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29 Der Dalälf

时间:2020-09-10来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Dalälf
Freitag, 29. April
 
An diesem Tag bekam Nils Holgersson den südlichen Teil von Dalarna zu sehen. Die Wildgänse flogen über das ungeheure Grubenfeld von Grängesberg hin, über die großen Anlagen bei Ludovika, über das Ulvhütter Eisenwerk und die alte Fabrik von Gränghammer bis zur Ebene von Groß-Tuna und dem Dalälf.
 
Als der Junge gleich im Anfang hinter jedem Hügel Fabrikschlote aufragen sah, glaubte er, es sei hier alles wie in Westmanland; als er aber dann an den großen Fluß kam, da sah er etwas ganz Neues. Dies war der erste richtige Fluß, den er in seinem Leben zu sehen bekam, und der Anblick dieser großen, breiten Wassermasse, die durch die Landschaft hinzog, machte einen überwältigenden Eindruck auf ihn.
 
Als die Wildgänse die Schiffbrücke von Torsång erreichten, änderten sie die Richtung und flogen dem Flusse entlang nordwestwärts weiter, gerade als wollten sie diesen als Wegzeiger benützen. Der Junge betrachtete die Ufer, wo meilenlang ein Gebäude dicht neben dem andern lag. Er sah die großen Wasserfälle bei Domnarvet und Kvarnsveden, sowie die großen Fabriken, deren Räder von diesen Wassern getrieben wurden. Er sah die Schiffbrücken auf dem Wasser liegen, die Boote, die diese Brücke trugen, die Flöße, die auf dem Flusse hintrieben, die Eisenbahnen, die dem Ufer entlang oder quer übers Wasser fuhren, und allmählich wurde ihm klar, was dies für ein großes und merkwürdiges Wasser war.
 
Gegen Norden machte der Fluß einen großen Bogen. Innerhalb dieser Krümmung war das Land öde und menschenleer, und hier ließen sich die Wildgänse auf einer Wiese nieder, um zu weiden. Der Junge lief gleich auf den Uferrain hinauf; er wollte den Fluß betrachten, der hier in einem breiten [257] Bette tief unter ihm hinzog. Die Landstraße führte zum Fluß hinunter, und die Reisenden wurden auf einer Fähre übergesetzt. Das war etwas Neues für den Jungen, und es machte ihm eine Weile großen Spaß, da zuzusehen. Doch plötzlich überfiel ihn eine ungeheure Müdigkeit. „Ich glaube, ich muß ein wenig schlafen, denn ich habe in der letzten Nacht kein Auge geschlossen,“ dachte er. Damit kauerte er an einem dichten Grashügel nieder, versteckte sich, so gut er konnte, unter Gras und Kräutern und schlief ein.
 
Er erwachte an einem Geräusch: neben ihm saßen Menschen, die sich miteinander unterhielten. Sie waren auf der Landstraße dahergekommen, konnten aber nicht gleich über den Fluß gesetzt werden, weil große Eisschollen im Wasser trieben, die die Fähre am Überfahren hinderten. Um sich die Wartezeit zu verkürzen, hatten die Leute den Wall erstiegen und sich da niedergesetzt; jetzt redeten sie davon, welche Beschwer man mit dem Flusse doch habe.
 
„Ob wir wohl heuer auch wieder so eine große Überschwemmung bekommen wie im vorigen Jahre?“ sagte ein Bauer. „Da ging das Wasser bei uns daheim bis oben an die Telegraphenstangen, und die ganze Schiffbrücke wurde mit fortgerissen.“
 
„Im letzten Jahr richtete er in unserer Gegend nicht so viel Schaden an,“ sagte ein andrer Bauer. „Aber vor zwei Jahren wurde mir ein ganzer Heuschober weggeschwemmt.“
 
„Die Nacht werde ich nie vergessen, wo die Überschwemmung die große Brücke bei Domnarvet zerstörte,“ sagte ein Eisenbahnarbeiter. „In jener Nacht hat in der ganzen Fabrik niemand auch nur ein Auge geschlossen.“
 
