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Die Geschichte von der weinenden Granate und der lachenden Quitte

时间:2023-11-21来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Geschichte
Die Geschichtenüberlieferer und die Märchenerzähler berichten folgendes. In alter Zeit hatte ein Padischah neun Töchter. Als er eines Tages bei der Königin saß, dachte er nach und sagte: „Wenn ich sterbe, habe ich keinen Sohn, der meinen Thron besteigen wird. Wenn du diesmal wieder ein Mädchen bekommst, werde ich dich töten.“ Schließlich brachte die Königin nach einigen Monaten wieder ein Mädchen zur Welt. Da machte die Königin und die Hebamme aus Wachs ein männliches Glied und ließ es dem Kind an der Scheide befestigen. Als der Vater eintrat und es sah, freute er sich und war froh. Die Hebamme sagte: „Mein Padischah, Ihre Augen mögen glänzen! Sie haben einen Sohn.“ Vorsichtig zeigte man das Glied des Kindes. Da war nun kein Zweifel mehr.[36]
 
Das Kind wuchs heran. Als die Zeit der Beschneidung herankam, zog sich die Königin in ein Zimmer zurück und fing an zu weinen. Das Mädchen ging zu seiner Mutter, und als es sie weinen sah, sagte es: „Mutter, was ist passiert, daß du so weinst?“ Die Mutter sagte: „Ach, mein Mädchen, wenn ich nicht weine, wer sollte dann weinen! Denn als du ein Kind warst, haben wir dich deinem Vater als Jungen angegeben. Obgleich du ein Mädchen bist, hält dich dein Vater für einen Jungen. Jetzt ist die Zeit der Beschneidung für dich gekommen. Wenn er sieht, daß du ein Mädchen bist, wird er mich töten. Deswegen weine ich.“ Das Mädchen sagte zu seiner Mutter: „Darüber rege dich nicht auf. Ich werde zu meinem Vater gehen und ihn bitten, dann beschneidet er mich dies Jahr nicht.“ Am nächsten Morgen ging das Kind zu seinem Vater, küßte ihm die Hand und fing an zu weinen. Der Padischah sagte: „Mein Sohn, warum weinst du so?“ Das Kind antwortete: „Vater, Sie wollen mich beschneiden, deswegen weine ich, denn ich bin noch klein.“ Sein Vater sagte: „Mein Sohn, weine nicht, wollen es dies Jahr lassen. Im nächsten Jahr wirst du beschnitten.“ Es küßte wiederum seinem Vater die Hand und ging froh zu seiner Mutter und sagte: „Ich habe meinen Vater überredet. Im nächsten Jahr wird die Beschneidung sein.“ Die Mutter freute sich auch, nahm das Kind auf den Schoß und küßte es auf die Augen.
 
Im nächsten Jahre zog sich die Mutter wieder in ein Zimmer zurück und fing an zu weinen. Das Mädchen ging zu ihr, und als es die Mutter weinen sah, sagte es: „Mutter, warum weinst du?“ Die Mutter antwortete: „Ach, meine Tochter, auch dies Jahr ist vorüber, ich weiß nicht, was ich tun soll.“ Das Mädchen ging wieder wie das erstemal zu seinem Vater, machte ihm wieder etwas vor. Auch in diesem Jahre wollte der Vater seinem Kinde nicht weh tun und unterließ die Beschneidung auch in diesem Jahre.
 
Darauf ging es erfreut zu seiner Mutter und sagte: „Mutter, auch dies Jahr habe ich meinen Vater überredet. Nun [37]weine nicht mehr.“ Inzwischen verging reichlich Zeit. Das zweite Jahr war auch vorüber. Wieder zog sich die Königin in ein Zimmer zurück und fing an zu schluchzen. Als das Mädchen aus der Schule kam und seine Mutter weinen sah, konnte es es nicht aushalten und fing an mit seiner Mutter zusammen zu weinen. Die Mutter sagte: „Ach, meine Tochter, zweimal hast du deinen Vater davon abhalten können, die Beschneidung zu vollziehen, aber jetzt ist auch dies Jahr um. Jetzt bist du jedoch erwachsen und nun gibt es keinen Ausweg mehr. Morgen wird mich dein Vater töten. Heute ist der letzte Tag meines Lebens.“ Das Mädchen antwortete: „Liebe Mutter, wenn mich morgen mein Vater ruft, um die Beschneidung zu vollziehen, werde ich zu ihm gehen und ihn um die Erlaubnis bitten, eine halbe Stunde spazierengehen zu dürfen, dann werde ich in den Stall gehen ein schnelles Pferd besteigen und entfliehen. Weine nicht um mich. Ich werde in andere Länder flüchten. Ich werde mich für dich opfern.“ So beschlossen sie.
 
