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Die Geschichte von der Dilber, die nicht erreichte, was sie wollte

时间:2023-11-21来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Geschichte
Die Geschichtenüberlieferer und die Märchenerzähler berichten folgendes. In alten Zeiten hatte ein armer Mann eine Frau. Sie waren sehr arm und hatten keinen Platz zum Wohnen. Diese Frau wurde von ihrem Manne schwanger, und als ihre Zeit herankam, sagte sie zu ihrem Manne: „Geh zu der Badbesitzerin Aische Molla und sage ihr: ‚Meine Frau hat keinen Platz, wo sie gebären könnte. Wenn im Bade ein leeres Zimmer ist, laß sie dort gebären‘.“ Darauf ging der Mann zu der Aische Molla und erzählte ihr die Sache. Sie antwortete: „Schön, mein Sohn, morgen mag sie kommen und hier bleiben.“ Dann kehrte der arme Mann wieder nach Hause zurück und erzählte es seiner Frau. Am nächsten Tage stand die Frau auf und ging ins Bad. Sofort führte die Aische Molla sie in eine Kabine und sagte: „Meine Prinzessin, dort können Sie gebären.“ Die Frau trat ein, bekam die Wehen und brachte ein wunderschönes Kind zur Welt. Es war so schön, daß man es nicht fertig brachte, ihm ins Gesicht zu sehen. Da spalteten sich die Wände des Bades und drei Derwische traten ein. Der erste sagte: „Dieses Kind soll die ihren Wunsch nicht erreichende Dilber heißen.“ Der andere sagte: „Wenn dies Mädchen sich wäscht, sollen von ihrem Kopfe Goldstücke fallen, wenn sie lacht, sollen auf ihren Wangen Rosen blühen, und wenn sie weint, sollen aus ihren Augen Perlen fallen, und da, wo sie geht, soll Rasen wachsen.“ Der dritte sagte: „Sie soll dies Armband an ihren Arm legen. Wenn sie es abnimmt, stirbt sie, aber so lange sie das Armband nicht abnimmt, soll ihr nichts passieren und sie wird jahrelang leben.“ Dann ließ er sein Armband im Bade zurück und die drei Derwische verschwanden.
 
Die Mutter legte ihrer Tochter das Armband um, und wusch das Mädchen ordentlich. Immer, wenn sie ihr Wasser auf den Kopf goß, fielen Goldstücke herunter. Dann [55]gab die Frau der Badbesitzerin eine Anzahl Goldstücke, nahm ihre Tochter und kehrte in ihr verfallenes Haus zurück. Nach einigen Tagen ließ sie ein großes Haus bauen mit Gartenhaus und schön mit Goldverzierung, daß es sich nicht beschreiben läßt. Die Frau brachte das Mädchen in dieses Gartenhaus und dort lebten sie. Wenn das Mädchen weinte, fielen Perlen herab, wenn sie lachte, blühten Rosen auf ihren Wangen, wo sie ging, sproßte Rasen. Schließlich wurden sie durch das Mädchen so reich, daß sie den Wert von weißen und schwarzen Sklavinnen und vom Gelde nicht kannten. Die Zeit verging, das Mädchen kam in ihr vierzehntes Jahr. Sie hatte nicht ihresgleichen in der Welt, schlank wie eine Gerte, mit Rehaugen, geschweiften Augenbrauen, Lippen wie Zucker, mit einem Geruch wie Ambra, von liebenswürdigem Wesen. Sie war so schön, daß man unfähig war, es zu beschreiben. Ein Wunder der Welt. Wer sie ansah, wurde geblendet. Es war, als ob in ihrem Zimmer die Sonne aufgegangen war und strahlte. In allen Stadtvierteln war sie bekannt und man fand sie schön.
 
