Hasi hoppelte quietschvergnügt durch den großen Wald und genoss die frische Luft des frühen Morgen. Es ging über Stock und Stein, mal sprang es über eine Wurzel und kroch unter Büschen hindurch. Hasi liebte es, nach Sonnenaufgang unterwegs zu sein und sich etwas zum frühstücken zu besorgen.
Plötzlich knackten mehrere Äste unter Hasis Pfoten. Es fiel in ein tiefes Loch. Es war in eine Falle getappt.
»Hey, was soll denn das?« Hasis versuchte, sich zu befreien, konnte aber nicht an den Wänden hinauf klettern. »Ich finde das überhaupt nicht witzig.«
Hasi überlegte, auf Hilfe zu warten, doch je mehr Zeit verging, desto mehr wurde ihm bewusst, dass diese Falle eigentlich nur von einer ganz bestimmten Person ausgehoben worden sein konnte. Nur der Jäger war zu so etwas Bösem fähig.
Hasi wurde nervös. Es war dem Jäger schon öfter begegnet und hatte ihn nur mit ganz viel Glück abschütteln können. Es wollte auch dieses Mal nicht in dessen Speisekammer landen.
»Hilfe!«, rief Hasi laut. »Hilfe! Hört mich jemand?«
Es dauerte nicht lange, bis Schritte lauter wurden. Jemand näherte sich der Falle. Hasi drückte sich eng an die Wand. Falls der Jäger kam, wollte es nicht entdeckt werden.
Ein Schatten fiel in das Loch. Der Fuchs sah hinab und entdeckte den Gefangenen. »Sie an, sieh an.«, sagte er mit einem breiten Grinsen. »Da unten sitzt das schmackhafte Hasi. Kommst du etwa nicht allein wieder nach oben? Ich könnte dir helfen, aber du weißt ja, ich habe dich zum fressen gern.«
Hasi sah den Fuchs grimmig an. »Du bekommst mich nicht. Dann lasse ich mich lieber vom Jäger mitnehmen. Du bist ein böser Fuchs.«
Der Fuchs riss die Augen auf. Seine Mundwinkel fielen herab. »Aber … Wie kannst du so etwas nur sagen? Ich bin doch nur ein Fuchs. Ich bin nicht böse. Das denkst du nur von mir.« Er wandte sich ab. »Das war richtig gemein von dir. Soll dich doch der Jäger essen.«
Hasi seufzte. So einen Fuchs hatte es auch noch nie erlebt. War das ein neuer Plan, um möglichst einfach an Futter zu kommen? »Ich bleibe hier. Es wird mich schon jemand anderes finden und retten.«
Der Fuchs blickte für einen Moment reglos in die Tiefe, dann nickte er und verschwand, während Hasi in der Falle sitzen blieb und langsam zu zittern begann.
Eine Weile später waren erneut Schritte zu hören. Kam nun endlich die Rettung oder war es schon der Jäger? Eine Leiter, die aus Stöcken gefertigt und mit Gräsern verknotet war, wurde herab gelassen. »Komm schon. Hier oben wartet die Freiheit.«
Hasi hätte beinahe zu weinen begonnen. Jemand war zur Rettung gekommen. Schnell kletterte es nach oben und sah sich dem Fuchs gegenüber.
»So endet es also.«, sagte Hasi enttäuscht. »Statt des Jäger wirst du mich also fressen.«
Der Fuchs lachte und schüttelte den Kopf. »Sei doch nicht immer so negativ. Du musst akzeptieren, dass ein Fuchs auch mal zu den Guten gehört.« Er legte seinen Arm und Hasis Schulter. »Lass uns irgendwas zum frühstücken suchen. Ich habe eine Bärenhunger. Was hältst du davon, wenn wir uns ein paar Erdbeeren suchen? Die liebe ich über alles. Ich bin nämlich Vegetarier, so wie du.«
Hasi atmete auf. Das hatte es nicht gewusst. Nun legte es auch seinen Arm um den Fuchs. Gemeinsam gingen sie weiter in den Wald hinein. »Weißt du was, Fuchs? Ich glaube, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.«