China gilt als größter Textilhersteller der Welt. Trotzdem will die deutsche Trendmarke bruno banani ihre teure Unterwäsche verstärkt in der Volksrepublik verkaufen - und zwar "Made in Germany".
"Bruno banani Underwear hat die Welt gesehen!". Mit diesem Werbespruch wirbt der Unterwäschehersteller aus Chemnitz für seine Designerwäsche. In Europa, Russland und Südkorea gibt es die teuren Trend-Buxen schon länger. Nun soll auch noch der chinesische Markt erobert werden: 18 Läden wurden hier bereits im Laufe des Jahres 2006 eröffnet, im nächsten Jahr sollen sieben weitere hinzukommen. Innerhalb von drei Jahren plant bruno banani 50 Shops aufzumachen, in Schanghai, Hongkong und anderen großen Städten.
Das besondere daran: Die Hemdchen und Höschen werden in Deutschland produziert und nach China exportiert. Dabei ist China der größte Textilhersteller der Welt. Das klingt wie Kühlschränke an Eskimos verkaufen. Doch Geschäftsführer Wolfgang Jassner gibt sich selbstbewusst: "Unsere Zielgruppe ist in China die gleiche wie überall sonst auch: Junge Aufsteiger mit Interesse an Marken und dem notwendigen Kleingeld."
Deutsche Textilhersteller, die - so wie die bruno banani Underwear GmbH im ostdeutschen Chemnitz- in Deutschland produzieren und dann nach China liefern, muss man mit der Lupe suchen. Für Autohersteller, im Maschinenbau, der Chemie- und Pharmaproduktion sowie anderen Exportbranchen in Deutschland ist das nach Angaben des Ostasiatischen Vereins (OAV) völlig normal. Im Textilbereich ist der Export aus Deutschland nach China dagegen nur bei Produkten mit besonderem Qualitäts- oder Markenimage denkbar. Schließlich gilt die Volksrepublik als textile Werkbank der Welt.
Für das Geschäft in China gibt es allerdings keine eigenen Produkte oder Werbemaßnahmen mit chinesischen Models. Die neuen Läden betreibt laut Geschäftsführer Jassner ein Lizenznehmer. Schutz vor Produktpiraterie gebe es nur in Form der Lizenzvergabe. Die Mikrofaserstoffe, die für Wäsche von bruno banani benötigt werden, seien in China zudem nicht erhältlich, so dass zumindest originalgetreue Kopien nicht möglich sein dürften, meint Jassner.
GLOSSAR
Textilhersteller, der - ein Fabrikant von Kleidungsstücken, Wäsche oder Stoffen
Trendmarke, die - eine bestimmte Sorte Ware, die besonders modern ist
für etwas werben - jemandem ein Produkt so vorteilhaft darstellen, dass sich andere dafür interessieren
Buxe, die - umgangssprachlich für Hose
etwas erobern - hier: etwas für sich gewinnen; erfolgreich um etwas kämpfen
im Laufe eines Jahres - während eines Jahres
etwas produzieren - etwas herstellen
etwas exportieren - etwas in ein anderes Land bringen, um es dort zu verkaufen
Kühlschränke an Eskimos verkaufen - sprichwörtlich: jemandem etwas verkaufen, das er oder sie nicht braucht
selbstbewusst - selbstsicher
etwas mit der Lupe suchen - sprichwörtlich: etwas ist nicht leicht zu finden
Werkbank, die - hier: bildlich für Produktionsstätte
Produktpiraterie, die - das Nachahmen oder Fälschen von Produkten
Lizenzvergabe, die - die Vergabe von Rechten an einem Produkt
Mikrofaserstoff, der - sehr feiner Stoff
originalgetreu - so wie das Original