"Die Reise nach dem Westen" ist der erfolgreichste mythische Roman der chinesischen Literaturgeschichte. Der Roman basiert auf der Geschichte der Pilgerreise des bekannten chinesischen buddhistischen Meisters, des Tang-zeitlichen Mönchs Xuanzang, der im 7. Jahrhundert n. Chr. buddhistische Schriften von Indien nach China bringen wollte. Es werden sämtliche Schwierigkeiten und Hindernisse geschildert, denen der Mönch und seine drei Jünger auf der Pilgerreise begegnen. Der Affenkönig Sun Wukong, der keine Angst vor Autoritäten hat, aber sich nicht mit bösen Kräften einlässt, wird ausführlich beschrieben. In dem Roman drückte der Verfasser seine Vorstellungen über das wirkliche Leben verblümt aus.
Der Verfasser des Romans, Wu Cheng'en, wurde in Huai'an in der Provinz Jiangsu geboren. Als junger Mann verfügte er über verschiedenste Interessen und war vielseitig künstlerisch begabt. In seiner Jugend war Wu Cheng'en bereits auf Grund seiner literarischen Fähigkeiten berühmt, allerdings scheiterte er bei den kaiserlichen Prüfungen. Deshalb waren die Verhältnisse, in denen Wu Cheng'en lebte, sehr schlecht und von extremer Armut geprägt, wodurch sich sein Widerwillen gegen die korrupten feudalen Beamtenkreise und den Sittenverfall in der Gesellschaft immer mehr verstärkte. Wu Cheng'en äußerte schließlich in dem Roman "Die Reise nach dem Westen" seine Unzufriedenheit und Empörung und hielt seine Utopien fest. Obwohl Wu Cheng'en diesen Roman erst gegen Ende seines Lebens niederschrieb, sammelte er schon sein ganzes Leben lang Material dafür. Als Kind bereiste Wu Cheng'en mit seinem Vater viele Gegenden seiner Heimatprovinz und sein Vater erzählte ihm Legenden über jeden einzelnen Ort. Ab seinem 30. Lebensjahr sammelte Wu Cheng'en zahllose solcher Geschichten und plante ihre literarische Umsetzung. Ungefähr im Alter von 50 schrieb Wu Cheng'en die ersten 10 Kapitel des Romans, den er erst in hohem Alter vollendete.
"Die Reise nach dem Westen" besteht aus mehreren Geschichten, die zwar unabhängig von einander, aber stark unter einander verwoben sind. In den Geschichten treten zahlreiche Götter und Dämonen auf, die jeweils Gerechtigkeit bzw. Bosheit repräsentieren. Es wird eine groteske mythische Welt beschrieben, die die irdische Welt widerspiegelt: Der allerhöchste Himmelskaiser im imposanten Himmelspalast gilt als ein wirrköpfiger Herrscher, was dem realen Kaiserhof ähnelte; Beamte der göttlichen Ministerien decken einander und sind korrupt, was dem Zustand auf der Erde gleicht; Teufel und Dämonen beherrschen die Welt skrupellos - sie gelten als Verkörperung der Despoten und Bürokraten der realen Welt. Der von Wu Cheng'en gezeichnete Held, der Affenkönig Sun Wukong, verabscheut diese Zustände abgrundtief und kämpft mit seinen magischen Fähigkeiten gegen alle Teufel und Dämonen, die er schließlich tötet oder gefangen nimmt. Diese Beschreibungen spiegeln das große Bedürfnis Wu Cheng'ens wider, die korrupten Kräfte und Auswüchse der Gesellschaft zu bekämpfen.
Der von Wu Cheng'en verfasste Roman "Die Reise nach dem Westen" hat sehr großen Einfluss auf die späteren Generationen ausgeübt und war in den letzten Jahrhunderten Quelle zahlreicher literarischer Werke für Kinder und Grundlage für Film-, Fernseh- bzw. Opernwerke.