Ich hatte den Halt, aber nicht den Kopf verloren. Ich schlug ins Wasser und tauchte fünf bis sechs Meter unter. Automatisch begann ich mit den Beinen zu rudern. Wieder an der Oberfläche, brauchte ich eine ganz Weile, bis ich die Fregatte erkannte.
Sie verschwand in der Ferne. Verzweiflung machte sich bei mir breit und ich rief um Hilfe. Doch dabei schluckte ich Salzwasser und wurde noch panischer. Meine nassen Kleider hingen schwer an mir und behinderten mich beim Schwimmen. Ich sank, wollte rufen, schluckte Wasser, hustete, sank und prustete…
Da fühlte ich mich plötzlich am Kragen gepackt, und hörte die rettenden Worte: "Wenn Monsieur die Güte haben, sich bei mir zu stützen, geht es gleich besser."
"Conseil! Wurdest du auch über Bord geschleudert?"
"Keineswegs. Aber da Monsieur einen Anspruch auf meine Dienste hat, bin ich Monsieur nachgesprungen! Die Fregatte ist übrigens manövrierunfähig. Sie wurde von Ungeheuer zerbrochen."
Conseil kam dicht heran und schnitt mir mit einem Messer die nasse Kleidung vom Leib. Dann schlug er vor, ruhig und gleichmäßig zu schwimmen, bis sich unsere Lage verbessern würde. Er war zu phlegmatisch, um sich aufzuregen.
Wir teilten unsere Kräfte ein, indem der eine auf dem Rücken lag und "toter Mann" spielte und der andere schwamm und ihn mit leichten Stößen vor sich her schob. Alle zehn Minuten wechselten wir die Rollen und hofften es auf diese Weise auszuhalten, bis es hell würde.
Aber die Ermüdung wurde immer stärker, dazu kamen Krämpfe und Schüttelfrost. Ich war schon drauf und dran aufzugeben, da schrie Conseil einige Male herzhaft um Hilfe und uns war so, als ob wir ein Rufen hörten.
Angestachelt von der Hoffnung auf Rettung riefen wir zusammen weiter. Mit letzter Kraft bewegten wir uns in die Richtung, aus der wir die Stimme vermuteten. Meine halb erfrorenen Glieder versagten mehr und mehr ihren Dienst und als ich erneute rufen wollte, schluckte ich Wasser und ging unter.
Dabei stieß ich gegen einen Gegenstand und ich klammerte mich unweigerlich daran fast. Jemand riss mich empor und dann wurde ich ohnmächtig.
Ich muss vom Reiben an meinem Körper wieder aufgewacht sein. Zuerst erkannte ich den treuen Conseil - das andere Gesicht war im Mondlicht ebenfalls deutlich zu erkennen: Ned Land!
"Was, Sie wurden ebenfalls von Bord geschleudert?", fragte ich.
"Allerdings - die Kraft meiner Harpune riss mich hinunter. Aber ich hatte Glück und konnte mich gleich auf eine kleines Inselchen retten."
"Inselchen?"
"Oder Riesen-Narwal - wie Sie wollen. Jedenfalls weiß ich nun, warum meine Harpune nicht eindringen konnte. Ihr angeblicher Meeressäuger besteht aus blank polierten Eisenplatten, Herr Professor."
Dieser Satz brachte mich wieder vollständig zu Bewusstsein. Ich sprang auf und trat mit den Füßen gegen den Untergrund; klopfte darauf - es bestand kein Zweifel; das Wundertier, das Ungeheuer, das alle Gelehrten gefoppt hatte, war ein Wunder von Menschenhand!
Wir befanden uns sozusagen an "Deck" eines Unterwasserfahrzeuges, das offenbar eine Fischform besaß. Und wenn es eine Maschine war, musste es Menschen geben, die es fortbewegten. Waren wir gerettet?
Ned Land warf ein, dass er seit drei Stunden auf diesem Ding hockte und sich nichts gerührt hätte.
In dem Moment begann sich am anderen Ende des Fahrzeuges offensichtlich eine Schraube zu bewegen, da wir uns in Bewegung setzten. Der Apparat machte nur langsame Fahrt und wir konnten uns gut halten. Aber was, wenn er untertauchte?
Also begannen wir wild mit unseren Füßen zu trampeln. Natürlich hatten wir nicht viel Hoffnung, dass man uns im Inneren hörte, doch plötzlich stoppte die Schraube, eine Platte des Verdecks hob sich und ein Mann erschien in der Luke.
Er stieß einen Schrei aus, verschwand und kehrte wenige Augenblicke mit acht starken Männern, die Masken trugen zurück. Sie packten uns und schleiften uns in den Leib des technischen Monsters.