Die wollen wir nun lassen und uns zum Sohne des Padischahs von Jemen wenden. Eines Nachts sah er im Traum dieses Mädchen und trank aus ihrer Hand den Becher der Liebe. Morgens stand er auf, ging zu seiner Mutter und sagte: „Liebe Mutter, Gott möge es zum Guten wenden! Im Traume habe ich ein Mädchen gesehen. Noch jetzt schwebt mir ihr Bild vor. Nur die will ich.“ Sie antwortete: „Ach, mein Sohn, was willst du mit ihr anfangen. An dem und dem Orte ist ein Mädchen. Wenn sie sich wäscht, fallen Goldstücke von ihrem Kopfe, wenn sie lacht, blühen Rosen auf ihren Wangen, wenn sie weint, fallen Perlen herab, und wo sie geht, blüht Rasen.“ Der Sohn sagte: „Ach, Mutter, ist das, was du sagst, ein Traum? So etwas gibt es ja nicht.“ Die Mutter antwortete: „Mein Sohn, wenn du mir nicht glaubst, so laß es dir anderweitig bestätigen, ob es vielleicht falsch ist.“[56]
 
Man rief die Makler und fragte sie. Die wunderten sich; aber einer unter ihnen hatte gerade das Mädchen gesehen, trat vor und sagte: „Mein Prinz, ich habe sie mit eigenen Augen gesehen, sie ist vorhanden.“ Da blieb nunmehr dem Prinzen kein Zweifel. Er ging zu seiner Mutter und sagte: „Liebe Mutter, besteige morgen ein Schiff und fahre als Brautwerberin zu dem Mädchen. Wenn es sich wirklich mit dem Mädchen so verhält, so verlobe sie mir sofort und bringe sie hierher.“ Am Morgen bestieg die Dame ein Schiff und machte sich auf den Weg. Nach einigen Monaten kam sie in dem Lande, wo das Mädchen war, an, verließ das Schiff und betrat die Stadt. Als sie dort jemand gefragt hatte, zeigte man ihr das Haus des Mädchens. Die Dame ging hin und klopfte an die Tür. Als die Tür geöffnet wurde, trat sie ein. Man holte sie nach oben, und sie kam zu dem Landhause, wo das Mädchen war. Nachdem sie sich gesetzt hatte, fing sie an, sich ausgiebig mit ihrer Mutter zu unterhalten. Ihre Absicht war es, zunächst zu erproben, ob es sich wirklich mit dem Mädchen so verhielte, und sagte: „Meine Tochter, würde es dir Mühe machen, mir ein Glas Wasser zu bringen?“ Das Mädchen stand sofort auf. Als sie Wasser holte, wuchs an der Stelle, die sie betrat, eine Spanne weit Rasen. Als die Dame das sah, verwunderte sie sich. Als die Dame die Schale nahm und trank, drückte sie das Mädchen an einer Stelle leicht. Das Mädchen war nahe daran zu weinen, und ehe sie anfing, fielen Perlen herab. Als die Dame dann eine lustige Geschichte erzählte, konnte das Mädchen sich nicht halten, lachte, und sofort blühten Rosen auf ihren Wangen. Schließlich goß sie zufällig dem Mädchen Wasser auf den Kopf, sofort fielen ihr vom Kopfe Goldstücke. Da blieb ihr nun in ihrem Herzen kein Zweifel mehr und sie sagte zu der Mutter: „Den schönen Namen Ihrer Tochter habe ich gehört, nach Gottes Anordnung und dem heiligen Brauch des Propheten möchte ich Ihre Tochter mit meinem Prinzen verheiraten. Was denken Sie dazu?“ Da sagte die Dame: „Meine Königin, [57]sollte ich meine Tochter solchen Leuten, wie Sie es sind, vorenthalten? Nach Ihrem Belieben. Gott möge Segen geben!“ Dann wurde die Verlobung gemacht und die Königin sagte: „Ich werde nun gehen. Nachher bringen Sie Ihre Tochter, denn wir wollen dort nun alles zur Hochzeit herrichten.“ Dann stand die Königin auf und machte sich auf den Weg. Schließlich kam sie eines Tages nach Jemen, ging in den Palast, rief den Prinzen und sagte: „Mein Sohn, ich bin hingegangen und habe das Mädchen gesehen. Es verhält sich mit ihr wirklich so. Wer sie einmal sieht, sagt: „Ich möchte sie noch einmal sehen.“ So schön ist sie. Sofort habe ich die Verlobung abgeschlossen und bin hierher gekommen.“ Als der Prinz das hörte, wurde er ganz verwirrt und seine Hände und Arme fingen an zu zittern. Dann küßte er seiner Mutter die Hand und blieb dort.
 