„Ja, der Fluß richtet viel Schaden an,“ sagte ein großer, stattlicher Mann. „Aber wenn ich euch hier so über ihn losziehen höre, muß ich unwillkürlich an unsern Propst denken. In der Propstei wurde einmal ein Fest gefeiert, und da beklagten sich die Leute auch über den Fluß, gerade wie ihr jetzt, doch da wurde der Propst ganz erregt und sagte, er wolle uns eine Geschichte erzählen. Und als er dies getan hatte, wagte von der ganzen Gesellschaft auch nicht einer mehr ein böses Wort über den Dalälf zu sagen, und ich möchte wissen, ob es euch nicht auch so gegangen wäre, wenn ihr zugehört hättet.“
 
Als die Leute dies hörten, wollten alle wissen, was der Propst über den Fluß gesagt hätte, und der Bauer erzählte ihnen die Geschichte, so gut er sich noch daran erinnern konnte.
 
Hoch droben an der norwegischen Grenze lag tief im Gebirge ein See. Aus diesem floß ein Bach heraus, der sofort eifrig schäumend daherrauschte. So klein er auch war, wurde er doch gleich von Anfang an der Storå, der „Große Fluß“ genannt, weil er aussah, als könnte etwas Rechtes aus ihm werden.
 
Gleich nachdem er den See verlassen hatte, schaute er sich neugierig nach allen Seiten um, welche Richtung er jetzt wohl am besten einschlagen würde. Aber was er sah, war nicht gerade ermutigend. Nach rechts, nach links und geradeaus waren nichts als waldige Hügel, die allmählich zu kahlen [258] Felsrücken, und weiterhin steile, kahle Felswände, die zu hohen Berggipfeln wurden.
 
Der Fluß richtete seine Blicke gen Westen; da hatte er den Långfjäll mit dem Djupgravstöten, sowie Barfröhågna und Storvätteshågna vor sich. Jetzt schaute er nordwärts. Da war der Näsfjäll, im Osten ragte der Nipfjäll, im Süden aber der Städjan auf. Der Fluß überlegte eben, ob er nicht am besten täte, wieder in den See zurückzukehren. Aber dann dachte er, er müßte doch wenigstens einen Versuch machen, bis zum Meere durchzudringen, und so machte er sich denn auf den Weg.
 
Wie man sich denken kann, war es ein schweres Stück Arbeit für den Fluß, sich einen Weg durch die Wildnis hindurchzubahnen. Wenn ihm nichts andres im Wege stand, war immer noch der Wald da. Um freien Lauf zu bekommen, mußte er eine Kiefer um die andre entwurzeln. Im Frühjahr, wenn der erste Zulauf kam und sich sein Bett mit Schneewasser aus den Wäldern füllte, und wenn später die Schneeschmelze auf den Bergen begann, so daß die Gebirgswasser von den Felsen herabstürzten, da war der Fluß am stärksten und reißendsten. Da nahm er alle seine Kraft zusammen, rauschte mächtig daher, fegte Stämme und Erde hinweg und grub sich einen Weg durch die Sandhügel hindurch. Aber auch im Spätjahr, wenn er nach den Herbstregen gestiegen war, vollbrachte er ein tüchtiges Stück Arbeit.
 
Eines schönen Tages, als der Storå sich wie gewöhnlich seinen Weg eifrig weiterbahnte, hörte er rechts von sich tief im Walde ein Rauschen und Plätschern. Er lauschte so eifrig, daß er fast ganz still hielt. „Was mag das nur sein?“ fragte er.
 
Der Wald, der ringsumher aufragte, konnte es nicht lassen, sich über den Fluß ein wenig lustig zu machen.
 
