Nach wenigen Tagen kam ein ansehnlicher, hünenhafter Stallknecht. Leider entpuppte er sich als Angeber namens Alfred Smirk. Im Beisein meines Besitzers behandelte er mich oberflächlich gesehen pfleglich, damit ich elegant aussah. Doch vergaß er, mir die Hufe auszukratzen oder gar die Eisen zu überprüfen. Mit der Zeit wurde mein Zaumzeug rostig, der Sattel feucht und mein Schweifriemen war ganz starr.
Er selbst stand vor Eitelkeit strotzend stundenlang vor dem Spiegel, um sich die Haare zu scheiteln und den Bart zu zwirbeln. Aufgrund seines gewandten Auftretens glaubte alle Welt, er wäre ein netter junger Bursche, der Mr. Barry nur Glück brächte. Aber ich wusste, dass er lediglich ein eingebildeter und bequemer Flegel war.
Ich war schon froh, dass er mich nicht schlug, doch ein Pferd braucht ein wenig mehr der Pflege. Was nutzte es mir, dass ich mich in meiner Box frei bewegen konnte, wenn Alfred zu faul war, dieselbe auszuputzen. Er wechselte nie die ganze Streu, immer nur einen Teil. So kam es, dass sich meine Augen entzündeten, ob der strengen Düfte. Außerdem ließ mein Hunger merklich nach und wegen des feuchten Strohs wurden meine Hufe empfindlich.
Mr. Barry bemerkte die Umstände im Stall und ließ Wände und Abflüsse untersuchen, weil der Geruch immer strenger wurde. Alfred erklärte unserem gutgläubigen Herrn, er würde bereits alles tun, um den Missständen entgegenzuwirken. Als meinem Herrn auffiel, dass ich beim Ausritt unsicher auf den Beinen war, gab ihm der verlogene Knecht recht - obwohl er das gar nicht gemerkt haben konnte, weil er nie mit mir rausging.
Durch diese fehlerhafte Pflege wurde ich immer schwerfälliger, träger und manchmal fieberte ich sogar. Doch anstatt mir Bewegung zu gönnen, stopfte Alfred mich mit Tabletten voll, bis ich immer schlechter dran war.
Als ich einmal trotz meiner empfindlichen Hufe mit meinem Herrn ausreiten musste, bereiteten mir die spitzen Steine auf dem Weg derartige Schmerzen, dass ich stolperte. So kam es, dass mein Herr mit mir beim Tierarzt vorsprach. Der untersuchte mich genau und sagte: "Ihr Pferd hat ziemlich schlimme Stallfäule, mein Herr. Sie können sich glücklich schätzen, dass es noch nicht gestürzt ist. Hat Ihr Knecht denn nichts bemerkt? Stallfäule kommt normalerweise in Ställen vor, in denen nicht vollständig ausgemistet wird und die Pferde auf dem nassen Stroh herumstehen müssen."
Der Tierarzt bestimmte, dass mein Stall peinlichst sauber gehalten werden sollte und man päppelte mich mit Kleie, Grünfutter und Hafer wieder hoch. Nach einer erstaunlich kurzen Zeit fühlte ich mich wieder so frisch wie eh und je. Mr. Barry, der nun schon zum zweiten Mal von seinem Burschen angelogen worden war, wollte mich jetzt verkaufen. Ich durfte noch bis zur völligen Genesung bei ihm bleiben und dann verkaufte er mich. Fortan nahm er sich ein Mietpferd, wenn er einmal reiten wollte.