagstracht.
Felix: Schau mal da, die Hose im Schaufenster ist aber schön. Die gefällt mir.
Mutter: Stimmt, die ist wirklich schön. Das ist eine Lederhose. Sie heißt so, weil sie aus
Leder gemacht wird. Das ist die Tracht für Männer.
Felix: Können wir kurz in den Laden reingehen?
Mutter: Ja, lass uns das machen. Vielleicht kann uns die Verkäuferin etwas mehr über
Trachten erzählen.
Verkäuferin: Grüß Gott, was kann ich denn für Sie tun?
Mutter: Grüß Gott! Meinem Sohn gefällt die Lederhose in Ihrem Schaufenster. Wo zieht
man denn so etwas heutzutage an?
Verkäuferin: Das kommt drauf an. Also unsere städtische Klientel zieht die so nicht an. Aber je
weiter Sie ins Oberland kommen, desto mehr wird das auch getragen. Am
Sonntag, wenn die Leute von der Kirche kommen, da hat Er seine kurze
Lederhose an und die handgestrickte Joppe darüber oder einen Lodenjanker
darüber, einen passenden Hut dazu und die Frau ist im Dirndl. Diese Traditionen,
die werden im städtischen Bereich nicht geführt, aber auf dem Land.
Mutter: Und wie ist das dann zum Oktoberfest? Dieses Jahr wollten wir nämlich auch mal
die Wiesn in München besuchen.
Verkäuferin: Also vor dem Oktoberfest, da tobt der Bär. Da sind hier 30, 40 Leute und man
weiß gar nicht mehr, wer zu wem gehört. Die Umkleidekabinen reichen hinten
und vorne nicht mehr aus. Die Herren stehen dann hier in Reihen und ziehen
sich hier einfach frei im Raum um. Da ist es wirklich heftig.
Mutter: Das ist ja schön. Wenigstens sind Feste, wie das Oktoberfest in München oder
der Plärrer in Augsburg noch Anlässe, um Tracht auch im städtischen Bereich zu
tragen.
Aber ziehen denn Kinder auch schon Tracht an?
Verkäuferin: Die jüngsten Kunden sind ein Jahr alt und die ältesten Kunden sind 80.
Mutter: Ach so, dann tragen kleine Kinder auch schon Tracht. Aber sagen Sie mal, was
gibt es denn alles für unterschiedliche Lederhosen?
Verkäuferin: Es gibt die ganz kurze Lederhose und es gibt die sogenannte Urform, die ist so
rund bis kurz oberhalb vom Knie her geschnitten und es gibt die Lederbundhose,
die praktisch bis unter das Knie geht.
Mutter: Die kurzen Lederhosen gefallen mir am besten. Wenn ich meinem Sohn so eine
Hose kaufen würde, was gehört denn da alles genau dazu?
Verkäuferin: Zur Lederhose gehört ein Schlupfhemd. Das kommt aus der früheren Zeit, da
haben die Herren dann nur am Morgen einen neuen Kragen rauf geknöpft und
am Abend den Kragen runter und das Ganze als Nachthemd weitergetragen.
Und heute zieht man aber auch viel karierte Hemden dazu an, auch mal in
knallbunten Farben. Bei den Haferlschuhen ist es halt schön, wenn man sie Ton
in Ton mit der Lederhose kombiniert. Bei den Strümpfen da gibt es viele
unterschiedliche Möglichkeiten. Zur kurzen Lederhose kann man wahlweise
einen Kniestrumpf tragen, der also bis kurz unter das Knie geht, oder aber die
sogenannten Loferl. Das sind zweiteilige Strümpfe. Das eine Teil kommt nur über
die Wade, dazwischen bleibt ein Stück frei und im Schuh ist dann eine kurze
Socke, die sogenannten Loferl.
Mutter: Sie haben gerade von Haferlschuhen gesprochen. Was ist denn das genau?
Verkäuferin: Der klassische Haferlschuh hat eben diese Seitenschnürung. Es gibt ihn allerdings
auch mit Mittelschnürung. Der Haferlschuh ist in der Kappe und in der Ferse
verstärkt und hat meistens eine Profilsohle, außer jemand will tanzen damit,
dann braucht er natürlich eine Ledersohle. Er ist ziemlich hoch raufgeschnitten
und darum heißt er auch Haferl und die Spitze vorne, die nennt man Schiffle.
Felix: Und was gibt es für Mädchen?
Mutter: Mädchen ziehen Kleider an und die nennt man Dirndl.
Verkäuferin: Es gibt knallbunte Dirndl, es gibt ganz gediegen schwarze, es gibt Dirndl mit viel
Handarbeit dran. Es gibt jedes Jahr neue Trendfarben. Heuer ist es zum Beispiel
Türkis und Pink bei der Schürze, ein Apfelgrün ist gerade ganz aktuell, aber die
traditionellen Farben, wie Rot oder Rosé, das sind Farben, die wird es immer in
der Tracht geben oder auch ein schönes Blau, also das wird immer verlangt. Von
der Länge gibt es die 50cm Länge, das ist also über dem Knie, dann gibt es die
60cm Länge, das ist also knapp unter dem Knie. Es gibt auch die 70er Länge, wie
sie da hängt. Das ist dann die Mitte Wade und es gibt die traditionellen ganz
langen Dirndl.