Die fingen nun mit den Hochzeitsvorbereitungen an, und der Prinz sah sehnsüchtig nach dem Mädchen aus. Die wollen wir nun lassen und uns wieder dem Mädchen zuwenden. Die Mutter machte ihrer Tochter kostbare Kleider und richtete eine kostbar ausgestattete Aussteuer her. Als die Reisevorbereitungen fertig waren, rief sie die Amme des Mädchens und sagte: „Du wirst auf meine Tochter ordentlich acht geben und sie nach Jemen führen. Nach einigen Tagen komme ich auch.“ Dann nahm die Amme die Tochter der Dame und ihre eigene Tochter und etwas Nahrungsmittel mit, bestieg ein Schiff und machte sich mit ihnen auf den Weg. Als es Abend wurde, hungerte die Braut und sagte: „Mutter, gib mir etwas Brot.“ Die Amme schnitt entsprechend der List, die sie sich ausgedacht hatte, ein Stück gesalzenes Pasdyrma12 ab und gab es dem Mädchen. Als das arme Mädchen das Pasdyrma gegessen hatte, bekam es nach einer halben Stunde großen Durst und sagte: „Mutter, gib mir etwas Wasser.“ Die Frau sagte: „Wenn du eins von deinen Augen herausreißt und mir gibst, gebe ich dir Wasser, sonst nicht.“ Das arme [58]Mädchen weinte und nahm ein Auge heraus und gab es ihr. Nach einiger Zeit hatte das Mädchen wieder Durst und sagte zu der Frau: „Mutter, mich dürstet.“ Die Frau antwortete: „Du schweinisches gemeines Mädchen, wenn du das eine Auge herausreißt, werde ich dir Wasser geben.“ Was soll das arme Mädchen tun? Ihr Inneres war ganz von Durst verbrannt, gezwungenerweise riß sie es aus und gab es der Frau. Die Frau gab ihr etwas Wasser, und das Mädchen trank, aber sie war auf beiden Augen blind. Als sich dann das Schiff einem Lande näherte, zog die Frau der Braut die Kleider aus, und führte die Arme auf einen Berg und ließ sie dort. Darauf zog sie ihrer Tochter die Kleider an, schmückte sie, und sie gingen in das Schloß des Königs von Jemen. Aus dem Palast ging man ihnen entgegen und führte sie nach oben. Die Mutter des Prinzen betrachtete das Mädchen genau, wunderte sich und überlegte innerlich: „Das ist nicht das Mädchen, das ich dort gesehen. Dahinter steckt sicherlich etwas. Wollen einmal sehen, worauf das hinauslaufen wird.“ Sie setzten sich und fingen an zu erzählen. Am Abend wurde die Hochzeit mit dem Prinzen gefeiert und Scherbet getrunken. In dieser Nacht führte man den Prinzen in das Brautgemach. Der Prinz sagte zu dem Mädchen: „Lache doch ein wenig!“ Obgleich das Mädchen zu lachen anfing, geschah nichts von dem Wunder. Der Prinz wunderte sich. Wenn dies Mädchen lacht, sollen doch Rosen blühen, wenn sie weint, Perlen fallen, und auf der Stelle, wo sie geht, soll Rasen wachsen. Ist dies das so gepriesene Mädchen? Bei diesem Mädchen geschieht nichts derartiges. Nach solchen langen Überlegungen redete er das Mädchen an: „Meine Prinzessin, wenn du lachst, sollen Rosen auf deinem Gesicht blühen. Aber du hast gelacht und keine ist aufgeblüht. Was heißt das?“ Das Mädchen antwortete: „Mein Herr, sie blühen nur einmal im Jahre.“
 
Kurz, am Morgen führte die Mutter des Prinzen das Mädchen ins Bad und fing an sie zu baden. Die Dame goß [59]ihr, um sie zu erproben, Wasser auf den Kopf, aber keine Goldstücke fielen herab. Die Dame war verwundert. Darauf kleidete sie schließlich das Mädchen an und schmückte sie und man führte sie in das Schloß. Das Mädchen setzte sich in einen Winkel.
 
