„Ach so, dann hätte wohl auch ich gar nicht davon reden sollen, Susi wird mich zanken. Überhaupt, sie hat gesagt, ich soll vor allem für deine Erquickung sorgen; hier hat Rieke etwas hergerichtet für dich, sieh, ob du etwas davon brauchen kannst. Setze dich, laß dir’s wohl sein, und ihr Kinder,“ sagte er, indem er sich an die Kleinen wandte, die neugierig dabei standen, „seid tugendhaft und plagt eure Cousine nicht zu Tod, solange ich fort bin; verstanden?“
„Gehst du aus, Onkel?“
„Ja,“ sagte Herr van der Bolten, „jetzt kann ich ja getrost wieder in mein Atelier, weil ich das kleine Volk versorgt weiß; nun sieh eben, wie du dich durchschlägst, mir ist alles recht, wie du es machst!“
Herr van der Bolten ging.
Gretchen wäre es doch lieber gewesen, wenn der onkel ihr einige Anweisungen gegeben hätte. Wie sollte sie das kleine Volk versorgen?
Nachdem sie sich unter Beistand der Kleinen etwas gestärkt und den Tisch abgeräumt hatte, wußte sie nicht recht, was sie tun sollte, auch nicht, wo sie eigentlich hingehörte, welches Zimmer für sie bestimmt war. Sie hätte gerne ihr kleines Gepäck ausgepackt.
„Wißt ihr, in welchem Zimmer ich heute Nacht schlafe?“ fragte Gretchen die Kleinen.
„Bei uns im Schlafzimmer,“ sagte Rudi.
„Nein, Rudi,“ sagte Betty geheimnisvoll, „ich weiß, wo sie schlafen muß.“
„Wo denn?“
Und ganz traurig antwortete die Kleine: „Sie muß im Garten schlafen!“
„Im Garten? Wer sagt denn das?“ fragte Gretchen. „Ich glaube doch, daß ich im Zimmer schlafe.“
„Aber da wächst nichts,“ sagte Betty, „und Rieke hat doch gesagt, du sollst dahin, wo der Pfeffer wächst.“
Gretchen lachte; sie konnte allmählich merken, daß Rieke, die Köchin, ihr nicht hold gesinnt war.
Es stellte sich aber doch heraus, daß im Schlafzimmer, in das Rudi und Betty sie nun führten, ein drittes Bett stand, auf dem frische Bettwäsche offenbar zum Überziehen bereit lag. Nun kam es Gretchen ziemlich sicher vor, daß dies ihr Revier sein sollte, und sie packte ihr kleines Köfferchen aus, band sich eine Hausschürze vor und überlegte, was sie nun tun sollte. Am besten wäre es wohl, sie überzöge ihr Bett; aber da mußte sie sich doch erst versichern, ob es auch für sie bestimmt sei, und dazu mußte sie Rieke fragen. Sie fühlte aber gar kein Verlangen, diese aufzusuchen.
„Einmal muß es doch sein, also am liebsten gleich,“ dachte sie und ging hinaus. Die Kinder, die ihr bisher auf Schritt und Tritt gefolgt waren, blieben auch hier nicht zurück.
Jungfer Rieke wandte sich kaum nach ihr um, als sie in die Küche trat.
„Ist das Bett, auf dem die Überzüge liegen, wohl für mich bestimmt?“ fragte Gretchen.