Sobald Ben Gunn die Fahne sah, blieb er stehen, ergriff mich beim Arm und setzte sich nieder. "Auf jeden Fall sind deine Freunde schon da", sagte er, "denn Silver hätte die Piratenflagge gehisst. Deine Freunde sind hier in dem Blockhaus, das vor vielen Jahren von dem alten Flint gebaut wurde. Ich werde nicht mit zu deinen Freunden gehen, bis ich deinen echten Gentleman gesehen und sein Ehrenwort erhalten habe.
Aber wenn Ben Gunn gebraucht wird, dann weißt du, Jim, wo er zu finden ist. Nämlich genau dort, wo du ihn heute gefunden hast. Und der, der zu mir kommt, muss so ein weißes Ding in der Hand halten, und er muss allein kommen."
"Gut", sagte ich. "Ich verstehe Euch."
Er hielt mich fest und sagte ängstlich: "Und wenn du Silver treffen solltest, Jim, dann wirst du doch nicht Ben Gunn verraten? Nicht einmal wilde Pferde würden es aus dir herausbringen, oder?"
Unser Gespräch wurde durch einen lauten Knall unterbrochen, und eine Kanonenkugel flog krachend durch die Bäume. Wir rannten beide nach verschiedenen Richtungen davon.
Als ich an den Strand kam, sah ich, dass auf der ‚Hispaniola' die Piratenflagge wehte. Einige Matrosen zertrümmerten mit Beilen die Jolle.
Schließlich kehrte ich zum Blockhaus zurück, wo ich meine Freunde traf. Ich hatte bald meine Geschichte erzählt und schaute mich um. Der Abendwind pfiff durch jede Ritze des Bauwerkes und bedeckte den Boden mit einem feinen Sandregen. Der Sand kam in unsere Augen, gelangte zwischen die Zähne und befand sich in unserem Essen.
Unser Schornstein war ein viereckiges Loch im Dach, und nur ein Teil des Rauches fand da seinen Weg hinaus. Der Rest wirbelte im Haus herum und war der Grund dafür, dass wir ständig husten mussten und uns die Augen tränten.
Unser neuer Mann, Grey, trug wegen seiner Verletzung einen Verband um den Kopf, und der alte Redruth lag noch immer unbegraben steif und starr unter dem Fahnentuch.
Der Kapitän teilte die Wachen ein. Zwei wurden ausgeschickt um Feuerholz zu sammeln, und zwei andere mussten für Redruth ein Grab ausheben. Der Doktor wurde zum Koch ernannt, und ich musste an der Tür Posten stehen. Der Kapitän munterte uns stets auf und fasste mit an, wo es nötig war.
Einmal fragte mich der Doktor: "Was für ein Mann ist dieser Ben Gunn eigentlich?"
"Ich weiß es nicht", antwortete ich. "Ich weiß nicht einmal, ob er ganz richtig im Kopf ist." Der Doktor erklärte mir, dass ein Mann, der drei Jahre allein auf einer Insel gelebt hat, etwas sonderbar erscheinen muss. Dann vertraute er mir an, dass er in seiner Schnupftabakdose Parmesankäse versteckt hat, den er nun gern Ben Gunn geben möchte.
Vor dem Abendessen begruben wir den alten Tom im Sand.
Unsere Anführer besprachen unsere Aussichten. Die Vorräte waren so gering, dass uns der Hunger bald zur Übergabe zwingen würde. Wir wollten auch versuchen, möglichst viele Seeräuber abzuschießen. Außerdem standen uns noch zwei Helfer zur Seite: der Rum und das ungesunde Klima. Der Doktor wettete seine Perücke, dass die Hälfte von ihnen binnen einer Woche auf dem Rücken liegen würde, da sie ihr Lager in der sumpfigen Gegend aufgeschlagen hatten und ohne Arzneimittel waren.
Am nächsten Morgen waren alle schon viel früher wach als ich. Plötzlich hörte ich ihre Stimmen: "Parlamentärflagge! Silver selbst!" Bei diesen Worten sprang ich hoch und lief zu einer Schießscharte in der Wand.