»Nun, sind Sie einverstanden?« fragte Goudureau die alte Jungfer.
»Aber, mein lieber Herr«, sagte sie, »wenn die Buchstaben nicht erscheinen, bekomme ich dann auch die 2000 Francs?«
»Nein.«
»Wie hoch ist denn dann die Entschädigung?«
»500 Francs.«
»Für so wenig Geld so etwas tun! Für das Gewissen ist es doch dasselbe, und ich muß mein Gewissen beruhigen.«
»Ich versichere Sie«, sagte Poiret, »daß das Fräulein sehr viel Gewissen hat; außerdem, daß sie sehr liebenswürdig ist, selbstverständlich.«
»Nun gut«, fuhr die Michonneau fort, »geben Sie mir 3000 Francs, wenn es Trompe-la-Mort, und nichts, wenn es ein braver Bürger ist.«
»Abgemacht«, sagte Goudureau, »aber unter der Bedingung, daß die Sache morgen erledigt wird.«
»Das geht nicht, mein lieber Herr, ich muß erst meinen Beichtvater fragen.«
»Zu pfiffig«, sagte der Spitzel beim Aufstehen, »auf morgen also. Und wenn Sie mich dringend zu sprechen haben, melden Sie sich Petite Rue Ste-Anne, im Hof der Ste-Chapelle. Es gibt nur eine Tür unter dem Torbogen. Verlangen Sie Herrn Goudureau.«
Bianchon, der vom Kolleg von Cuvier zurückkam, hörte gerade noch das seltsame Wort »Trompe-la-Mort« und das »Abgemacht« des berühmten Chefs der Geheimpolizei.
»Warum machen Sie die Sache nicht sofort? Das bringt 300 Francs Leibrente«, sagte Poiret zu Fräulein Michonneau.
»Warum?« sagte sie, »man muß sich die Sache überlegen. Wenn Vautrin Trompe-la-Mort ist, wäre es vielleicht lohnender, sich mit ihm zu verständigen. Aber wenn man von ihm Geld verlangt, so warnt man ihn, und er ist imstande, sich gratis aus dem Staub zu machen. Das wäre ein schöner Reinfall.«