700 für 1,3 Milliarden: In China werden die Nachnamen knapp. Ein neues Gesetz erlaubt mehr Freiheit bei der Wahl des Namens. Viele Chinesen entscheiden sich zusätzlich für fantasievolle englische Vornamen.
In China gibt es ein neues Namensrecht. Das Kind erhielt bisher den Familiennamen des Vaters. Nun können ihm die Eltern aber zusätzlich auch den der Mutter geben. So soll vermieden werden, dass viele Kinder identische Namen haben. In der Zukunft soll es Schülern nicht mehr so gehen wie der heute 24-jährigen Zhang Wei: In ihrer Klasse hießen damals acht Kinder genau so wie sie.
In China gibt es nur knapp 700 Familiennamen – äußerst wenige für eine Bevölkerung von 1,3 Milliarden. 20 Familiennamen kommen besonders oft vor – wie etwa Zhang, Wang oder Li. Mit der neuen Regel können die Eltern ihr Kind ein wenig aus der Masse herausheben. In Chinas Städten gibt es einen weiteren Trend: Viele Menschen schmücken sich mit einem zusätzlichen westlichen Vornamen. Zum einen, weil manche Schriftzeichen nicht mit dem Computer lesbar sind, zum anderen, weil es als schick gilt.
Diese Namen sind amtlich nicht festgehalten, können also nach Lust und Laune geändert werden. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt: Snowy, Rainbow oder Sugar. Klassischer ist hingegen Edeltraud. Unter Männern trifft man auf Rainman, Micky oder Lancelot. Oder Arnold, der – nomen est omen – im Fitnessstudio um die Ecke als Trainer arbeitet.
Viele Ausländer hingegen legen sich in China einen Namen in chinesischen Schriftzeichen zu, weil dies den Umgang mit Behörden erleichtert. Für westliche Firmen, die hier Geschäfte machen wollen, ist ein chinesischer Name absolut notwendig. Denn allein der Name kann über den Erfolg eines Produktes entscheiden. Eine gute Übersetzung sollte deshalb ähnlich wie das Original klingen und eine positive Bedeutung haben. Gut getroffen ist dies mit "xi men zi" für Siemens ("Tor zum Westen"), "bao ma" für BMW ("kostbares Pferd") oder "ben chi" für Mercedes Benz ("schnell und sicher fahren").
Namensrecht, das – ein Gesetz, das die Wahl der Vor- und Nachnamen regelt
etwas vermeiden – etwas verhindern
identisch – gleich
aus der Masse herausheben – von den anderen Menschen unterscheiden
Trend, der – etwas, das zu einem bestimmten Zeitpunkt viele Leute tun oder mögen; eine Modeerscheinung
sich mit etwas schmücken – etwas wählen, um damit positiv aufzufallen
schick – modisch; aktuell; vornehm
amtlich nicht festgehalten – bei keiner Behörde vermerkt; nicht offiziell
nach Lust und Laune – wie man es gerade möchte
der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt – es gibt keine Regeln; man kann alle Ideen umsetzen
Rainman – eine Figur aus einem amerikanischen Film, wörtlich: Regenmann
Lancelot – eine Figur aus einer alten Erzählung über den König Artus
Arnold – deutscher Vorname, hier: Verweis auf Arnold Schwarzenegger, österreichischer Ex-Schauspieler, bekannt für seinen muskulösen Körperbau (Bodybuilder)
nomen est omen – lateinisch: der Name sagt etwas über die Person (wörtlich: Der Name ist ein Vorzeichen)
sich etwas zulegen – etwas besorgen; sich etwas neu anschaffen
erleichtern – einfacher machen
Geschäfte machen – wirtschaftlichen Erfolg haben