„Du meinst wohl, du seiest ganz allein auf der Welt?“ sagte er. „Aber ich will dir nur sagen: was du da hörst, ist der Grövel aus dem Grövelsee. Jetzt eben hat er sich durch ein schönes Tal hindurchgegraben, und er erreicht das Meer gewiß ebenso schnell wie du.“
 
Aber der Storå hatte seinen eigenen Kopf, und als er dies hörte, sagte er, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern: „Der Grövel ist gewiß ein armer Schlucker, der nicht allein vorwärts kommt. Sag ihm deshalb, der Storå vom Vånsee sei auf dem Weg zum Meere, der wolle sich seiner annehmen, und wenn er sich ihm anschließen wolle, ihm weiterhelfen.“
 
„Du bist ein rechter Prahlhans,“ sagte der Wald. „Ja, ich will ihm deinen Gruß bestellen, aber der Grövel wird keine Freude daran haben.“
 
Am nächsten Morgen jedoch stand der Wald vor dem Storå und sagte, er solle von dem Grövel einen Gruß bestellen. Dieser habe sich so mühselig durchkämpfen müssen und sei deshalb um jede Hilfe froh, er werde sich daher so rasch er könne, mit dem Storå vereinigen.
 
Nachdem dies geschehen war, arbeitete sich der Storå natürlich nur noch schneller weiter, und nach kurzer Zeit erblickte er einen schönen schmalen See, [259] in dessen klarem Wasser sich der Idreberg und die Städjanfelsen widerspiegelten.
 
„Was ist denn das?“ fragte der Fluß, der vor lauter Verwunderung wieder beinahe stillstand. „Ich kann doch nicht so verrückt gewesen und wieder zum Vånsee zurückgekehrt sein?“
 
Aber der Wald, der zu jener Zeit überall zur Hand war, sagte sogleich: „O nein, du bist nicht zum Vånsee zurückgekommen, dies ist der Idresee, den der Sörälf mit seinem Wasser gefüllt hat. Das ist ein tüchtiger Fluß. Jetzt hat er den See ganz gefüllt und sucht sich einen Ausfluß zu verschaffen.“
 
Als der Storå das hörte, sagte er rasch zu dem Walde: „Du, der überall hinreicht, könntest dem Sörälf einen Gruß von mir ausrichten und ihm sagen, der Storå vom Vånsee sei da, und wenn er mich durch den See hindurchziehen lasse, wolle ich ihn dafür mit nach dem Meere nehmen. Er brauche sich dann gar nicht mehr um sein Fortkommen zu bekümmern, dafür würde ich sorgen.“
 
„Nun, ich kann ihm deinen Vorschlag wohl ausrichten,“ sagte der Wald, „aber der Sörälf wird wohl nicht auf deinen Vorschlag eingehen, denn er ist ebenso mächtig wie du.“
 
Am nächsten Tag jedoch richtete der Wald aus, der Sörälf sei es auch müde, sich allein einen Weg zu bahnen, und er wolle sich gern mit dem Storå vereinigen.
 
Der Fluß zog also mitten durch den See hindurch und arbeitete sich immer weiter durch den Wald und das Gebirge. Eine Weile kam er ordentlich vorwärts; aber dann geriet er in eine Felsenschlucht hinein, die von allen Seiten verschlossen war. Da gab es keinen Ausweg für ihn. Er brauste und schäumte vor Zorn, und als der Wald hörte, wie rasend er war, sagte er: „Jetzt ist es doch aus mit dir!“
 
„Aus mit mir!“ rief der Fluß. „O nein, aber ich habe hier etwas ganz Besonderes vor. Ich will nur sehen, ob ich nicht ebensogut wie der Sörälf einen See machen kann.“
 
So fing er an, den Särnasee zu schaffen, und dazu brauchte er einen ganzen Sommer hindurch. Je höher das Wasser in dem See stieg, desto höher hob sich auch der Storå, und schließlich fand er am südlichen Rand eine Stelle, wo er hinausfließen konnte.
 
Nachdem der Fluß wohlbehalten aus dieser Klemme hinausgekommen war, hörte er eines Tages zu seiner linken ein lautes Brausen und Rauschen. So ein lautes Brausen hatte er im Walde noch nie vernommen, und er fragte schnell, was denn das sei.
 
