Noch auf dem Schlachtfeld von Königgrätz soll der preußische Militärmusiker Johann Gottfried Piefke am 3. Juli 1866 den "Königgrätzer Marsch" komponiert haben. Die besiegten Österreicher haben es den Piefkes nicht vergessen. Autor: Thomas Grasberger
Im Grunde ist es ja eine feine Sache, wenn der eigene Name in die Geschichtsbücher eingeht. Wenn er zum Synonym wird für eine große historische Epoche. Oder wenigstens für eine kleine Reform. Nehmen wir das Zeitalter, das nach dem Sonnenkönig Louis Quatorze benannt ist! Oder die Ära Helmut Kohl! Oder die Riester-Rente! Oder wenigstens die Hartz-Reformen! Alles Eigennamen von Menschen, die es geschafft haben. Möchte man meinen. Dabei könnten die genannten Herrschaften nur allzu gut berichten, dass Undank der Welten Lohn ist und der eigene Name keineswegs immer nur in Ehren gehalten, sondern oft aufs Schlimmste geschmäht wird.
Umpfda, umpfda, umpf-da-da!
Ein Lied könnte davon wohl auch ein gewisser Johann Gottfried Piefke singen. Wobei man gleich dazu sagen muss, dass Herr Piefke - obwohl preußischer Militärmusiker - nicht aufs Singen spezialisiert war. Nein, Piefke komponierte -
und zwar vor allem Militärmärsche! Die klingen in ungeübten Laien-Ohren oft recht ähnlich. Also ungefähr so:
"Umpfda, umpfda, umpf-da-da!
Da- umpf-da-da! Da- umpf!
Da- umpf! Da- umpf-da-da!"
Und so weiter …
Solche strukturellen Ähnlichkeiten mögen dazu beigetragen haben, dass Komponist Piefke aus Schwerin an der Warthe seinerzeit nicht nur daheim in Preußen, sondern auch im marschverliebten Österreich sehr geschätzt wurde. Immerhin erhielt er im Jahr 1865 die Goldene Medaille des Kaisers von Österreich-Ungarn. Doch schon im Jahr darauf war alles anders. Am 3. Juli 1866 standen sich nämlich in einer verlustreichen Schlacht bei Königgrätz die Truppen Preußens und die Armeen Österreichs und Sachsens gegenüber. Preußen siegte und wurde zur Führungsmacht in Deutschland. Der Weg war frei für Bismarck und die Deutsche Reichsgründung 1871. Ein dunkler Tag für Österreich. Und für das militärisch schwache Bayern, dessen Truppen zu spät kamen und nicht an der Schlacht teilnahmen.
Ein Piefke kommt selten allein
Was aber machte unser allseits geschätzter Herr Piefke an jenem 3.7.1866?
Noch auf dem Schlachtfeld - so wird behauptet - komponierte der Preuße den "Königgrätzer Marsch". Und der wurde sehr berühmt. Sie kennen ihn sicher alle:
"Da- umpf! Da- umpf! Da- umpf-da-da!"
Einige Wochen nach Piefkes schöpferischem Akt fand eine große Parade in Gänserndorf bei Wien statt. An der Spitze der Musikkorps marschierten vorn weg der hoch gewachsene Herr Piefke und sein ebenso hoch gewachsener Bruder. Und die Wiener - typisch, immer für einen Schmäh gut - sollen angeblich gerufen haben: "Die Piefkes kommen!"
Nett war das nicht gemeint. Und obwohl Gänserndorf im Jahr 2009 sogar ein Piefke-Denkmal aufgestellt hat, hält sich in der österreichischen Bevölkerung bis heute der Eigenname "Piefke" als abwertender Begriff. Meist versteht man darunter recht zackige, ruppige, besserwisserische und dauernd nörgelnde Deutsche aus dem hohen Norden. "Mei, Preußen halt", wie der Bayer ergänzend hinzufügen würde. Und zwar nicht ohne Bitterkeit, denn auch er gehört ja zu den historischen Verlierern der Schlacht von Königgrätz. Echtes Mitleid mit Johann Gottfried Piefke ist also auch in Bayern kaum zu erwarten. Schon gleich gar nicht in bayerischen Bierzelten. Weil da hamma fei unsere eigenen Märsche:
"Da- umpf! Da- umpf! Da- umpf-da-da!"