"Judäische Volksfront" oder "Volksfront von Judäa"? "Stechus Kaktus" oder "Schwanzus Longus"? Kaum ein Film hat so viele geflügelte Worte geprägt - und zugleich kräftig Kritik erfahren. Autor: Herbert Becker
Humor ist eine ernste Sache. Die Bibel auch. Zwar mag man über das eine oder andere in der rechten Situation zitierte Bibelwort lächeln - das "Suchet unablässig und ihr werdet finden" aus der Bergpredigt etwa kann den, der absolut nicht mehr weiß, wo er seine Brille hingelegt hat, durchaus vorübergehend aufheitern - alles in allem jedoch zeichnet sich weder das Alte noch das Neue Testament durch besondere Anreize zum Lachen aus. Als Folge davon sind Komödien unter den zahlreichen Bibelverfilmungen eher schwach vertreten. Haben sich aber Filmemacher tatsächlich einmal religiösen Themen in satirischer Weise angenähert, kam es regelmäßig zu Protesten. Dann waren jedes Mal irgendwelche christlichen oder jüdischen Vereine empört, witterten Blasphemie und die Verunglimpfung heiliger Personen oder Dinge.
Immer dasselbe
Nicht anders war es bei "Das Leben des Brian" der britischen Komikergruppe Monty Python. Am 16. September 1978 hatten die Dreharbeiten begonnen; sie waren noch nicht abgeschlossen, da wies bereits eine Organisation, die sich berufen fühlte, über Sitte und Anstand zu wachen, auf die "heimtückischen Schmähungen Gottes, Christi und der Bibel" hin, die der Streifen angeblich enthielt.
Durch die Aktivitäten dieses Vereins vorgewarnt, ließ Monty Python die Filmpremiere in New York stattfinden; immerhin ist die Meinungsfreiheit in den USA verfassungsrechtlich garantiert. Das verhinderte nicht, dass sich schon bald nach der ersten Vorführung religiöse Vereinigungen lautstark zu Wort meldeten. Ein Rabbiner fand es tief beleidigend, dass der Darsteller eines Hohenpriesters einen Gebetsschal trug, ein protestantischer Prediger prangerte den Umstand an, dass die Mutter des Messias von einem Mann in Frauenkleidern verkörpert wird, ein Vertreter der katholischen Kirche stufte es überhaupt als Sünde ein, sich "Das Leben des Brian" anzuschauen.
Unbesehen in die Verdammnis
Viele der Kritiker, die gegen den Film Sturm liefen, hatten ihn gar nicht gesehen. Sonst hätten sie zum Beispiel gewusst, dass im Mittelpunkt der Handlung nicht der Sohn Gottes steht, sondern der Jude Brian, der zu seinem Unglück in der selben Nacht geboren wird wie Jesus, in einem Stall ganz in der Nähe desjenigen mit der heiligen Familie. Dass ihm die Menschen in blindem Glauben nachlaufen, geht ihm gegen den Strich, aber er kann sie nicht davon überzeugen, dass er weder ein Prophet ist, noch der Messias.
Und über derart blinden Glauben, über die Sektiererei und das starre Festhalten an Lehrmeinungen, egal, wie hohl sie sind, darüber macht sich der Film lustig, nicht über Jesus oder den Glauben an Gott. Das haben die Mitglieder von Monty Python immer wieder betont - aber die Kritiker wollten es partout nicht hören.