Und natürlich hatte der Wald auch sogleich eine Antwort bereit. „Das ist der Fjätälf,“ sagte er. „Hörst du, wie er rauscht und braust? Er ist auf dem Weg nach dem Meere.“
 
„Wenn du so weit reichst, daß der Fluß dich hören kann,“ rief der Storå, „dann grüß ihn von mir und sage dem Schwächling, der Storå vom Vånsee biete sich an, ihn mit nach dem Meere zu nehmen; doch nur unter der [260] Bedingung, daß er meinen Namen annehme und gehorsam mit mir weiter fließe.“
 
„O, der Fjätälf gibt seine Selbständigkeit nicht auf, das glaube ich nun und nimmer!“ sagte der Wald.
 
Aber am nächsten Tag mußte er dem Storå gestehen, daß auch der Fjätälf es müde geworden sei, sich seinen eigenen Weg zu bahnen, und sich gerne mit dem Storå vereinigen wolle.
 
Und der Storå zog immer weiter durchs Land. Er war indes noch gar nicht so groß, wie man eigentlich hätte erwarten können, da er jetzt doch so viele Helfer bei sich hatte. Aber stolz war er! Sein Lauf bestand fast aus lauter Wasserfällen, und mit lautem Rauschen rief er alles, was im Walde plätscherte und rieselte, ja selbst das kleinste Frühlingsbächlein, zu sich heran.
 
Eines Tages hörte er weit, weit im Westen einen Fluß rauschen, und als er den Wald fragte, was das sei, antwortete dieser, das sei der Fuluälf, der das Wasser von den Fulufelsen aufnehme und sich schon ein sehr langes und breites Bett gegraben habe.
 
Kaum hatte der Storå das vernommen, als er dem Wald auch schon den gewohnten Gruß auftrug; der Wald übernahm auch den Auftrag, und am nächsten Tag brachte er dann Botschaft vom Fuluälf. „Sage dem Storå,“ hatte der Fluß geantwortet, „ich wolle durchaus keine Hilfe. Ein solcher Gruß hätte außerdem besser mir angestanden als dem Storå, denn ich bin der mächtigere von uns beiden und komme sicher früher zum Meere als er.“
 
Kaum hatte der Storå diese Botschaft gehört, als er auch schon seine Antwort bereit hatte. „Sage dem Fuluälf sofort,“ rief er dem Walde zu, „ich fordere ihn zum Wettstreit heraus. Wenn er meint, er sei stärker als ich, soll er es beweisen und mit mir um die Wette laufen. Wer zuerst am Meere anlangt, hat gewonnen!“
 
Als der Fuluälf diese Botschaft hörte, erwiderte er: „Ich habe nichts gegen den Storå, und es wäre mir lieber gewesen, wenn ich meinen Weg in Ruhe und Frieden hätte fortsetzen dürfen. Aber die Fulufelsen schicken mir gewiß soviel Beistand, daß es feig von mir wäre, wenn ich die Herausforderung nicht annähme.“
 
Hierauf begannen die beiden Ströme das Wettrennen. Mit noch größerer Eile als vorher rauschten sie dahin und ließen sich Sommer und Winter keine Ruhe.
 
Aber es hatte allen Anschein, als ob der Storå sehr bald Grund hätte, seine verwegene Herausforderung zu bereuen, denn er stieß auf ein Hindernis, das ihm beinahe unüberwindlich wurde. Dieses Hindernis war ein Berg, der mitten auf seinem Wege lag, und durch den nur eine ganz enge Felsenspalte führte. Der Storå machte sich so schmal wie möglich und drängte sich unter wildem Schäumen hinein; aber er mußte viele Jahre lang waschen und aushöhlen, bis er die Spalte zu einer annähernd genügend breiten Rinne ausgeweitet hatte.
 
Während dieser Zeit fragte der Storå den Wald mindestens alle sechs Monate einmal, wie es dem Fuluälf gehe.
 