Die mögen nun dort sitzen, wir wenden uns jetzt zu dem Mädchen, das sie auf dem Berge gelassen hatten. Mit ihren beiden blinden Augen weinte sie andauernd und von ihrem Weinen hatte sich vor ihr ein Haufen Perlen angesammelt. Da kam ein Karawanenführer und, als er das Mädchen in dieser Lage sah, seufzte er, und sein Herz blutete. Er ging zu ihr und sagte: „Meine Tochter, welcher Teufel hat dich in solche Verfassung gebracht?“ Das Mädchen antwortete: „Ach, Vater, frage nicht. Gott hat es so bestimmt, man muß es tragen.“ Darauf faßte er das Mädchen an der Hand und nahm auch die Perlen und brachte sie in sein Haus und sagte zu seiner Frau: „Quäle nicht dieses Mädchen, wasche sie ordentlich. Es ist ein gutes Werk.“ Schließlich fragten sie das Mädchen nach ihren Erlebnissen. Das Mädchen erzählte ihnen die Geschichte von Anfang bis zu Ende. Sie sagten zu der Unglücklichen: „Ach, das ist schade.“ Als das Mädchen lachte, wuchsen sofort Blumen auf ihren Wangen. Da schnitt sie sie mit der Schere ab und sagte: „Vater, nimm diese Rose, lege sie in einen Korb, geh vor das Schloß des Prinzen und rufe: ‚Ich verkaufe Rosen außer der Jahreszeit.‘ Dann wird man dich rufen und dir sagen: ‚Für wieviel Para gibst du sie?‘, dann sage du: ‚Ich verkaufe sie nicht für Geld, nur für ein Auge‘.“ Der Vater antwortete: „Sehr wohl, mein Mädchen.“ Diese Nacht legte er sich schlafen. Am Morgen packte er die Rosen in einen Korb, stand auf und machte sich auf den Weg.
 
Als er vor das Schloß kam, rief er: „Ich verkaufe Rosen außer der Jahreszeit.“ Als das Mädchen aus dem Schlosse das hörte, sagte es zu seiner Mutter: „Ach, Mutter, da werden Rosen außer der Jahreszeit angeboten. Wollen sie kaufen und dem Prinzen zeigen und ihm sagen: „Siehe, [60]heute ist diese Rose auf meiner Wange erblüht.“ Da liefen sie zu der Tür und riefen: „Komm hierher.“ Der Karawanenführer kam sofort an die Tür des Schlosses, nahm den Korb von der Schulter und stellte ihn auf die Erde. Das Mädchen sagte: „Gärtner, um wieviel Piaster gibst du die Rose?“ Da antwortete er: „Mein Mädchen, für Geld nicht, ich gebe sie für ein Auge.“ Da wandte sich das Mädchen um und sagte zur Mutter: „Wollen ihm die Augen des Mädchens, die im Kasten liegen, geben und die Rose nehmen.“ Das Mädchen ging zu dem Kasten, nahm beide Augen, brachte sie und gab sie dem Gärtner. Der nahm die Augen, gab die Rosen und ging ohne Verweilen nach Hause, trat ein, ging zu dem Zimmer, wo sich das Mädchen befand, und sagte: „Meine Tochter, ich habe deine beiden Augen.“ Da stand das Mädchen auf, vollzog eine schnelle Waschung und, um Gottes Wohlgefallen zu erlangen, zwei Gebetsbeugungen, stand auf, erhob die Hände und betete. Ihr Gebet wurde erhört. Als sie ihre Augen wieder an die Stelle setzte, wurden mit Gottes, des Höchsten, Erlaubnis ihre Augen geöffnet, sodaß sie die Welt wieder sah. Sie leuchteten heller wie vorher. Sie dankte Gott und ging in dem Zimmer auf und ab. Wenn das Mädchen lachte, blühten die Rosen, und wenn sie sich wusch, fielen von ihrem Kopfe Goldstücke. Kurz, das Mädchen sah in dem Karawanenführer ihren Vater und umarmte ihn innig. Sie wurden auch durch dieses Mädchen so reich, daß sie sich Häuser bauen und paarweise Sklavinnen und Sklaven hielten. Das Mädchen hatte auch für sich ein außergewöhnliches Zimmer. Jeden Tag setzte sie sich dorthin und vergnügte sich. Eines Tages sagte das Mädchen: „Vater, ich wünsche von dir eine Türbe13 ganz aus Karfunkelstein und im Inneren einen Kasten von Gold. Die Türen der Türbe sollen einmal von selbst in der Stunde schreien: ‚Die Dilber, die nicht ihren Wunsch erlangt hat‘ und sich nach beiden Seiten öffnen. So sollen die Türen rufen.“ Der Karawanenführer sagte: „Meine Tochter, du [61]sollst eine Türbe, wie du sie wünschst, haben. Mit Gottes Hilfe will ich sie dir machen.“ Schließlich erhob er sich, ging auf den Berg, ließ nach der Beschreibung des Mädchens aus Karfunkelstein eine Türbe machen und im Inneren auch einen Kasten. Die Türen öffneten sich von selbst und riefen: „Die Dilber, die ihren Wunsch nicht erreicht hat.“ Als die Türbe fertig war und bereit stand, ging der Karawanenführer nach Hause und sagte: „Da habe ich dir die gewünschte Türbe machen lassen, gräme dich nicht.“
 