Am nächsten Morgen kamen viele Leute zusammen, die da sagten: „Es werden große Zelte aufgeschlagen, der Ort für die Beschneidung wird hergerichtet und der Prinz wird beschnitten.“ Der König rief den Prinzen und sagte: „Mein Sohn, du bist nun genau dreizehn bis vierzehn Jahre. Sage nun nicht mehr nein. Heute wirst du sogleich beschnitten.“ Das Mädchen sagte: „Vater, gib mir noch eine halbe Stunde, ich will hier noch etwas herumreiten, danach mag man mich beschneiden. Ich bin damit einverstanden.“ Der Vater sagte: „Sehr wohl, mein Sohn“ und gab dem Prinzen die Erlaubnis. Der ging sofort in den Stall und sieht ein rabenschwarzes, fleckenloses Pferd, geht zu ihm und fängt an zu weinen. Das Pferd fängt an zu sprechen und sagt: „Mein Prinz, warum weinst du so?“ Das Mädchen wundert sich und sagt: „Ach, mein Pferdchen, wenn ich nicht weine, wer soll dann weinen? Mein Vater hält mich seit meiner Geburt für einen Jungen. Jetzt will er mich beschneiden. Wenn er [38]dann merkt, daß ich ein Mädchen bin, wird er meine Mutter töten. Ich habe von meinem Vater eine halbe Stunde Erlaubnis erhalten und bin hierhergekommen, damit ich ein Pferd besteige und fliehe.“ Das Pferd antwortete: „Meine Prinzessin, deswegen rege dich nicht auf. Ich werde dich zunächst mit Gottes Erlaubnis in andere Länder bringen, aber ich rate dir: wenn du auf mir sitzest, mußt du mir den Zügel völlig frei lassen, dich fest am Halfter halten und für dich sorgen; denn ich laufe wie der wehende Wind. Selbst wenn man hinter mir mit Kugeln schösse, so würden sie mich nicht erreichen. Dementsprechend richte dein Verhalten ein.“ Schließlich bestieg das Mädchen das Pferd, ritt zu dem Platze und tummelte sich dort. Die dort befindlichen Soldaten betrachteten den Prinzen. Nach einer halben Stunde ging das Pferd mitten durch die Soldaten und enteilte wie ein wehender Wind. Als die Anwesenden dies sahen, gingen sie zum Vater und erzählten es ihm. Sofort wurden Leute nach ihm ausgeschickt, fanden aber keine Spur von ihm. Sie kehrten wieder um und erzählten es dem Vater. Der Padischah und das ganze Volk trauerten um den Prinzen. Die dort aufgestellten Soldaten wurden wieder an ihren Platz, wo sie stationiert waren, entlassen.
 
Wir kommen nun wieder zu dem Prinzen. Als das Pferd ihn mit sich genommen, brachte es ihn an einem Tage in ein sechs Monate entferntes Land, stand still und sagte zum Mädchen: „Meine Prinzessin, nun habe ich dich soweit gerettet. Jetzt gehe, wohin du willst, und sorge für dich.“ Das Mädchen stieg vom Pferde, fing an zu weinen und sagte: „Ach, mein Lieblingspferd. Zuerst sei Allah, dann dir gedankt. Jetzt will ich von hier gehen, aber wenn mir ein Unglück zustößt, was soll ich da tun?“ Das Pferd antwortete: „Meine Prinzessin, ich werde dir drei Haare von mir geben. Bewahre sie bei dir, damit du, wenn dir etwas passiert, die Haare nimmst und eins an dem andern reibst. Dann werde ich dir Hilfe bringen.“[39]
 
Die Prinzessin sagte: „Sehr schön“, nahm von dem Pferde drei Haare und steckte sie in ihren Busen. Dann trennte sich das Mädchen von dem Pferde und machte sich auf den Weg. Auch das Pferd verschwand spurlos.
 