[261]
 
„Dem Fuluälf geht es so gut, wie er es sich nur wünschen kann,“ antwortete der Wald. „Er hat sich mit dem Görälf vereinigt, der das Wasser von dem norwegischen Gebirge aufnimmt.“
 
Und ein andres Mal, als der Storå den Wald wieder gefragt hatte, antwortete dieser:
 
„Um den brauchst du dir keine Sorge zu machen, er hat eben den ganzen Horrmundsee mitgenommen.“
 
Aber den Horrmundsee hatte der Storå selbst mitzunehmen die Absicht gehabt, und als er nun von dessen Übergang in den Fuluälf hörte, wurde er so wütend, daß er sich endlich durch seinen Engpaß hindurchzwängte und so wildschäumend davonstürzte, daß er mehr Erde und Wald mit sich fortriß, als eigentlich notwendig gewesen wäre. Es war gerade im Frühling, und der Fluß überschwemmte die ganze Gegend zwischen Hyckjeberg und Väsaberg, und ehe er sich wieder beruhigen konnte, hatte er eine Landschaft geschaffen, die das Älfdal genannt wurde.
 
„Ich möchte nur wissen, was der Fuluälf dazu sagt!“ rief der Storå dem Walde zu.
 
Der Fuluälf hatte indessen Transtrand und Lima ausgegraben, aber nun stand er schon ziemlich lange vor Limed und suchte nach einem Ausweg, weil er sich nicht über das steile Gebirge hinunterzustürzen wagte. Als er jedoch hörte, daß der Storå seinen Engpaß durchbrochen und das Älfdal ausgegraben habe, sagte er, nun möge es gehen, wie es wolle, er könne sich nicht länger aufhalten. Und er warf sich die Limedwand hinunter.
 
Es war ein gewaltiger Sprung, aber er kam wohlbehalten unten an, und jetzt ging es natürlich schnellen Laufes weiter. Er grub Malung und Järna aus, und hier gelang es ihm, den Vanfluß zu überreden, sich mit ihm zu vereinigen, obgleich der Vanfluß ganze zehn Meilen lang war und sich auf eigene Faust einen so großen See wie den Vänjan ausgegraben hatte.
 
Ab und zu glaubte der Fuluälf ein merkwürdig starkes Brausen zu vernehmen.
 
„Jetzt ist mir, als höre ich, wie sich der Storå ins Meer stürzt,“ sagte er.
 
„Nein,“ sagte der Wald, „was du hörst, ist freilich das Rauschen des Storå, aber er hat das Meer noch nicht erreicht. Er hat allerdings den Orsasee und den Skattungen aufgenommen und prahlt nun, er wolle das ganze Siljantal füllen.“
 
Das war eine gute Nachricht für den Fuluälf. Er dachte, wenn sich der Storå einmal ins Siljantal hinunter verirrt hätte, dann sei er dort wie in einem Gefängnis eingeschlossen, und er selbst werde alsdann das Meer sicher zuerst erreichen.
 
Von da an zog der Fuluälf ganz behaglich dahin. Im Frühjahr vollbrachte er sein schwerstes Stück Arbeit. Da stieg er hoch über Wälder und Hügel hinauf und wo er hinzog, hinterließ er ein breites Tal. Auf diese Weise schritt er von Järna nach Näs und von Näs nach Floda. Von Floda kam er nach Gagnef. Hier war schon im voraus eine Ebene. Die Berge waren weit zurückgewichen, und der Fuluälf konnte ohne jegliche Schwierigkeit weiterziehen; da vergaß er seinen [262] vorherigen Eifer vollständig und schlängelte sich in allerlei Buchten und Krümmungen dahin, fast wie ein ganz junges, fröhliches Bächlein.
 
Aber wenn der Fuluälf den Storå vergessen hatte, so hatte doch der Storå den Fuluälf nicht vergessen. Jeden Tag war er eifrig an seiner Arbeit, das Siljantal ganz mit Wasser zu füllen, damit er an irgend einer Stelle hinauskommen könnte; aber wie ein ungeheures Becken lag das Tal noch immer da und schien niemals voll zu werden. Der Storå war oft am Verzweifeln und glaubte schon, er müsse schließlich den ganzen Gesundaberg unter Wasser setzen, nur um aus seinem jetzigen Gefängnis herauszukommen. Er versuchte bei Rättvik durchzubrechen, aber da stand ihm der Lerdalberg im Wege. Schließlich kam er aber doch bei Leksand heraus.
 
