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德语小说:基督山伯爵-Der Richter

时间:2010-09-23来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Richter

Paris wartete auf den Prozess, der gegen den Mörder des Galeerensträflings Caderousse gehalten werden sollte, gegen Benedetto, der sich als Prinz Andrea Cavalcanti Zugang zu den höchsten Kreisen erschlichen hatte. Der Staatsanwalt Villefort bereitete sich mit aller Gründlichkeit darauf vor.

Am Tag der Verhandlung, musste er allerdings vor Verlassen des Hauses noch eine bittere Pflicht erfüllen. Fertig angekleidet, ließ er sich bei seiner Frau melden. Ohne Umschweife kam er auf den Punkt: "Wo haben Sie das Gift, mit dem Sie den Herrn Marquis von Saint-Meran, danach die Marquise und schließlich Valentine ermordet haben?"

Die Wucht dieser Anklage traf Frau von Villefort schwer. "Mein Herr", stammelte sie, "ich verstehe Sie nicht!"

"Es gibt keinen Zweifel", entgegnete Herr von Villefort. "Zunächst fiel der Verdacht auf meine liebe Tochter, ich leugne es nicht, aber nun ist dieser Engel tot. Zu Ihnen spricht jetzt nicht Ihr Gatte, sondern Ihr Richter! Auf die Giftmischerin wartet das Schafott!"

"Oh, mein Gott", rief Frau von Villefort. Wilder Schrecken ergriff sie.

"Aber fürchten Sie das Schafott nicht", fuhr der Staatsanwalt leise, wenn auch unbarmherzig fort. "Ich will Sie nicht entehren. Ich fragte Sie, wo Sie das Gift aufbewahrt haben. Nun - ich verlasse Sie jetzt, um die Todesstrafe für einen Mörder zu fordern. Inzwischen werden Sie wissen, was Sie zu tun haben! Kehre ich heim und finde Sie noch lebend, so ist heute Nacht der Kerker Ihre Wohnung!"

"Oh, Gnade! Bedenken Sie, dass ich Ihre Frau bin!"

"Sie sind eine Giftmischerin, Madame."

Der Staatsanwalt verließ seine verstörte Frau. Er war zwar vernichtet von der Last all des Unglücks, aber doch auch gestärkt durch das Gefühl, seine Pflicht erfüllt zu haben.

Er wurde im Gerichtsgebäude erwartet. Für viele war Andrea Cavalcanti, der Korse Benedetto, entweder Opfer oder doch ein Irrtum der Justiz. Die Beweise, die Anschuldigung eines Sterbenden, erschienen nicht ausreichend, nicht erdrückend genug. Man war gespannt, wie Herr von Villefort die Beweiskette schließen würde.

Unter den zahlreich erschienenen Persönlichkeiten sah man auch eine tief verschleierte Dame, die niemand erkannte. Der Angeklagte selbst vermittelte übrigens den Eindruck vollkommener Ruhe, sogar eine auffällige Überlegenheit.

Villefort zögerte nicht mit seinem Plädoyer. Selten war er so beredet wie an diesem Tag. Er schilderte die Verbrechen Benedettos in den lebhaftesten Farben. Er musterte dabei den Angeklagten immer wieder durchdringend.

Endlich endete der Staatsanwalt und wandte sich scheinbar gleichgültig seinen Akten zu. Nun befragte der Präsident den Angeklagten. "Ihr Alter?"

"Ich bin einundzwanzig Jahre, geboren wurde ich in der Nacht vom 27. auf den 28. September 1817."

Herr von Villefort hob den Kopf.

"Zur Welt kam ich in Auteuil bei Paris", fuhr Benedetto ruhig fort.

Herr von Villefort hielt den Atem an.

Benedetto sagte: "Anfangs war ich Fälscher, dann wurde ich Dieb, schließlich Hochstapler und Mörder!"

Ein Sturm der Entrüstung über so viel Unverfrorenheit ging durch den Saal. Herr von Villefort wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. Die verschleierte Dame wankte, man musste sie stützen.

"Wie ist Ihr Name?", fragte der Präsident, ebenfalls aus der Fassung gebracht.

"Ich kenne meinen Namen nicht", war die Antwort.

"Ich kann Ihnen jedoch sagen, dass mein Vater Staatsanwalt ist!"

"Wie?", rief der Präsident, außer sich vor Entrüstung und Staunen.

"Staatsanwalt", bekräftigte Benedetto. "Und Sie kennen ihn, denn er steht vor Ihnen, er heißt Villefort."

Das war wie ein Donnerschlag für die Anwesenden. Villefort brach zusammen, mehrere Personen bemühten sich um ihn. Die verschleierte Dame war in Ohnmacht gefallen, man versuchte es mit Riechsalz, und sie kam wieder zu sich, blieb aber äußerst matt. Der Präsident ermannte sich: "Sie haben bei der Untersuchung gesagt, Sie seien Waise!"

"Ich wiederhole Ihnen, dass ich in Auteuil geboren wurde, in der Nacht vom 27. auf den 28. September, und zwar als Sohn des Staatsanwaltes Villefort. Es war im ersten Stock des Hauses Nr. 28 Rue de la Fontaine, in einem mit rotem Damast austapezierten Zimmer. Mein Vater erklärte meiner Mutter, ich sei tot, und wickelte mich in eine mit einem H bestickte Serviette. Er trug mich in den Garten, wo er mich lebendig begrub."

Ein Schauer durchlief alle Anwesenden.

"Aber Sie leben", schrie der Präsident den Angeklagten an.

"Ein Korse, der an Herrn von Villefort die Vendetta ausüben wollte, verwundete ihn mit einigen Messerstichen. Danach grub er das Kistchen aus, in dem ich lag, brachte mich ins Waisenhaus, wo er mich später wieder abholte und mich zu seiner Schwester brachte, die mich aufzog."

"Und Ihre Mutter?", fragte der Präsident tonlos.

"Meine Mutter hielt mich für tot. Sie ist schuldlos, und ich kenne sie nicht", erklärte der Mörder Benedetto. Die verschleierte Frau stieß einen Schrei aus. Sie hatte einen Zusammenbruch erlitten. Man trug sie aus dem Saal. Dabei wurde ihr Schleier verschoben, und man erkannte Madame Danglars.

"Wo ist der Beweis für Ihre ungeheuerliche Behauptung?", herrschte der Präsident den Angeklagten an.

Was keiner wusste, Bertuccio, der Verwalter des Grafen von Monte Christo, hatte Benedetto im Gefängnis besucht, und ihm die ganze Geschichte erzählt. Doch er erklärte schlicht: "Sehen Sie Herrn von Villefort an, das ist der Beweis! Oder soll ich noch einen Beweis geben, mein Vater", redete er Herrn von Villefort direkt an.

"Nein, nein", rief dieser. "Nein, es ist unnötig! Es wäre vergeblich, mich der rächenden Hand Gottes zu entziehen. Keine Beweise mehr! Alles, was der junge Mann gesagt hat, ist wahr. Ich halte mich von dieser Stunde an zur Verfügung meines Nachfolger!"

Herr von Villefort sprach diese Worte mit erstickter Stimme, danach verließ er den Saal wie ein Flüchtender.

Die Versammlung blieb stumm, bis die Anspannung in eine ungeheure Erregung umschlug. Der Präsident hob die Sitzung auf: "Der Prozess muss neu eingeleitet werden!"

Polizisten führten Benedetto hinaus. Man rechnete damit, dass man ihm mildernde Umstände zubilligen werde.

 

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