»Aber«, rief Poiret, »das sind ja schreckliche Zustände, die Seine Exzellenz nicht dulden dürfte. Da Sie die Ehre haben, Seine Exzellenz zu kennen, so sollten Sie als Mann mit philanthropischen Ansichten ihn über den unmoralischen Lebenswandel dieser Leute aufklären, die der übrigen Gesellschaft ein so schlechtes Beispiel geben.«
»Aber die Regierung wirft sie nicht ins Bagno, um sie zu Tugendmodellen zu machen.«
»Das ist richtig. Indessen, mein Herr, erlauben Sie . . .«
»Aber lassen Sie doch den Herrn ausreden, mein Bester«, sagte die Michonneau.
»Sie verstehen, mein Fräulein«, fuhr Goudureau fort, »die Regierung hat natürlich das größte Interesse daran, die illegale Kasse, die einen sehr hohen Betrag enthalten soll, in die Hand zu bekommen. Trompe-la-Mort erhält nicht nur große Summen von seinen Kameraden, sondern auch vom Bund der Zehntausend . . .«
»Zehntausend Diebe!« rief Poiret entsetzt.
»Nein, der Bund der Zehntausend ist eine Vereinigung von Schwerverbrechern, von Leuten, die nur im großen arbeiten und die sich nur mit Sachen abgeben, bei denen es wenigstens zehntausend Francs zu erbeuten gibt. Zu dieser Gesellschaft gehört die Elite unserer Schwurgerichtskandidaten. Sie kennen das Strafgesetz und wissen es so einzurichten, daß man niemals die Todesstrafe gegen sie verhängen kann. Collin ist ihr Vertrauensmann, ihr Berater. Mit Hilfe seiner ungeheuren Hilfsquellen hat dieser Mensch es verstanden, sich eine eigene Polizei zu schaffen, er verfügt über ausgedehnte Verbindungen, die sich in ein undurchdringliches Geheimnis hüllen. Obgleich wir ihn seit einem Jahr mit Spionen umgeben, haben wir sein Spiel noch nicht ganz durchschauen können. Seine Geldmittel und seine Fähigkeiten dienen so ständig dazu, das Laster zu unterstützen, das Verbrechen zu finanzieren, und er unterhält eine ganze Armee von Spitzbuben, die mit der Gesellschaft dauernd auf Kriegsfuß stehen. Wenn man Trompe-la-Mort faßt und seine Bank beschlagnahmt, so hat man das Übel bei der Wurzel ausgejätet. Daher ist dieses Unternehmen eine Staatsangelegenheit und eine hochpolitische Affäre geworden und wird denen, die zum Erfolg beitragen, Ehre einbringen. Sie selbst, mein Herr, könnten von neuem Beamter in einem Ministerium oder Sekretär eines Polizeikommissars werden, Funktionen, die den Weiterbezug Ihrer Pension nicht hindern würden.«