Die wollen wir nun lassen und uns zu dem im Schlosse weilenden Mädchen wenden. Als sie dem Prinzen die Rose gegeben hatte, nahm er sie, roch daran und sagte: „Deine Rose ist gekommen. Du selbst wirst auch bald kommen.“14 Als das Mädchen aus der Rose gemerkt hatte, daß die andere lebe, sagte sie zu ihrer Mutter: „Mutter, dies Mädchen ist am Leben; sie muß irgendwo in der Nähe leben. Komm, wollen ihr eine Zauberin schicken. In der Nacht soll sie ihr den Armring ausziehen, dann wird sie sterben.“
 
Darauf schickte die Mutter eine Zauberin mit Maßregeln an das Mädchen. Die Zauberin fragte nach dem Mädchen, ging sofort in das Haus, wo sich das Mädchen befand und klopfte an die Tür. Als sie geöffnet wurde, stieg sie auf der Treppe nach oben, trat in das Zimmer des Mädchens ein und setzte sich. Da es spät geworden, sagte sie zu der Frau: „Ach, Mutter, ich bin von weit her gekommen; es ist spät, und ich fürchte mich zu gehen. Ich bin nur hierhergekommen, daß ihr mich als Gottesgast aufnehmt.“ Da sagte die Frau: „Sehr schön, Mutter. Da ist ein Zimmer, schlafe dort ruhig.“ Später wird zu Abend gegessen. Danach geht die Zauberin in ihr Zimmer und legt sich schlafen. Das Mädchen und die Mutter gehen in ihre Zimmer und schlafen ein. Genau zwischen sieben und acht verläßt die Zauberin ihr Zimmer, geht in das Sommerhaus des Mädchens und tritt sofort ein. Als sie eintrat, schlief das Mädchen fest. [62]Die Zauberin näherte sich, zog dem Mädchen leise den Armring vom Arm, nimmt ihn mit, geht hinunter in das Zimmer, nimmt ihren Mantel, zieht ihn an, verläßt das Haus und geht sofort zum Schloß. Nachdem sie eingetreten, gibt sie der Mutter des Mädchens den Armring. Die nimmt ihn freudig in Empfang und bewahrt ihn.
 
