Die Gleichmacher - ohne Normen wäre Globalisierung kaum denkbar
Sie sorgen dafür, dass es keine unliebsamen Überraschungen gibt. Sie befassen sich mit Geld-Automaten, Schnullern und Kraftwerken. Sie - das sind die Mitarbeiter des Deutschen Instituts für Normung (DIN).
"Wir sorgen dafür, dass alles zusammen passt", erklärt Torsten Bahke, Direktor des Deutschen Instituts für Normung (DIN) in Berlin. "Zum Beispiel verschiedene Autoteile: Wären die nicht genormt, könnte am Ende kein Fahrzeug fertig vom Band rollen."
Etwa 30.000 DIN-Normen gibt es inzwischen. Sie legen Sicherheits-Standards fest, etwa beim Bau von Kraftwerken oder Kindersitzen. 450 Mitarbeiter kümmern sich in Bahkes Institut um die Normung. Doch an ihrer Entwicklung sind viel mehr Menschen beteiligt. Etwa 25.000 Experten sitzen laufend in den Normungsausschüssen des Instituts zusammen. Bis ein Standard festgelegt ist, kann es dauern: im Schnitt zwei bis vier Jahre.
"Die Anregung kommt grundsätzlich immer aus der Wirtschaft", erzählt Bahnke. "Wir als DIN organisieren dann den gesamten Prozess. Und dann entsteht die Norm im Konsens. Man einigt sich auf eine Version. Und das ist auch deshalb wichtig, weil sonst die Norm hinterher nicht angewandt werden würde. Denn die Anwendung der Norm ist ja freiwillig. Das DIN verhängt keine Vorschriften, sondern spricht Empfehlungen aus. Und zwar längst nicht mehr auf Deutschland beschränkt. 90 Prozent der Normen sind bereits europäisiert. Und so kann der deutsche Autofahrer sicher sein, auch in Polen Kraftstoff nach DIN-Normen zu tanken. Der Standardisierungsapparat kostet die deutsche Volkswirtschaft jährlich etwa 700 Millionen Euro. Aber die Einsparung durch die Vereinheitlichung ist wesentlich höher. Sie beträgt 16 Milliarden Euro.
Heute werden nicht mehr allein technische Gegenstände und Industriegüter, sondern auch Dienstleistungen genormt. Rund 150 Staaten beteiligen sich schon an der Schaffung internationaler Standards. Doch ein Land legt sich quer: Die USA. Das Ergebnis: Europäische Mobiltelefone etwa funktionieren jenseits des großen Teichs nicht ohne weiteres. Dennoch ist der DIN-Direktor Bahke zuversichtlich: "Wenn sie in Zukunft stärker in den Export gehen wollen, werden sie sich internationalen Normen anschließen müssen."
GLOSSAR:
unliebsam – unangenehm
sich mit etwas befassen – sich mit etwas beschäftigen
Normung, die – die Vereinheitlichung; die Festlegung, wie groß, wie schwer, etc. etwas sein soll
etwa – zum Beispiel
beteiligt sein – dabei sein; mitmachen
laufend – die ganze Zeit
Ausschuss, der – eine Kommission; eine Planungsgruppe
Anregung, die – der Vorschlag; der Tipp
im Konsens – so, dass alle zustimmen
anwenden – benutzen
Vorschriften verhängen – vorschreiben; jemandem sagen, was er zu tun hat
Empfehlungen aussprechen – empfehlen; jemandem raten, was er tun soll oder kann
längst – schon lange
bereits – schon
Kraftstoff, der – Benzin, Diesel u.a.
Vereinheitlichung, die – die Normung; eine Änderung von Dingen mit dem Ziel, dass sie alle gleich sind
wesentlich höher – deutlich höher
Industriegüter (meist pl.) – Industrieprodukte; Waren
Dienstleistung, die – eine nicht produzierende Tätigkeit; eine Tätigkeit, bei der man etwas für andere tut
sich beteiligen – mitmachen
sich quer legen – nicht zustimmen; nicht mitmachen
jenseits des großen Teichs – auf der anderen Seite des Atlantiks
ohne weiteres – vorbehaltlos, geradewegs
zuversichtlich – optimistisch