Auf seiner Wanderung kommt das Mädchen in ein Land und sieht vor sich ein großes Schloß und dabei eine schöne Küche. Es war Abend geworden. Sie wechselte sofort ihre Kleider und ging in die Küche des Schlosses. Da sieht sie, daß die Köche eilig eine Mahlzeit kochen. Sie geht zu ihnen und sagt zu ihnen: „Meister, wollt ihr mich als Lehrling annehmen?“ Die fuhren sie an: „Siehst du nicht, daß wir unsere Arbeit haben? Was sollen wir mit dir anfangen?“ Schließlich flehte und überredete sie sie, daß sie einwilligten. Das Mädchen tat im Hause von unten bis oben Dienste. Schließlich redete sie einen an: „Meister, warum kochst du so eilig?“ Die sagten: „Mein Sohn, in dieses Land kommt in sechs Jahren einmal in der Nacht ein Dev9. Der frißt die Leber des Padischah und geht wieder. Morgen ist die Zeit, da er kommt. Deswegen sind wir heute so aufgeregt.“ Als das Mädchen das hörte, biß es sich auf den Finger vor Erstaunen.
 
Diese Nacht schlief das Mädchen nicht und kochte mit den Köchen bis zum Morgen. Als es Morgen wurde, ging das Mädchen in das Schloß, stieg nach oben, kommt in ein Zimmer und sieht eine Prinzessin sitzend, vom Kopf bis zu den Zehen in schwarzen Kleidern. Dann geht sie in ein anderes Zimmer und sieht eine Prinzessin gleichfalls wie die erste in Schwarz. Die Einrichtung des Zimmers war ebenfalls schwarz. Darauf geht sie in ein anderes Zimmer und sieht mitten in dem Zimmer auf einem Bette eine Prinzessin vom Kopf bis zu den Zehen in roten Kleidern. Danach kommt sie in das Zimmer des Padischah und sieht, daß man dem Padischah, der bewußtlos in einer Ecke lag, Essenzen zu riechen gibt.
 
Es wurde Abend und die Ankunft des Devs stand bevor. Sogleich zog das Mädchen aus seinem Busen die Haare, [40]welche das Pferd ihm gegeben hatte, heraus und reibt eins am andern. Sofort erscheint das Pferd und sagte: „Was willst du, meine Prinzessin?“ Das Mädchen sagte: „Ich will von dir ein Schwert, welches einen großen Dev in dem Augenblick, da ich ihn geschlagen habe, in zwei Teile spalten muß.“ Das Pferd antwortete: „Da, meine Prinzessin, hast du ein Schwert. Schlage aber nicht zum zweiten Male auf die Stelle, wo du einmal hingeschlagen hast.“ Dann verschwand das Pferd spurlos.
 
Das Mädchen nahm das Schwert, ging in das Zimmer, wo der Padischah war, trat leise hinein und verbarg sich an einer Stelle. Als es Mitternacht war, kam ein Geräusch vom Himmel. Die Luft wurde pechschwarz. Danach geschah ein Gepolter und ein großer Dev stand im Zimmer. Sogleich sagte das Mädchen: „Mit Gottes Hilfe!“ und schlug mit dem Schwerte, das sie bei sich hatte, auf den Kopf des Devs einen solchen Schlag, daß der Kopf vom Körper getrennt wurde. Da schrie der Dev: „Jüngling, ich möchte wissen, ob du ein Mann bist. Schlage doch noch einmal!“ Das Mädchen erinnerte sich an die Mahnung des Pferdes, war still und schlug nicht zum zweitenmal. Da entschwand die Seele des Devs und fuhr in die Hölle.
 
Das Mädchen ging dann zum Dev, schnitt ihm ein Ohr ab und steckte es in die Tasche. Darauf ging sie zu den Köchen und machte wie vorher ihren Dienst im Hause von unten bis oben. Schließlich am Morgen kam der Padischah wieder zu sich und sagte: „Bin ich nicht gestorben?“ Er sieht mitten in das Zimmer und erblickt einen scheußlichen, schwarzen Dev. Wer ihn sah, wurde ohnmächtig. Er überlegte sich: „Wer kann wohl diesen Dev getötet haben?“ und dankte Gott. Als er hinausging und alle Leute des Palastes den Schah sahen, waren sie alle verwundert und sagten: „Bei Gott, unser Padischah ist am Leben“ und dankten Gott. Als der Padischah rief: „Wer hat diesen Dev in dieser Nacht getötet?“ da sagten sie, indem einer nach dem anderen vortrat: „Padischah, wir haben [41]ihn getötet.“ Da gab der Padischah ihnen reichlich Geschenke; bis zu den Köchen herab erhielten sie Geschenke. Das Mädchen trat nicht vor. Die Köche sagten zu dem Mädchen: „Lehrling, wir haben von dem Padischah ein Geschenk erhalten. Was wartest du, geh hin und hol’ dein Geschenk.“ Das Mädchen sagte: „Wenn ich zum Padischah gehe, jagt er mich davon.“ Sie sagten: „Nein, warum sollte er dich wegjagen, er gibt dir ein Geschenk.“ Sie drangen in das Mädchen, so daß es aufstand und zum Padischah ging und sagte: „Mein Padischah, diesen bösen Dev habe ich getötet.“ Der Padischah wies das Mädchen zurück und sagte: „Wie hättest du die Kraft, ihn zu töten!“
 