Die wollen wir nun verlassen und uns zu der Dame wenden. Am Morgen steht sie auf, geht in das Zimmer, wo die alte Frau schlief und sieht, daß sie nicht da ist. Sie wundert sich: „Wohin kann sie wohl gegangen sein? Sie ist weggegangen.“ Sie sieht nach dem Mantel. Auch der ist nicht da. Dann geht sie in das Zimmer des Mädchens, und sieht, daß es schläft. Sie kann es nicht übers Herz bringen, sie zu wecken. Darauf kehrt sie um, geht in ihr Zimmer. Schließlich wird es gegen vier und fünf Uhr. Das Mädchen steht nicht auf. Die Dame denkt bei sich: „Das Mädchen pflegte jeden Tag früh aufzustehen. Warum bleibt sie heute so lange? Ich werde sie aufwecken.“ Sie geht nach oben, tritt in das Zimmer, wo das Mädchen liegt und sagt: „Hollah, meine Tochter, man ruft zum Mittagsgebet. Stehe auf!“ Das Mädchen gibt keine Antwort. Sie ruft nochmals. Wieder kein Laut. Da sieht sie nach dem Atem des Mädchens. Auch nicht der geringste Atem ist zu spüren. Sie faßt die Füße an. Sie sind kalt wie Eis. Als sie das sieht, fängt sie zu jammern und wehklagen an: „Ach, meine Tochter ist gestorben; nun will ich von der ganzen Welt nichts wissen“ und fällt auf den Boden. Der Mann der Frau kommt. Als er sie sieht, fragt er: „Was ist geschehen, Frau, warum weinst du so?“ Da antwortete die Frau: „Ach, mein Herr, diese unsere Tochter ist diese Nacht gestorben. Bis zum jüngsten Tage werde ich mich nach ihr sehnen.“ Als der Karawanenführer dies hörte, fielen aus seinen Augen Tränen wie Regentropfen. Schließlich wuschen sie das Mädchen, vollzogen das Gebet und begruben es in der Türbe, die es sich hatte machen lassen. Dann trauerten sie um das Mädchen.[63]
 