Die traditionelle Bluse ist eine weiße Bluse. Vom Ausschnitt her wird die auf den
Ausschnitt vom Dirndl abgestimmt, ist meistens kurzarm, also oberhalb vom
Ellbogen. Was inzwischen auch viel gefragt ist, ist eine schwarze Dirndlbluse.
Mutter: Dirndl sind ja wirklich schick und edel.
Verkäuferin: Es ist ein unheimlich feminines Kleidungsstück. Das kann man mit keinem
modischen Teil vergleichen, weil es schmeichelt jeder Frau. Es kann eine
schlanke Frau gut tragen, es kann eine starke Frau gut tragen. Ich hatte neulich
eine junge Frau da, die kam aus Saudi-Arabien, hatte also eine sehr, sehr starke
Figur, aber die hat dann ein Dirndl angezogen; schwarz, streckt schon mal; lang,die sah so süß darin aus. Die hat so viele Komplimente von der ganzen Familie
gekriegt, weil die einfach viel, viel besser ausgeschaut hat als in ihrer Jeans, in
der sie gekommen ist. Also ein Dirndl ist eigentlich schon was Besonderes.
Mutter: Ja, das finde ich auch. Leider sind Trachten ja so teuer. Was kosten denn Ihre
Dirndl und Lederhosen?
Verkäuferin: Dirndl zwischen 89 bis 150 Euro. Die etwas reiferen Damen, die geben schon mal
500 Euro aus für ein Dirndl. Es gibt natürlich dann auch Toppreislagen mit 1000
Euro für das Dirndl.
Bei den Lederhosen ist es dasselbe. Da gibt es diese Sets für 199 Euro. Das wird
von der Jugend gekauft. Es gibt aber auch Leute, die da viel Wert auf Qualität
legen. Da geht es natürlich auch bei 800 Euro aufwärts an. Es hängt auch sehr
viel von der Stickerei ab. Da gibt es die ganz normale Maschinenstickerei und
dann gibt es noch die originale Handstickerei und das ist natürlich das Teuerste.
Wir haben sehr viele Stammkunden, die kaufen dann aber nicht jedes Jahr ein
neues Dirndl, sondern man ergänzt vielleicht auch mal eine Bluse oder kauft sich
mal eine zweite Schürze.
Felix: Boa Mama schau mal da, was ist das denn für eine Kette?
Mutter: Felix, das ist Trachtenschmuck. Den trägt man zum Dirndl, um es damit
aufzupeppen. So was brauchen wir aber nun wirklich nicht mehr. Aber wenn du
magst, dann suchen wir dir eine Lederhose und ein Hemd aus.
Felix: Ja!
Sprecherin: Die Verkäuferin gibt Felix eine Lederhose und ein Hemd in seiner Größe. Er
probiert sie an. Beide Kleidungsstücke passen und stehen ihm gut. Mutter und
Sohn entscheiden sich, sie zu kaufen, und gehen zur Kasse.
Verkäuferin: Das macht dann 50 Euro, bitte.
Mutter: Danke, schönen Tag noch und vielen Dank, dass sie sich die Zeit für uns
genommen haben!
Felix: Tschüss!
Sprecher: Zusammenfassend kann man sagen, dass Trachten auch heute wieder modern
sind, obwohl es sich dabei um traditionelle und historische Kleidung handelt. In
unserem Podcast wurden Dirndl und Lederhosen als Beispiele von Trachten
näher beschrieben. Lederhosen für Männer gibt es in verschiedenen Längen.
Dazu trägt man meistens ein kariertes Hemd, einen Janker, Strümpfe und die
sogenannten Haferlschuhe. Auch Frauen können ihre Dirndl in verschiedenen
Farben und Längen kaufen.Die Anschaffung von Trachten ist nicht gerade billig. Es lohnt sich aber auf jeden
Fall. Man hat sie ein ganzes Leben lang und kann sie auch an die nächste
Generation weitergeben.
Insider: Jungs und Mädels aufgepasst! Wenn ihr dieses Jahr auf dem Münchner
Oktoberfest erfolgreich obandln (anbandeln) wollt, dann müsst ihr vorher
Folgendes beachten:
Die Schleife der Dirndlschürze sagt einiges über die Trägerin aus. Ist die Schleife
auf der rechten Seite gebunden, dann ist die Trägerin des Dirndls verheiratet
oder vergeben. Also Finger weg! Wenn sie sich aber auf der linken Seite befindet,
dann steht eurem Obandln nichts mehr im Wege.
Also Jungs und Mädels: Schnappt euch eure Lederhosen und Dirndl und auf
geht’s auf die Wiesn!