Bei den Uiguren haben der Baumwollanbau und die Baumwollverarbeitung eine lange Tradition. Sie kleiden sich deshalb normalerweise gern in Baumwolle. Die Männer tragen weitgeschnittene Röcke, auf Uigurisch "Qiapan" genannt, die an der rechten Seite geöffnet sind und statt mit Knöpfen mit einem langen um die Taille gelegten Tuch zusammengehalten werden. Früher trugen die Frauen Kleider mit weiten Ärmeln, über die sie meistens noch eine schwarze, in der Mitte geknöpfte Weste zogen. Heute tragen die meisten von ihnen Kleidung westlichen Stils. Die Uiguren und Uigurinnen, ob jung oder alt, tragen alle gern viereckige oder runde Köppis, die mit verschiedenen Mustern aus Seidenfäden bestickt sind. Die Frauen schmücken sich gern mit Ohrringen, Armreifen und Ketten. Früher trugen die jungen Mädchen über ein Dutzend Zöpfe. Nach der Heirat flochten sie ihr Haar in zwei Zöpfe. Als Schmuck wurde ein sichelförmiger Kamm ins Haar gesteckt. Aber es gab auch Frauen, die ihre zwei Zöpfe zu Haarknoten hochsteckten.
Mit der Erhöhung ihres Bewusstseins und ihrer wissenschaftlichen Kenntnisse haben sich die Uiguren von vielen abergläubischen Vorurteilen losgesagt. Viele überholte, feudale und religiöse Regeln und Sitten gelten für die Mehrheit der Uiguren jetzt nicht mehr. Manche Sitten und Gebräuche, die für die Produktion unnützlich sind, werden immer wieder verbessert. Früher gab es in den von den Uiguren bewohnten Gebieten zahlreiche Moscheen und von ihnen verwaltete Schulen und Gerichte. Über viele Jahrhunderte hatte die feudale Herrscherklasse mittels dieser religiösen Organe ihre feudalen Privilegien auf den Gebieten der Wirtschaft, Justiz und Erziehung beigehalten. Eheschließung und Familienleben waren ebenfalls von der Religion stark beeinflusst. So hatte ein Mann der Ausbeuterklassen das Recht, mehr als eine Frau zu heiraten und sich nach Belieben wieder von ihnen zu trennen. Selbst eine einfache Kleinfamilie, in der der Mann nur eine Frau hatte, war von der religiösen und feudalen Ideologie beeinflusst. Die Eheschließung wurde meistens von den Eltern organisiert. Im Familienleben hatten die Männer alle Rechte, die Frauen keine. Nach der Gründung der Volksrepublik China 1949 wurden die religiösen und feudalen Privilegien abgeschafft. Der Glaube ist tatsächlich zu einer Privatangelegenheit des Einzelnen geworden. Ob man die Fastenzeit einhält, wie vielmal man täglich betet, ob die Frauen beim Ausgehen Schleier tragen oder nicht, das alles bleibt jedem selbst überlassen. Dies hat dem normalen religiösen Glauben jedoch keinerlei Abbruch getan. Daher genießt die uigurische Bevölkerung erst jetzt wahre Glaubensfreiheit. Heute sind nicht nur Familien, Eheschließung und Vermögen gesetzlich abgesichert, auch die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist verwirklicht. Viele Frauen betätigen sich heute auch außerhalb des Hauses. In vielen großen Betrieben Xinjiangs arbeiten zahlreiche Uigurinnen an modernen Maschinen. Die Uiguren tanzen und singen gern. Die im Altertum entstandenen Zwölf Mukam - die Zwölf großen Akte - sind ein historisches Musik- und Tanzdrama, das 340 Melodien im klassischen Stil umfasst und auch heute noch bei den Uiguren bebliebt ist. Eine andere Suite, ebenfalls im uigurischen Stil, heißt Daolang Mukam und ist in den Gebieten Korla, Maralwexi, Markit und Qarkilik sehr populär. Es gibt Dutzende uigurischer Instrumente wie Zupfinstrumente, Blasinstrumente, Schlaginstrumente und andere. Die "Dutar" und die "Rewap" gehören zu den am meisten benutzten Musikinstrumenten für Solo- oder Chorbegleitung. Die "Dap" ist eine Schafpelztrommel, die man mit Fingern schlägt. Außen an der hölzernen Trommelwand hängen zahlreiche Eisenringen, die beim Spielen klingen. Mit der "Dap" werden meistens Tänze begleitet. Die uigurischen Tänze sind wegen ihrer schnellen Wirbel und ihrer vielen Variationen bekannt. Zu den traditionellen Tänzen gehören unter anderem der Schalen-Kopfbalance-Tanz, der Trommeltanz, der Eisenring-Tanz und der Puta-Tanz. Der Tanz "Dulang", der als ein Kleinod der Volkskunst bezeichnet wird, ist völlig vom Leben der Werktätigen geprägt. Er beschreibt eine Jagdveranstaltung der Bevölkerung von Markit im Altertum. Die Bewegungen des Tanzes sind kräftig, leidenschaftlich und drücken zusammen mit dem vollen Rhythmus Tapferkeit und Begeisterung aus. Der Tanz "Nazirkum", der in den Gebieten Turpan, Piqan und Hami verbreitet ist, bringt mit seinen Tanzbewegungen Lebhaftigkeit und Humor zum Ausdruck, was typisch ist für die optimistischen und heiteren Uiguren.
Die Uiguren haben eine eigene Schrift mit arabischen Buchstaben. Nach der Gründung der Volksrepublik China 1949 wurde entsprechend den Besonderheiten der uigurischen Sprache, die zu den Turksprachen der altaischen Sprachfamilie gehört, eine neue Schrift auf der Grundlage der lateinischen Buchstaben geschaffen. Die alte arabische Schrift wird daneben weiter verwendet.