Die wollen wir nun verlassen und uns zur Mutter des Mädchens in dem Palaste wenden. Als sie hörten, daß dies Mädchen gestorben war, gehörte die Welt ihnen, und sie sagten: „Ach, Gott sei Dank, nun sind wir das Mädchen los.“ Als der Prinz hörte, daß dies Mädchen draußen gestorben sei, seufzte er und sein Herz blutete. Danach mochte er nun nicht mehr bei diesem Mädchen im Schlosse bleiben. Eines Tages zog er ärgerlich andere Kleider an, stand auf und zog mit einem Hofmeister von Berg zu Berg, brennend von dem Feuer der Sehnsucht, nach dem (anderen) Mädchen. Nachdem sie einige Zeit gewandert sind, kommen sie an einen großen Berg. Um sich auszuruhen, setzten sie sich. Da hörte der Prinz eine leise Stimme: „Dilber, die ihren Wunsch nicht erlangt hat.“ Als der Prinz das hört, steht er ohne Zaudern auf und steigt auf den Berg. Da sieht er eine Türbe aus Karfunkelsteinen, die jeden Beschauer blendete. Die beiden Türen öffnen sich von selbst und sagen schmerzlich: „Dilber, die ihren Wunsch nicht erreicht hat.“ Als der Prinz das sieht, sagt er: „Wessen Türbe ist das wohl?“ Nachdem er eine Zeitlang in Erstaunen dagestanden hat, tritt er in die Türbe ein und sieht einen goldenen Kasten, in dem er ein Jammern hört. Der Prinz ist sehr neugierig, hebt den Deckel des Kastens auf und sieht, daß dort ein junges Mädchen, schön wie der Mond am vierzehnten, liegt und neben ihr ein allerliebstes, blondes, schönes Kind sitzt, das anstatt an der Brust, an den Fingern der Mutter saugt. Als er das sieht, füllen sich seine Augen mit Tränen, und er sagt Gott für seine Güte Dank. Dann nimmt er das Kind und geht erfreut mit seinem Hofmeister in das Schloß. Als er in das Zimmer des Mädchens kommt, setzt er sich, legt das Kind aus seinem Arm auf ein Polster. Das Kind fängt an zu spielen. Der Prinz sagt zu dem Mädchen: „Hüte dich, dieses Kind zum Weinen zu bringen.“ Dann geht er hinaus, um sich zu waschen. Das Kind kommt während des Spielens an eine Schublade und findet den Armring, der der [64]Talisman ihrer Mutter war. Das Kind hält ihn für ein Spielzeug und nimmt ihn in die Hand. Als das Mädchen den Ring in der Hand des Kindes sieht, kommt es und will ihn ihm aus der Hand ziehen. Das Kind hält fest, läßt nicht los und fängt an zu weinen. Als der Prinz das Kind weinen hört, tritt er sofort ein, geht auf sie zu und fragt: „Warum haben Sie das Kind zum Weinen gebracht?“ Das Mädchen antwortete: „Mein Herr, das Kind hatte mein Amulet in seiner Hand. Ich will es ihm wegnehmen, deswegen weint es.“ Der Prinz sagte: „Laß es doch spielen. Es ißt doch nicht das Amulet auf.“ Dann fängt das Kind derart an zu weinen, daß es sich nicht beruhigt. Der Prinz nimmt das Kind, geht zur Türbe und legt es neben seine Mutter. Als der Ring in der Hand des Kindes den Körper der Mutter berührt, fangen die Glieder der Mutter zu zittern an und der Unterkörper wird wieder lebendig. Als der Prinz das sieht, sagt er zu sich: „Ist das ein Wunder oder hat es mit diesem Amulet eine besondere Bewandtnis?“ Dann sieht er auf den Arm des Mädchens. Dort ist der Platz des Ringes. Sofort nimmt er dem Kinde das Amulet aus der Hand und legt es an den Arm des Mädchens. Das Mädchen nieste, stand auf, wird lebendig, aus ihrer Brust kommt Milch, und das Kind fängt an, an der Mutter Brust zu saugen. Als der Prinz das sieht, sagt er: „Meine Prinzessin, wessen Tochter bist du? Wessen Kind ist dies?“ das Mädchen sagte: „Mein Prinz, ich habe meine Mutter in Stambul gelassen. Während ich mit meiner Amme zu dir als Braut fuhr, hat sie mich unterwegs beide Augen herausreißen lassen, meine Kleider ihrer Tochter angezogen und dann mich auf einem Berge ausgesetzt. Eines Tages kam ein Karawanenführer vorbei und nahm mich mit in sein Haus. Da ließ ich auf meinem Gesichte eine Rose sprossen und nahm dafür meine Augen, steckte sie wieder an ihre Stelle und mit Gottes gnädiger Hilfe wurden meine Augen wieder sehend. Schließlich gab das Mädchen dir die Rose, die ich geschickt hatte. Sie haben daran gerochen [65]und von dieser Stärke des Riechens wurde ich schwanger. Schließlich kam eines Nachts eine Frau und stahl mir den Armring vom Arm. Dann starb ich. Man begrub mich und ich gebar das Kind. Das gehört jetzt dir.“
 
Als der Prinz das hörte, weinte er blutige Tränen. Als er wieder ruhig wurde, umarmten sie sich und liebten sich unbeschreiblich. Dann standen sie auf und gingen ins Schloß. Der Prinz rief die Mutter mit ihrer Tochter und sagte: „Ihr Verfluchten, ihr macht derartige Dinge?“ Dann schlug er sie, daß ihre Knochen kurz und klein geschlagen wurden. Ihre Seele verließ sie, ging in die Hölle, und sie selbst warf er den Hunden vor und sagte: „Gott sei Dank, bin ich jetzt vor diesen Teufeln sicher. Nun habe ich meine Kraft wieder.“ Dann rief er die eigentliche Mutter des Mädchens und die Frau des Karawanenführers und verheiratete sich mit dem Mädchen. Vierzig Tage und vierzig Nächte dauerten die Hochzeitsfestlichkeiten. Danach ging er in der Nacht auf den Freitag ins Brautgemach, erlangte, was er wünschte, und gewährte, was verlangt wurde. 
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