„Sag dem Fuluälf nicht, daß ich herausgekommen bin!“ rief er dem Wald zu; und der Wald versprach zu schweigen.
 
Im Vorbeigehen nahm der Storå nun den Insee mit, und dann floß er als stolzer, gewaltiger Fluß durch Gagnef hindurch.
 
Als er in Gagnef nahe bei Mjälgen war, sah er einen prachtvollen, breiten Fluß, der mit hellem, glänzendem Wasser dahergezogen kam, und der die Wälder und Sandhügel, die ihm im Wege lagen, wie spielend auf die Seite schob.
 
„Was ist denn das für ein wunderschöner Fluß?“ fragte der Storå.
 
Aber gerade in diesem Augenblick fragte der andre Fluß, der der Fuluälf war, ganz dasselbe. „Was ist denn das für ein Fluß, der so stolz und gewaltig von Norden daherkommt? Ich hätte nie geglaubt, daß ich einen Fluß sehen würde, der so mächtig und kraftvoll zu Tale zieht,“ sagte er.
 
Da sagte der Wald so laut, daß beide Flüsse es hörten: „Nachdem ihr alle beide, der Storå und der Fuluälf, so Gutes über einander gesagt habt, meine ich, ihr solltet euch nun ohne Säumen miteinander vereinigen und euch dann gemeinsam einen Weg zum Meere bahnen.“
 
Das schien den beiden Flüssen zu gefallen. Aber noch ein Hindernis stand ihnen im Wege. Keiner wollte seinen Namen aufgeben und den des andern annehmen.
 
Aus diesem Grunde wäre die Vereinigung schließlich fast nicht zustande gekommen; da schlug der Wald vor, sie sollten doch einen neuen Namen annehmen, der bis jetzt keinem von ihnen gehöre.
 
Darauf gingen sie ein, und der Wald sollte den Namen wählen. Dieser bestimmte nun, der Storå solle seinen Namen ablegen und sich Ost-Dalälf nennen, und der Fuluälf solle seinen auch ablegen und den Namen West-Dalälf annehmen. Und nachdem sie sich dann vereinigt hätten, sollten beide zusammen recht und schlecht Dalälf heißen.
 
Und jetzt, nachdem die beiden Flüsse sich vereinigt hatten, ging es mit gewaltiger Kraft weiter: nun konnte ihnen nichts mehr widerstehen. Sie machten den Boden von Groß-Tuna so eben wie einen Hofplatz; sie stürzten sich ohne Zögern über die Felsen bei Kvarnsveden und Domnarvet hinunter. Als sie in die Nähe des Runnsees kamen, sogen sie dessen Wasser auf und zwangen alle [263] Flüsse der Umgegend, sich mit ihnen zu vereinigen. Dann zogen sie ohne große Hindernisse ostwärts, immer weiter dem Meere zu und wurden an manchen Stellen so breit wie ganze Seen. Bei Söderfors errangen sie sich großen Ruhm, desgleichen auch bei Älfkarleby, und endlich erreichten sie das Meer.
 
Als sie eben im Begriff waren, sich ins Meer zu stürzen, gedachten sie ihres langen Wettstreits, und wie viele Mühe und Beschwer sie dadurch gehabt hätten.
 
Jetzt fühlten sie sich alt und müde und verwunderten sich, daß sie sich in ihrer Jugend so gerne gestritten und gegenseitig herausgefordert hatten, ja, sie fragten sich, was für einen Nutzen sie eigentlich davon gehabt hätten.
 
Aber auf diese Frage erhielten sie keine Antwort, denn der Wald war weit droben im Lande stehen geblieben; sie selbst aber konnten sich in ihrem Bette nicht umdrehen und also auch nicht sehen, wie die Menschen überall vorgedrungen waren, wie viele Straßen sie gebaut hatten, wie an den Seen des Ost-Dalälfs und in den Tälern des West-Dalälfs eine Ortschaft um die andre herangewachsen war, und wie im ganzen Lande noch immer überall nur öde Wälder und kahle Gebirge waren, ausgenommen da, wo die beiden Flüsse während ihres heftigen Wettstreits hingezogen waren. 
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