Luisa und Erik sitzen am Adventssonntag mit Mama und Papa am Tisch. Erik darf die vierte Adventskerze anzünden.
"Wann holen wir denn den Weihnachtsbaum?", fragt er und sieht den Vater an.
"In diesem Jahr holen wir keinen", antwortet der Vater.
"Oh, warum denn nicht", fragen beide Kinder gleichzeitig und sind enttäuscht.
"In diesem Jahr besuchen wir die Oma auf dem Land", sagt die Mutter.
Erik und Luisa freuen sich. Bei der Oma ist es schön. Sie wohnt auf einem Bauernhof in den Bergen.
"Sicher liegt schon Schnee, dann könnt ihr rodeln gehen", sagt der Vater.
"Prima", ruft Luisa und hopst durch das Zimmer, so dass der ganze Tisch wackelt.
Es ist schon dunkel, als der Vater und die Kinder im Schuppen nach dem Rodelschlitten suchen. Denn der soll mit, wenn sie zur Oma fahren.
Am nächsten Morgen in aller Frühe geht es los.
Die Kinder sind noch ganz müde und setzen sich verschlafen ins Auto.
"Morgen kommt der Weihnachtsmann", flüstert die Mutter und auf einmal sind beide hellwach.
In der Gegend, wo die Oma wohnt, liegt überall schon Schnee. Dicke Flocken fallen vom Himmel, als sie ankommen. Luisa krabbelt aus dem Auto und knetet sofort einen Schneeball.
"Dürfen wir rodeln?", bettelt Erik, noch bevor er die Oma begrüßt hat.
"Jaja", sagt die Mutter und der Vater holt als Erstes den Schlitten aus dem Auto.
"Kommt aber bald wieder", ruft die Oma. "Dann gibt es Abendbrot."
Erik und Luisa stürmen mit ihrem Schlitten los. Der Schnee knirscht unter ihren Stiefeln.
"Guck mal", sagt Luisa. "Da sind noch mehr Kinder."
Auf dem Rodelberg tummeln sich die Kinder des Dorfes. Eines nach dem anderen saust mit dem Schlitten den Berg hinunter und jedes Mal hört man ein freudiges Jauchzen.
Auch Erik und Luisa rodeln eine Weile. Dann wird es dunkel und sie gehen heim.
Drinnen ist es gemütlich warm. Eine Schüssel mit dampfender Suppe steht auf dem Tisch und als Nachtisch gibt es Bratäpfel.
"Wisst ihr denn auch, dass morgen in der Heiligen Nacht alle Tiere sprechen können?", fragt die Oma.
Erik lacht: "So ein Quatsch. Tiere können doch nicht sprechen."
Auch Luisa lacht, aber so ganz sicher ist sie sich nicht.
Als sie im Bett liegt, überlegt sie, ob die Oma vielleicht doch Recht hat. Dann schläft sie schnell ein.
An Heiligabend haben alle viel zu tun. Der Vater und die Kinder gehen in den Wald und holen einen Baum. In einem Waldstück verkauft der Förster Tannenbäume, die man selber absägen darf. Die Oma und die Mutter sind den ganzen Tag in der Küche, um zu kochen und zu braten. Lecker riecht es im ganzen Haus. Wenn es doch bloß schon abends wäre. Die Kinder können es nicht mehr erwarten bis zur Bescherung.
Bald ist der Baum geschmückt und alle haben sich fein angezogen. Die Weihnachtsstube hat die Oma abgeschlossen. Erik und Luisa warten ungeduldig auf den Weihnachtsmann.
"Ein bisschen dauert es noch", sagt die Mutter und sieht mit rotem Kopf aus der Küche. Die Erwachsenen haben noch viel zu tun.
"Wollen wir mal sehen, ob die Tiere wirklich sprechen können?", flüstert Luisa.
Erik nickt. Beide schleichen hinaus und huschen über den Hof in den Stall. Dort stehen Omas Kühe und kauen auf ihren Heubüscheln herum. Aus ihren Mäulern dampft der Atem.
"Meinst du, es stimmt, was Oma sagt?" Luisa ist es ein wenig unheimlich hier im schummrig beleuchteten Stall.
"Ich weiß nicht", murmelt Erik. Auch ihm ist nicht so ganz wohl bei der Sache. Beide sehen zu den Kühen hinüber.
"Frohe Weihnachten, Kinder."
Wer war das? Erik und Luisa sind erschrocken. Da hat doch eben jemand gesprochen.
"Wo seid ihr denn?", ruft der Vater vom Haus herüber. Beide laufen so schnell sie können zurück zum Haus.
"Im Stall hat jemand gesprochen", rufen beide ganz außer Atem.
"Vielleicht war es der Weihnachtsmann", lächelt der Vater. "Kommt schnell hinein, sonst verpasst ihr noch die Bescherung."