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Der unsichtbare Kaspar.-1

时间:2024-03-29来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Der unsichtbare Kaspar
Oben bei Berenbach, ein bißchen weiter in den Wald hinauf, stand, wie ihr wißt, vor Zeiten eine Burg. Jetzt ist nur noch ein kümmerliches Mauerrestchen davon da, früher aber war es eine stattliche Burg. Sie gehörte einem reichen Grafen, der rings im Lande noch viele Schlösser besaß. Auf der Burg wohnte er nur selten; sein Vogt, ein braver, schlichter Mann, bewohnte mit den Seinen darin etliche Zimmer. Des Vogtes einziger Bube hieß Kaspar. Das war ein Bube, der immer zu hundert Dingen Lust hatte, aber nie zur Arbeit, wie das ja manchmal bei Buben vorkommen soll. Seite 212Am liebsten trieb er sich im Walde herum, immer mit dem heimlichen Wunsch, einmal ein Abenteuer zu erleben. Damals gab es noch Zwerge, Wichtlein, Waldweiblein und Nixen, und der Kaspar hätte zu gern mal so ein kleines, seltsames Männlein oder Weiblein gefangen. Und einmal, es war gerade am Johannistag, lief dem Buben wirklich so ein kleiner Wichtel in den Weg, und Kaspar ergriff ihn flink und hielt ihn fest, so sehr das Männlein auch zappelte und schrie. „Was willst du denn von mir?“ rief der Wichtelmann böse, „laß mich doch gehen! Dummer Bube du, mit deinen groben Tatzen zerdrückst du mich ja!“
 
„Nä,“ sagte Kaspar, „los lasse ich dich nicht, erst mußt du mir was schenken. Meine Großmutter hat erzählt, die Wichtelleute wüßten Farnsamen zu finden, der unsichtbar machen soll; gib mir etwas davon.“
 
„Meinetwegen,“ sagte der Wichtelmann, „den sollst du haben. Heute ist Johannisnacht, da werde ich welchen für dich suchen, morgen um diese Zeit kannst du ihn dir holen. Hier auf diesem Baumstumpf wird ein silbernes Döschen liegen, darin ist Farnsamen. Aber merke wohl, wenn du einem Menschen davon erzählst, verliert der Samen seine Kraft; solange du schweigst, kannst du dich immer unsichtbar machen, wenn du das Döschen bei dir trägst. So, nun laß mich los!“
 
Seite 213Kaspar ließ das Wichtelmännlein los; er wußte, die kleinen Waldleute hielten, was sie versprachen. Am nächsten Tage konnte er es kaum erwarten, wieder in den Wald zu kommen. Endlich war es Zeit, und er rannte so geschwind in den Wald, als hätte er mit einem Hasen einen Wettlauf verabredet. Da war die Stelle, wo er gestern den Wichtelmann gefangen hatte, da der Baumstumpf, und richtig lag das silberne Döschen darauf. Kaspar nahm es, steckte es ein und rannte nicht minder geschwind heim; er mußte doch sehen, ob er wirklich unsichtbar war. Der Vogt war mit den beiden Knechten zur Heuernte ausgezogen, die Mutter war in der Waschküche mit den Schwestern, und nur die Magd kam gerade über den Hof, als Kaspar zurückkehrte. Geschwind stellte der sich im Haus auf und dachte: Ich will sie mal erschrecken. Die Magd trug einen Korb voll Holz, und mit kräftigem Schwung schüttete sie das Holz gerade dahin, wo Kaspar stand. „Au!“ schrie der Bube, denn die dicken Buchenscheite waren ihm auf die Füße gefallen. „Na, wer schreit hier denn?“ rief die Magd und sah sich erstaunt um. Da merkte Kaspar, daß er wirklich unsichtbar war. Er rieb sich sein Knie, das ganz wund gestoßen war, und humpelte nach der Waschküche; er gedachte nun den Schwestern einen Schabernack zu spielen, von der Magd Seite 214hatte er vorläufig genug. Als er die Waschküche betrat, goß seine Mutter gerade das schmutzige Waschwasser aus. Man machte das damals sehr einfach: schwapp! wurde es zur Türe hinausgeschüttet, es konnte ja dann, wenn es Lust hatte, den Burgberg hinunterlaufen. So ein voller Eimer Waschwasser traf nun gerade Kaspar; seine Mutter sah ihn ja nicht, und so bekam er das warme Seifenwasser über den Kopf. „Huhuhu!“ heulte er. 
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