Qu Yuan gilt als einer der beliebtesten und vom Volk meist respektierten Lyriker der letzten Jahrtausende. Er lebte während der Periode der Streitenden Reiche (475-221 v. Chr.). Damals herrschten zahlreiche Lehnsfürsten in China, die ständig gegen einander kämpften. Qin und Chu galten als die zwei stärksten Fürsten-Reiche.
Qu Yuan war ein Adliger des Chu-Reiches und fungierte als ranghoher Beamter am Hof. Er war hoch gebildet und galt als guter Diplomat. Er hatte schon früh eine hohe Stellung am Hofe des Chu-Königs inne. Qu Yuan liebte sein Land sehr und hoffte, dass er mit seinen Fähigkeiten den Chu-König unterstützen könnte, um das Chu-Reich zu stärken. Bedauerlicherweise geriet Qu Yuan in Konflikt zu den korrupten Adligencliquen des Chu-Reiches, die Qu Yuan beim Chu-König verleumdeten und von ihm entfremdeten. Das Chu-Reich verlor langsam an Einfluss und im Jahre 278 v. Chr. wurde die Hauptstadt des Chu-Reiches, Yingdu, von Truppen des Qin-Reiches erobert. Aus Trauer und Empörung ertränkte sich Qu Yuan in einem Fluss.
Qu Yuan hat für die späteren Generationen ein unvergängliches Kulturerbe hinterlassen. Qu Yuan ist der erste Dichter, dessen literarische Werke nachweislich allein geschaffen wurden. Sein Klagelied "Lisao" (zu Deutsch etwa wie "Trauerlied nach der Trennung") gilt als das längste romantische politische Gedicht in der Geschichte der chinesischen Literatur. In dem langen Gedicht zitiert Qu Yuan einige klassische Textstellen, um der Hoffnung Ausdruck zu geben, dass der Chu-König tugendhafte, fähige Leute einsetzen, eine Herrschaft der Tugend ausüben und zusammen mit anderen Reichen einen aktiven Widerstand gegen das Qin-Reich leisten möge. "Lisao" durchbrach die starren Versformen der ersten chinesischen Gedichtssammlung, dem "Buch der Lieder", und bereicherte so in großem Maße die lyrische Ausdruckskraft und eröffnete ein neues Feld für das Poesieschaffen im alten China. Die späteren Generationen bezeichneten "Chu Ci" und das "Buch der Lieder" als "Feng" bzw. "Sao". "Feng" und "Sao" gelten als Quelle der realistischen und romantischen Tradition in der Geschichte der chinesischen Lyrik.
Neben seinem repräsentativen Werk "Lisao" gilt auch das Gedicht "Tian Wen" als Besonderheit der chinesischen Lyrik. Darin werden insgesamt 172 Fragen an den Himmel gestellt, die unter anderem die Bereiche Astronomie, Geographie, Literatur und Philosophie betreffen. Dabei werden der kühne Zweifel des Dichters an den traditionellen Ideen sowie seine leidenschaftliche Wahrheitsliebe ausgedrückt. Außerdem ist von ihm das "Jiu Ge", eine Serie von Liedern über Götter, die auf volkstümlichen Opferliedern basieren, überliefert. Darin werden zahlreiche göttliche Gestalten beschrieben und die meisten sind Lieder auf die Liebe zwischen Menschen und Göttern.
In den Werken von Qu Yuan finden sich zahlreiche ungewöhnliche Ideen und besondere Gedanken. Der Dichter personifizierte Bäume und Blumen und schuf unzählbare Feegestalten, um seine edle und reine Gesinnung zu äußern. Beim Lesen der Werke von Qu Yuan kann man nicht nur die schöne Sprache bzw. die seltenen Metapher bewundern, sondern man kann auch die noble Gesinnung sowie den Patriotismus des Dichters fühlen. Deshalb ist Qu Yuan in den letzten Jahrtausenden immer der klassische Poet gewesen, der bei den Chinesen beliebt ist.