Nach breiter Kritik sind in einer Neuauflage der umstrittenen Rechtschreibreform viele Änderungen zurückgenommen worden. Politiker und Verbände erwarten nun ein Ende der öffentlichen Diskussion um das Regelwerk.
Auf Deutschlands Schüler kommen zum 1. August nochmals neue Rechtschreibregeln zu. Nach heftiger Kritik aus nahezu allen gesellschaftlichen Gruppen entschärften die Kultusminister der Länder in Berlin die Reform der deutschen Rechtschreibung von 1998, die 2005 verbindlich geworden war. Auch Bayern und Nordrhein-Westfalen, die zunächst die weitere Umsetzung der Reform zurückgestellt hatten, sind dabei. Damit können ab August 2006 wieder bundesweit an allen Schulen die gleichen Rechtschreibregeln gelten. Die Schweiz und Österreich schließen sich der Nachbesserung der Reform voraussichtlich an.
Die Kultusminister folgten mit ihrem Beschluss den Empfehlungen des Rates für Deutsche Rechtschreibung. Diese betreffen die Groß- und Kleinschreibung, die Getrennt- und Zusammenschreibung, die Zeichensetzung und die Worttrennung am Zeilenende, und bedeuten teilweise eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung. So soll das "Schwarze Brett", das zwischenzeitlich ein "schwarzes Brett" war, jetzt wieder großgeschrieben werden. Auch der "Schwerkranke", der seit 1998 "schwer krank" war, ist jetzt wieder "schwerkrank". Während einer einjährigen Übergangsfrist sollen die Neuerungen bei der Notengebung in den Schulen noch nicht berücksichtigt werden.
Formal müssen die Ministerpräsidenten den Änderungen noch zustimmen, was aber als sicher gilt. Die Minister bezeichneten den Beschluss als gute und tragfähige Grundlage für die Fortentwicklung der Rechtschreibung. Zugleich äußerten sie die Hoffnung, dass auch die bisher kritisch eingestellten Teile der Öffentlichkeit die Nachbesserungen als Konsensangebot verstehen und die jetzt gültigen Regeln und Schreibweisen übernehmen. Insbesondere appellierten sie an alle Verlage, sich im Sinne einer einheitlichen deutschen Rechtschreibung anzuschließen.
Kulturstaatsminister Bernd Neumann erklärte, die Korrekturen erzeugten "mehr Erleichterung als Freude". Das Unbehagen in der Bevölkerung habe der Rechtschreibrat nicht aufheben können. Dennoch scheine eine ungeliebte Reform nach endlosen Diskussionen nun ihren vorläufigen Abschluss zu finden.