Das Mädchen antwortete: „Mein Padischah, wenn du es nicht glaubst, werde ich dir das Ohr des Devs zeigen.“ Dann zog das Mädchen das Ohr des Devs aus der Tasche, gab es dem Padischah und sagte: „Wenn Sie es nicht glauben, gehen Sie und sehen den Kopf des Devs an.“ Dann ging man zum Dev und sah, daß tatsächlich ein Ohr fehlte. Der Padischah antwortete: „Mein Sohn, fordere von mir, was du willst.“ Das Mädchen antwortete: „Ich wünsche nur deine Gesundheit.“ Als er noch einmal fragte, sagte es wieder so. Als er zum dritten Male fragte, sagte es: „In jenem Zimmer ist ein Mädchen in roten Kleidern, das wünsche ich.“ Er sagte: „Mein Sohn, dieses Mädchen habe ich schon so viel schönen jungen Männern geben wollen. Sie gefielen ihr aber nicht und sie hat sie nicht genommen. Was willst du mit der Hure machen. In dem anderen Zimmer sind meine Lieblingstöchter in schwarzen Kleidern, die werde ich dir geben.“ Das Mädchen sagte: „Mein Padischah, mein Herz liebt diese, wenn du sie mir geben willst, gib sie mir, eine andere will ich nicht.“ Darauf befahl der Padischah und rief das Mädchen in roten Kleidern. Die kam auch und blieb mit übereinandergelegten Händen stehen. Der Padischah sagte: „Meine Tochter, dieser junge Mann wünscht dich, nimmst du ihn an?“ Das Mädchen antwortete: „Mein Padischah, erlaube mir, daß ich [42]diese Nacht noch schlafe, damit ich einen Traum habe. Morgen werde ich Antwort geben.“ Er gab die Erlaubnis und das Mädchen ging in ihr Zimmer.
 
