»Übrigens«, sagte die Michonneau, »ich kann ihn nicht ausstehen, er sagt mir nur Unangenehmes.«
»Und«, fuhr Poiret fort, »es ist auf jeden Fall besser, bei der Sache zu bleiben, wie es der Herr gesagt hat, der mir sehr ordentlich zu sein scheint, außer dem, daß er sehr proper angezogen ist; es ist ein Akt der Gesetzestreue, wenn man die Gesellschaft von einem Verbrecher befreit, so tugendhaft er auch sein mag. Wer einmal trinkt, trinkt immer. Wenn es ihm nun einfiele, uns alle zu ermorden? Weiß der Teufel, wir wären selbst schuld an diesem Mord, zudem, daß wir auch die ersten Opfer wären.«
Fräulein Michonneau war so in Nachdenken versunken, daß sie gar nicht auf die Phrasen Poirets hörte, die eine nach der anderen aus seinem Munde fielen wie Tropfen aus einem schlecht geschlossenen Wasserhahn. Wenn der Alte einmal seiner Rede freien Lauf ließ und Fräulein Michonneau nicht zuhörte, so sprach er ewig weiter, wie ein aufgezogenes Uhrwerk. Von einem Gegenstand kam er auf den anderen, ohne irgend etwas zu Ende zu bringen. Als sie beim Hause Vauquer anlangten, war er schließlich mit Hilfe von allerhand Passagen und Redensarten bei der Affäre des Sieur Ragoulleau und der Dame Morin angelangt, in der er als Entlastungszeuge fungiert hatte. Beim Betreten des Hauses verfehlte seine Gefährtin nicht zu bemerken, daß Eugen de Rastignac und Fräulein Taillefer in eine intime Unterhaltung vertieft waren. Das Interesse des Paares an der Unterredung war offenbar so brennend, daß es gar nicht darauf achtete, als die beiden das Speisezimmer passierten.
»Das mußte so kommen«, sagte Fräulein Michonneau zu Poiret. »Seit acht Tagen haben die beiden sich Augen gemacht, als wenn sie sich ihre Seele ausgucken wollten.«
»Ja«, war die Antwort, »sie wurde auch verurteilt.«
»Wer?«
»Madame Morin.«
»Ich spreche von Fräulein Victorine«, sagte die Michonneau, die, ohne es zu beachten, das Zimmer Poirets betreten hatte, »und sie kommen mir mit Madame Morin. Was ist mit der Frau?«
»Was hat Fräulein Victorine denn verbrochen?« fragte Poiret.