Ich war mir sicher, dass Nemo spätestens auf der Höhe von Kap Hoorn von seinem Südkurs abweichen würde. Doch da irrte ich mich gewaltig. Wir steuerten immer weiter dem Südpol entgegen und unsere, oder vielmehr Ned Lands Fluchtpläne gerieten in weite Ferne.
Conseil und ich befürchteten bereits, dass er gemütskrank würde, als am 14. März plötzlich ein Schwarm Walfische vor unseren Augen auftauchte.
"Ach wäre das eine Wucht, solch ein Tier zu erlegen", meinte Land sichtlich erregt.
"Fragen Sie doch den Kapitän, ob sie auf die Jagd gehen dürfen", schlug ich vor.
Kaum hatte ich ausgesprochen verschwand der Kanadier in der Luke und erschien kurze Zeit später mit dem Kapitän auf der Plattform. Der beobachtete das schwarzblaue Getümmel um die Nautilus und sagte:
"Nein. Diese Wale werden nicht gejagt nur um des Tötens willen. Sie sind harmlos, sogar nützlich und ich lasse nicht zu, dass man sie hier in den südlichen Gewässern ebenso ausrottet wie im Norden."
Die Augen von Ned Land funkelten zornig. Da setzte der Kapitän fort:
"Sehen Sie acht Seemeilen von hier die schwärzlichen Punkte?"
"Ja."
"Das sind Pottwale. Gefährliche Räuber, die fast nur aus Zähnen bestehen. Sie bedrohen diese Wale hier und daher ist es gerechtfertigt, sie auszurotten. Meister, darf ich sie einladen, mir und der Nautilus bei der Jagd zuzusehen?"
Ned Land zog verächtlich die Achseln hoch und trottete hinter dem Kapitän her. Die Nautilus tauchte und wir nahmen vor den Fenstern Platz. Was nun begann, war an Grausamkeit kaum zu übertreffen. Die Nautilus wurde zu einer tödlichen Harpune und durchtrennte zahllose Pottwale.
Das Meer färbte sich rot und bald flohen die Tiere, die noch dazu in der Lage waren. Nemo trat zu uns - er schien etwas abgekämpft.
"Na, Meister", fragte er Ned Land.
"Abscheulich", erwiderte der Kanadier. "Das war keine Jagd - das war ein Gemetzel!"
Ein Streit zwischen dem Kanadier und dem Kapitän hing in der Luft, doch da kam eine Walleiche in unser Blickfeld, die von einem Pottwal erlegt worden war. Am Zipfel einer Floss hing ein Junges, das die Mutter nicht hatte retten können.
Zwei Matrosen sprangen von der Plattform auf den Leib des Tieres und ich sah reichlich verblüfft, wie sie aus den Eutern fast drei Tonnen Milch herausmolken.
Der Kapitän reichte mir einen Schluck. Ich überwand meinen Ekel und stellte fest, dass sie von Kuhmilch kaum zu unterscheiden war. Ein Vorrat von Milch und damit auch Butter und Käse bedeuteten eine angenehme Abwechslung in unserem Speiseplan.