In der Nacht ging das Mädchen, das den Dev getötet hatte, an die Tür des Zimmers, in der das Mädchen mit den roten Kleidern war, und spähte durch das Schlüsselloch. Da sah es, daß das Mädchen in die Mitte des Zimmers ein goldenes Becken stellte und reines Wasser hineingoß. Dann kam durch das Fenster eine Taube, wusch sich in dem Becken, schüttelte sich und wurde ein mondgleicher Jüngling. Darauf stieg er auf das Lager des Mädchens, umarmte das Mädchen und sie pflegten der Liebe. Das Mädchen sagte: „Ach, mein Augenstern, heute hat mich mein Vater gerufen und will mich einem armseligen Manne geben. Ich habe ihn um Erlaubnis gebeten, daß ich diese Nacht auf meinen Traum warten dürfte. Ich habe es nur getan, um mich mit dir zu beraten.“ Der Jüngling sagte: „Meine Prinzessin, an dem und dem Ort ist bei Deven ein Spiegel, den zu holen niemand wagt. Morgen trage es dem Jüngling auf und sage ‚Wenn du ihn holst, werde ich dich heiraten.‘ “ Das hörte das Mädchen draußen. So einigten sie sich. Am Morgen wurde der Jüngling wieder wie vorher ein Vogel und flog davon. Das Mädchen ging aus dem Zimmer zum Padischah und sagte: „Mein Padischah, an dem und dem Ort ist bei Deven ein Spiegel. Wenn er den bringt, werde ich ihn heiraten.“ Danach rief der Padischah diesen Jüngling und sagte: „Mein Sohn, sagte ich dir nicht, daß dies Mädchen ihr Spiel mit uns treibt. Da gibt es jetzt einen Spiegel, den will sie von dir.“ Er sagte: „Mein Padischah, wenn Sie erlauben, hole ich ihn.“ Der Padischah erwiderte: „Sehr schön, mein Sohn.“ Schließlich ging das Mädchen aus dem Schloß, holte aus seinem Busen die Haare, welche das Pferd ihm gegeben hatte. Als es sie aneinandergerieben hatte, erschien das Pferd und sagte: „Was willst du, meine Prinzessin?“ Das Mädchen antwortete: „Ach, mein Lieblingspferd, an dem und dem Orte ist bei Deven ein Spiegel, den will ich [43]haben.“ Das Pferd sagte: „Sehr schön, meine Prinzessin, steige auf meinen Rücken.“ Das Mädchen stieg auf und wie der wehende Wind ging es auf die Reise. Nach einiger Zeit kam es an einen großen Berg, machte halt und sagte: „Meine Prinzessin, bis hierhin habe ich dich gebracht, jetzt gehe du auf den Berg, der vor dir liegt, dort ist der Platz der Deve. Sieh sie dir an. Wenn ihre Augen geschlossen sind, schlafen sie nicht, wenn sie offen sind, schlafen sie. Geh leise hinein. Ihnen zu Häupten hängt der Spiegel. Nimm sofort den Spiegel, nimm ihn und kehre zu mir zurück, ohne dich umzusehen.“ Das Mädchen sagte: „Sehr schön“, stieg auf den Berg und ging an den Platz, wo die Deve waren. Es sieht, daß die Augen der Deve geöffnet sind, und weiß daraus, daß sie schlafen. Sofort tritt es ein, nimmt den Spiegel, der ihnen zu Häupten hängt, kehrt, ohne sich umzusehen, schleunigst zu dem Pferde zurück. In diesem Augenblick wachen die Deve auf und schreien hinter dem Mädchen her: „Jüngling, bringe uns unseren Spiegel wieder“ und werfen Steine von der Größe von Bergblöcken hinter ihm her. Das Mädchen läßt sich nicht halten, kommt zu dem Pferde und besteigt es. Das Pferd macht sich kraft seiner Hufe wie ein wehender Wind davon und die Deve sehen ihm nach. Schließlich kommen sie nach einiger Zeit wieder vor das Schloß. Das Mädchen steigt vom Pferde und sieht, daß das Pferd spurlos verschwunden ist.
 
Dann betritt das Mädchen das Schloß, ging zum Padischah und sagte: „Da, mein Padischah, habe ich den verlangten Spiegel gebracht.“ Der Padischah rief sofort das Mädchen mit den roten Kleidern und sagte: „Da, dieser Jüngling hat den von dir verlangten Spiegel gebracht.“ Das Mädchen nahm den Spiegel und sagte: „Vater, gib mir diese Nacht Erlaubnis, morgen werde ich euch Antwort geben.“ Der Padischah sagte: „Sehr schön.“ Dann zog sich das Mädchen in sein Zimmer zurück. Der Jüngling ging auch aus dem Zimmer und verbarg sich irgendwo. [44]Schließlich in der Nacht ging er wieder an die Tür des Zimmers, wo sich das Mädchen befand, und spähte wieder durch das Schlüsselloch. Das Mädchen stellte wieder wie das erstemal in die Mitte des Zimmers ein goldenes Becken. Sofort kam eine Taube durch das Fenster, flog in das Becken, schüttelte sich, wurde ein löwengleicher Jüngling und legte sich in das Bett des Mädchens. Nachdem sie sich umarmt hatten, sagte das Mädchen: „Du Freude meines Herzens, du Glanz meines Auges. Dieser elende junge Mann hat den von dir beschriebenen Spiegel den Deven entrissen und hergebracht. Ich habe mir für diese Nacht Erlaubnis erbeten, damit ich die Sache mit dir berate und einen Ausweg finde.“ Der Jüngling sagte: „Meine Prinzessin, darüber rege dich nicht auf. An dem und dem Orte ist bei den Deven ein Karfunkelstein, den niemand holen kann. Morgen fordere du diesen von dem Jüngling. Den kann er nicht bringen und wir bleiben für uns.“ Das Mädchen an der Tür hörte dies. Am Morgen wird der Jüngling, wie das erstemal, wieder ein Vogel und flog durch das Fenster davon.
 
