Daß Cassio sie liebt, das glaub ich, und daß sie ihn wieder liebt, das läßt sich wenigstens glauben. Was den Mohren betrift, so muß ich gestehen, ob ich ihn gleich nicht leiden kan, daß er von einer gesezten, liebreichen und edeln Gemüths-Art ist; und ich zweifle gar nicht daran, daß er gegen Desdemona ein recht zärtlicher Ehmann seyn wird. Nun lieb ich sie auch, nicht eben aus Antrieb einer sonderlichen Lust zu ihr, (ob ich gleich vielleicht für eben so grosse Sünden in des Teufels Schuldbuch stehe,) sondern mehr um an dem üppigen Mohren Rache zu üben, den ich im Verdacht habe, daß er meinem Weibe zu nah' gekommen seyn möchte; ein Gedanke, der mir wie mineralisches Gift an meinem Inwendigen nagt, und mir keine Ruhe lassen wird, bis ich quitt mit ihm bin, Weib um Weib: Oder wenn mir auch das fehlschlüge, so muß mir der Mohr wenigstens in eine so starke Eifersucht gesezt werden, daß die Vernunft selbst ihm nichts dagegen helfen soll. Und wenn dieser arme Venetianische Brak, den ich bloß um seines guten Jagens willen liebe, unserm Michael Cassio nur recht zu Leibe geht, so wollen wir ihn bald bey der Hüfte kriegen, und ihn dem Mohren auf eine Art empfehlen, die ihre Würkung thun soll; und der Mohr soll mir noch danken, und mich noch dafür lieben und belohnen, daß ich ihn fein sauber zu einem Esel mache, und ihn aus dem stolzen Frieden seiner Seele bis zur Tollheit herausbetrüge. Das alles ligt hier aber noch verworren; Spizbüberey läßt ihr ganzes Gesicht nicht eher sehen, bis sie vollbracht ist.
(Geht ab.)