Die Konkurrenz ist groß beim Eurovision Song Contest. 42 Länder buhlen am 26. Mai 2012 in der Hauptstadt Aserbaidschans um die Gunst der Fernsehzuschauer in ganz Europa. Doch die Veranstaltung ist auch umstritten.
Der Eurovision Song Contest – kurz ESC – ist der größte Musikwettbewerb der Welt. Auch 2012 treten Musiker in der Hoffnung an, mit ihrem Song ganz Europa erobern zu können. Schlichte Stücke, die einfach nur gut sind und auf Effekthascherei verzichten, sind kaum dabei, denn Auffallen ist alles. Wie in jedem Jahr sind viele schnulzige Balladen unter den Wettbewerbsliedern.
Aber es gibt auch Ungewöhnliches zu bestaunen. Die russischen „Buranowski Babushki“ zum Beispiel sind sechs ältere Damen, die nicht glamourös oder daran interessiert wirken, berühmt zu werden. Sie möchten mit ihrem Song „Party for everybody“ Geld für eine Kirche in ihrem Heimatdorf verdienen. Das ist skurril und fällt auf.
Deutschlands ehemaliger ESC-Kandidat Ralph Siegel war zum 20. Mal dabei. Er schickte eine Sängerin für San Marino ins Rennen, die aber das Finale nicht erreichte. Für Deutschland tritt nach Lena Meyer-Landrut im Jahr 2012 Roman Lob an. Er ist nicht skurril sondern eher unauffällig und sein Song nicht schrill sondern eher solide.
Baku zeigt sich während des Spektakels von seiner guten Seite. Denn der ESC ist vor allem eins: ein Medienereignis. Aserbaidschan bekommt durch die Veranstaltung internationale Aufmerksamkeit und die glamouröse Stimmung kann nicht über die Menschenrechtsverletzungen in dem Land hinwegtäuschen. Menschenrechtsaktivisten wollen auf die Bedingungen im Land aufmerksam machen und haben zum Beispiel die Kampagne „Sing for Democracy“, einen alternativen Gesangswettbewerb, gestartet.
Glossar
heile Welt, die – die Welt, in der es keine Probleme gibt (oft ironisch gemeint)
um etwas buhlen – um etwas kämpfen
Gunst, die – die positive Haltung gegenüber jemandem
etwas ist umstritten – es gibt verschiedene Meinungen über etwas
tretenan – hier: an einem Wettbewerb teilnehmen
etwas erobern – hier: durch etwas beliebt werden
schlicht – einfach
auf Effekthascherei verzichten – ohne Effekte arbeiten
schnulzig – hier: so, dass es um die Themen Liebe und Gefühle geht; von eher schlechter Qualität
Ballade, die – das langsame und romantische Lied
glamourös – so, dass man darauf bedacht ist, besonders elegant und luxuriös zu wirken
skurril – ungewöhnlich, komisch
jemanden ins Rennen schicken – hier: jemanden am Wettbewerb teilnehmen lassen
schrill – hier: sehr auffällig
solide – hier: einfach und gut
sichvon seiner guten Seite zeigen – nur die guten Eigenschaften an sich selbst zeigen
Spektakel, das – hier: die große Veranstaltung
über etwas hinwegtäuschen – von etwas ablenken
Menschenrechtsverletzung, die – die Tatsache, dass die Menschenrechte nicht beachtet werden
Menschenrechtsaktivist, der – eine Person, die für die Menschenrechte kämpft
eine Kampagnestarten – eine öffentliche Aktion organisieren