Das Mädchen ging sofort aus dem Zimmer zum Padischah und sagte: „Vater, an dem und dem Orte ist bei den Deven ein Karfunkelstein. Wenn der Jüngling den bringt, werde ich ihn heiraten.“ Er rief den jungen Mann zu sich und sagte: „Mein Sohn, an dem und dem Orte ist bei den Deven ein Karfunkelstein. Das Mädchen wünscht ihn, bringe ihn ihr.“ Der Jüngling sagte: „Mein Herr hat nur zu befehlen!“ ging aus dem Schlosse und rieb die Haare aneinander. Sofort erschien das Pferd und sagte zum Mädchen: „Was willst du, meine Prinzessin?“ Das Mädchen sagte: „An dem und dem Orte ist bei den Deven ein Karfunkelstein. Den verlange ich.“ Das Pferd sagte: „Sehr schön, meine Prinzessin.“ Das Mädchen bestieg das Pferd. Das Pferd wurde ein Feuer und jagte wie ein Drache davon. Nach einiger Zeit kamen sie an einen großen Berg. Dort hielt es an. Nachdem das Mädchen herabgestiegen war, [45]sagte das Pferd: „Meine Prinzessin, gehe auf diesem Wege geradeaus. Vorne ist eine Höhle der Deve. Da tritt ein. In der Höhle ist der Karfunkelstein. Den nimm und komm, ohne dich aufzuhalten, sonst ist es dein Todestag. Jeder Fluch, den sie dir nachrufen, erfüllt sich.“ Das Mädchen ging auf dem vom Pferde beschriebenen Wege, betrat die Höhle, wo die Deve wohnten, trat ein, nahm den in der Höhle befindlichen Karfunkelstein, kehrte um und kam zum Pferde. Währenddessen wachten die Deve auf und verfolgten das Mädchen. Da sie das Mädchen nicht erreichen konnten, fingen sie an zu schreien: „Bei Gott, Jüngling, wenn du ein Mann bist, sollst du ein Mädchen werden, wenn du ein Mädchen bist, sollst du ein Mann werden.“ Das Mädchen kam eiligst zum Pferde und sagte: „Da habe ich ihn.“ Das Pferd antwortete: „Meine Prinzessin, haben sie Verwünschungen hinter dir ausgestoßen? Wenn sie es getan haben, so steht es schlimm. Das läßt sich nicht mehr bessern.“ Das Mädchen sagte: „So haben sie mir nachgerufen: ‚Bei Gott, Jüngling, wenn du ein Mann bist, sollst du ein Mädchen sein, wenn du ein Mädchen bist, sollst du ein Mann sein.‘ “ Dann befühlt sich das Mädchen und sieht, — was siehst du? — regelrecht wie beim Mann hat sie ein Glied. Als das Pferd sieht, daß es dem Mädchen so ergangen ist, wurde es sehr froh. Das Mädchen sagte zu sich: „Das war es ja, was ich mir immer gewünscht hatte. Gott sei Dank, ich habe meinen Wunsch erreicht.“ Das Pferd sagte: „Prinz, was du jetzt noch wünschst, werde ich dir zuliebe tun, denn du bist ein Mann geworden.“ Das Mädchen bestieg das Pferd. Das Pferd machte sich wie ein wehender Wind auf den Weg. Nach einiger Zeit kam es vor das Schloß und hielt an. Der Prinz stieg vom Pferde und das Pferd verschwand spurlos. Der Prinz ging sofort ins Schloß zum Padischah und sagte: „Mein Padischah, ich habe den gewünschten Karfunkelstein gebracht.“ Sofort rief der Padischah das Mädchen und sagte: „Meine Tochter, dieser Jüngling hat den von ihm verlangten Karfunkelstein [46]gebracht. Was wirst du jetzt für eine Finte vorbringen?“ Das Mädchen antwortete: „Vater, gib mir um Gottes willen diese Nacht Erlaubnis. Morgen werde ich endgültig Antwort geben.“ Er sagte: „Sehr schön, meine Tochter, morgen soll es sein.“ Dann ging das Mädchen aus dem Zimmer. Der Prinz ging auch aus dem Zimmer, verbarg sich irgendwo, ging an die Tür des Zimmers, wo das Mädchen war, und spähte wieder wie das erstemal durch das Schlüsselloch. Das Mädchen setzte wieder ein goldenes Becken in die Mitte des Zimmers. Sofort kam die bekannte Taube, flog ins Becken, wusch sich, wurde ein mondgleicher Jüngling und legte sich neben das Mädchen. Nachdem sie sich umarmt hatten, sagte das Mädchen: „Mein Herzblatt, dieser elende Jüngling hat den von dir beschriebenen Karfunkelstein gebracht. Wie wird es uns nun gehen?“ Der Jüngling sagte: „Darüber rege dich nicht auf. Ich sollte der Sohn eines Padischahs der Peris10 sein und nicht einen Ausweg finden? In unserem Hofgarten ist eine weinende Granate und eine lachende Quitte. Wenn jemand an diesen Baum geht und seine Hand danach ausstreckt, fängt die Granate zu weinen und die Quitte, wenn sie sie weinen sieht, zu lachen an. Niemand kann an sie herankommen. Morgen wird mein Vater alle Soldaten, die er hat, bewaffnen und wir werden Tag und Nacht unter dem Baum in Bereitschaft stehen. Wenn der Jüngling dann kommt, werden wir ihn töten. Morgen verlange du von jenem Jüngling diesen Baum. Er wird dann gehen, um diesen Baum zu holen. Wenn wir ihn dort sehen, werden wir ihn mit Gewehren und Kanonen beschießen und töten.“ Als das Mädchen das hörte, wurde es froh. So beschlossen sie es mit dem Baum. Schließlich wurde der Jüngling wie früher wieder eine Taube, flog durch das Fenster und ging in sein Schloß. Dort bewaffnete er die Soldaten und sie stellten sich unter dem Baume auf.
 
