Schuleschwänzen ist in Deutschland weit verbreitet. Politiker wollen mit harten Maßnahmen etwas dagegen tun. Der Verein Apeiros hilft Kindern und Jugendlichen auf andere Weise in die Schule zurück.
Wie in anderen Industriestaaten gibt es auch in Deutschland viele Schulschwänzer. Die meisten von ihnen fehlen nur ein paar Stunden, andere kommen wochenlang nicht zur Schule. Professor Norbert Grewe von der Universität Hildesheim schätzt, dass ungefähr drei bis fünf Prozent aller Schüler fast gar nicht mehr am Unterricht teilnehmen. Im Jahr 2013 wären das an den allgemeinbildenden Schulen zum Beispiel rund 260.000 bis 430.000 Kinder und Jugendliche.
Politiker diskutieren immer wieder darüber, wie man es schaffen kann, dass solche Schwänzer wieder regelmäßig zur Schule gehen. Manche schlagen vor, dass die Schüler morgens von der Polizei zur Schule gebracht werden sollen. Andere wollen einen Jugendarrest für Schulschwänzer einführen. Wissenschaftler Grewe fordert dagegen präventive Maßnahmen und frühe Kontrollen an Schulen. Sie sollen verhindern, dass aus„Gelegenheitsschwänzern“ Schulverweigerer werden.
Es gibt viele Gründe, warum Schüler nicht mehr zur Schule gehen wollen. Dazu gehören Probleme in der Familie und die Angst vor Prüfungen oder Mitschülern. Manche Schüler rebellieren mit ihrem Verhalten aber auch gegen Regeln, meint Stefan Schwall. Er leitet den Verein Apeiros in Wuppertal, der sich um Schulschwänzer kümmert.
Zwei Stunden pro Tag müssen die Schüler zu Apeiros kommen, aber zum Lernen wird niemand gezwungen. Schwall sagt: „Das Komische ist: Irgendwann fangen sie von alleine an.“ Der Verein hilft den Verweigerern, einen Weg zurück in die Schule zu finden. Dabei wird deutlich: Unterstützung und Erfolgserlebnisse bringen oft mehr als Druck und Strafen.Glossar
Schuleschwänzen (n., nur Singular) – die Tatsache, dass Schüler nicht zur Schule gehen, obwohl sie es eigentlich müssen (Person: der Schulschwänzer/die Schulschwänzerin)
etwas ist weit verbreitet – etwas kommt häufig vor
Maßnahme, -n (f.) – das Mittel; die Handlung, die man macht, um ein Ziel zu erreichen
jemand fehlt – hier: jemand ist im Unterricht abwesend
wochenlang – mehrere Wochen; hier auch: für eine lange Zeit
etwas schätzen – hier: eine ungefähre Zahl sagen/vermuten
allgemeinbildende Schule, -n (f.) – die Schule vor der Berufsschule oder der Universität
rund – hier: etwas mehr als eine bestimmte Zahl
etwas schaffen – hier: etwas erreichen
Arrest, -e (m.) – die Haft; die Zeit im Gefängnis
etwas ein|führen – hier: eine neue Regel offiziell gültig machen
präventiv – hier: so dass jemand vor einem unerwünschten Ereignis geschützt werden soll
Gelegenheitsschwänzer, -/Gelegenheitsschwänzerin, -nen – gemeint ist: der Schüler/die Schülerin, der/die nur manchmal nicht zum Unterricht kommt
Verweigerer, -/Verweigerin, -nen – die Person, die es ablehnt, etwas zu machen
zu etwas gehören – ein Teil von etwas sein
gegen etwas/jemanden rebellieren – gegen etwas/jemanden (auch) mit Gewalt protestieren
Unterstützung (f., hier nur Singular) – die Hilfe, die jemand bekommt
Erfolgserlebnis, -se (n.) – der Moment, in dem man glaubt, etwas gut gemacht zu haben
Druck (m., hier nur Singular) – der Zwang