Wir kommen nun wieder zu dem Mädchen. Am Morgen verließ sie ihr Zimmer, ging zum Padischah und sagte: [47]„Mein Padischah, an dem und dem Orte ist in dem Garten des Padischahs der Peris eine weinende Granate und eine lachende Quitte. Wenn dieser Jüngling jenen Baum brächte, würde ich nicht mehr nein sagen und ihn heiraten.“ Der Padischah rief sofort den Jüngling vor sich und sagte: „Jüngling, an dem und dem Orte im Schlosse des Padischahs der Peris ist eine weinende Granate und eine lachende Quitte. Wenn du sie auch noch bringst, werde ich eigenhändig dir meine Tochter geben.“ Der Jüngling sagte: „Ich habe alle die geforderten Dinge gebracht. Wenn Gott will, werde ich auch diese Bäume bringen.“ Er nahm die Erlaubnis vom Padischah, ging aus dem Schloß, zog aus seinem Busen die Haare und rieb sie eins an dem andern. Sofort erschien das Pferd und sagte: „Was willst du, mein Prinz?“ Der Prinz sagte: „Ach, mein Lieblingspferd, an dem und dem Orte im Garten des Padischahs der Peris ist eine weinende Granate und eine lachende Quitte. Die verlange ich.“ Das Pferd antwortete: „Mein Prinz, das ist etwas schwer. Aber für dich will ich mich opfern. Wollen gehen und sehen, wie es wird.“
 
Sofort bestieg der Prinz es. Das Pferd blies aus Maul und Nüstern Feuer wie ein Drache und machte sich auf den Weg. Nach einiger Zeit kamen sie in ein Land. Auf dem Wege waren drei Kinder und vor ihnen ein Fell, eine Derwischmütze, eine Reitpeitsche und ein Pfeil. Diese vier Dinge waren als Erbschaft von den Vorfahren der Kinder übriggeblieben. Die drei Brüder konnten diese Dinge nicht teilen und stritten darüber. Als das Pferd sie so sah, sagte es: „Mein Prinz, diese Dinge sind dir sehr nötig. Geh, überrede die Kinder, daß du die Dinge von ihnen bekommst.“ Der Prinz sagte: „Sehr gut“, ging zu den Kindern und sagte: „Meine Kinder, warum streitet ihr euch so? Wartet, ich werde sie euch einteilen.“ Er nahm den Pfeil vom Boden und sagte: „Ich werde diesen Pfeil abschießen. Wer ihn holt und zuerst herbringt, dem gehört die Erbschaft.“ Die Kinder waren damit einverstanden. Der Prinz schoß mit Armeskraft [48]den Pfeil ab und die Kinder liefen nach der Stelle, wo der Pfeil hingeflogen war. Der Prinz nahm das vor ihm liegende Fell, die Derwischmütze und die Reitpeitsche, legte an ihrer Stelle je eine Handvoll Goldpfunde, ging zum Pferde und bestieg es. Das Pferd machte sich, ohne zu säumen, auf den Weg. Als die Knaben zurückkamen, sahen sie, daß an der Stelle der Sachen je eine Handvoll Goldpfunde da war. Sie freuten sich und nahmen sie. Schließlich kam der Prinz und das Pferd allmählich zum Schlosse des Padischahs der Peris. Das Pferd sagte: „Die Derwischmütze, die du genommen hast, setze dir auf, steige auf das Fell und schlage dies Fell mit der Reitpeitsche. Dann mußt du dich in die Lüfte erheben, bei dem genannten Baum heruntergehen und mit einem Schlage die Bäume mit der Wurzel ausreißen und mir bringen.“ Da setzt der Prinz die Derwischmütze auf, geht in das Schloß, betritt das Zimmer, wo der Padischah der Peris und sein Sohn sind, und sieht, daß das Mädchen in roten Kleidern und jener Jüngling dort sitzen und der Liebe pflegen. Der Prinz geht sogleich zu ihnen, setzte sich zu ihnen, aber niemand sieht ihn. Danach kamen Speisen. Während das Mädchen und der Jüngling sitzen und essen, setzt sich der Prinz auch an eine Seite und fängt an zu essen. Sie sehen, daß auf der anderen Seite auch die Speisen weniger werden. Der Jüngling sagt: „Meine Prinzessin, dies ist mein Platz, das ist dein Platz. Aber wessen Platz ist das?“ Das Mädchen wunderte sich auch. Nachdem sie die Speisen gegessen hatten und fertig waren, setzten sie sich auf das Polster vor dem Fenster. Vorher hatte das Mädchen dem Sohne des Padischahs der Peris ein Tuch als Geschenk gegeben. Der Prinz hatte dies Tuch vom Polster weggenommen und in seinen Busen gesteckt. Sie sehen, daß das Tuch nicht auf dem Polster ist. Obgleich sie überall im Zimmer suchen, finden sie es nicht.
 
Der Prinz setzte sich auf das Fell, schlug es mit der Peitsche und fuhr in die Lüfte. Mittlerweile war es Abend geworden, [49]sofort fuhr er über die weinende Granate und über die lachende Quitte, faßte den Baum mit aller Kraft und zog ihn mit der Wurzel aus. Da weinte der eine Baum und der andere lachte. Er nahm sie und fuhr gen Himmel. Als die dort befindlichen Soldaten sahen, daß der Baum verschwand, sagten sie: „Schießt ohne Säumen.“ Bei dem Kampf kamen die Soldaten in Verwirrung, riefen: „Der Feind ist da!“ und erschlugen sich gegenseitig. Der Jüngling und das Mädchen sahen aus dem Fenster. Als sie sahen, daß der Baum verschwand, riefen sie: „Um Gottes willen!“ und merkten die Sache. Der Sohn des Padischahs der Peris sagte: „Meine Prinzessin, er hat das Tuch, das du mir als Geschenk gegeben hast, genommen und auch den Baum. Jetzt gebe ich dich frei, nun heirate, wen du willst.“ Das Mädchen verließ weinend den Palast, ging zu ihrem Vater und blieb dort.
 
Wir kommen nun wieder zu dem Prinzen. Nachdem er den Baum genommen hatte, ging er wieder zum Pferde, bestieg es und sie machten sich auf den Weg. Eines Tages betraten sie das Schloß. Der Prinz stieg vom Pferde und ging zum Padischah, pflanzte den Baum in die Erde und sagte: „Mein Padischah, da habe ich ihn gebracht.“ Der Padischah antwortete: „Bravo, mein Sohn, du warst sehr tüchtig. Wie könnte ich wohl einen Besseren finden, dem ich meine Tochter geben könnte.“ Dann verheiratete er sie.
 
Vierzig Tage und Nächte dauerte das Hochzeitsfest. Danach nahm der Prinz das Mädchen mit sich und ging zum Schlosse seines Vaters zu seinem Vater und seiner Mutter, küßte den Saum ihres Kleides, setzte sich und erzählte alles, was ihm passiert war, eins nach dem andern. Sein Vater und seine Mutter verwunderten sich sehr. Schließlich verheiratete (der Vater) die angekommene Dame noch einmal mit dem Prinzen. Vierzig Tage und vierzig Nächte dauerten die Hochzeitsfestlichkeiten, und sie erlangten, was sie wünschten. 
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