Zusammenfassung:Gemeinsam mit dem SPD-Politiker Heinz Paula treffen sich Studentinnen aus der Ukraine, Kirgistan, Russland und Albanien, um über Augsburg als multikulturelle Stadt zu sprechen. Herr Paula sitzt als Abgeordneter für Augsburg im Deutschen Bundestag und ist Vorsitzender des Bündnisses für Menschenwürde Augsburg e.V. Im Interview spricht Herr Paula über seine Motivation, Politiker zu werden, über die Entwicklung Deutschlands zu einem multikulturellen Staat und über Chancen und Probleme der Integration.
Interviewerin: Hallo, wir sind Lilija aus Russland, Kristina aus der Ukraine, Lira aus Albanien und Aidan aus Kirgistan, und heute sprechen wir mit dem Mitglied des Deutschen Bundestags Heinz Paula zum Thema "Die multikulturelle Stadt". Dieses Interview ist ein richtiges Erlebnis für uns, denn wir sprechen mit einem Mitglied des Deutschen Bundestags zum ersten Mal. Wie lange sind sie schon Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands?
Heinz Paula: Zunächst einmal muss ich sagen: Auch für mich ist es eine große Ehre, dass sie heute da sind, weil es immer eine tolle Sache ist, junge Menschen aus anderen Ländern kennenzulernen und zu sehen, wie ihre Einschätzung ist. Dankeschön an sie, dass sie heute hier sind. Ich bin selber Mitglied der SPD seit 1975 – schon einige Jahre ja, genau.
Interviewerin: Ja, das ist eine lange Zeit, aber was hat sie dazu bewogen, in die SPD einzutreten?
Heinz Paula: Zunächst einmal war es so, dass ich immer schon politisch interessiert war, Schülersprecher mal war während meiner Gymnasialzeit, sehr viel erfahren habe über die früheren Probleme in Deutschland: Wie waren die Arbeitsbedingungen für die Menschen? 7-Tage-Woche, Kinder im Alter von 10, 12 Jahren, die so lange arbeiten mussten... Tja, da beschäftigt man sich mit dieser Situation, man beschäftigt sich mit Deutschland z. B. während der Zeit des Dritten Reiches: Was war da in Deutschland. Sie haben vieles auch erfahren, wie fürchterlich hier Deutsche unsägliches Elend über die ganze Welt gebracht haben, und dann schaut man, welche Parteien waren damals gegen einen Hitler zum Beispiel. Oder: Welche Parteien haben sich unwahrscheinlich engagiert für die Belange der Menschen in dieser Zeit der Industrialisierung in Deutschland. Das war die SPD. Ideen für den Bereich der Umwelt, wie sollen Menschen leben, wie sollen junge Menschen mehr Bildung erhalten. Da gibt es so viele Punkte, die ich immer wieder in einer Partei gefunden habe – in der SPD. Eine Partei, für die drei Grundwerte ganz entscheidend sind: Freiheit, Gerechtigkeit und Brüderlichkeit.
Interviewerin: Ich weiß nicht, ob damals die Probleme mit der Multikulturalität entstanden?
Heinz Paula: Wir haben die ersten Gastarbeiter nach Deutschland geworben richtiggehend, das war so in den sechziger Jahren, als in Deutschland die Wirtschaft unwahrscheinlich gearbeitet hat, es ging unwahrscheinlich voran. Und es waren zu wenige Arbeitskräfte in Deutschland. Da waren z. B. Deutsche unterwegs in Italien, sind in Dörfer gegangen und haben gesagt: "Leute, kommt nach Deutschland, da fließt Milch und Honig", wie man so schön sagt. Alles bestens. Die Leute hatten (eine) hohe Arbeitslosigkeit, z. B. in Italien. Das waren die ersten Gastarbeiter, die nach Deutschland kamen. Und (sie) waren natürlich sehr angetan und haben gesagt, jawohl, sie gehen gerne nach Deutschland. Der Millionste Gastarbeiter z. B., der bekam eine Vespa, so ein kleines Motorrad als Gastgeschenk. Da hat Deutschland unwahrscheinlich viele Gastarbeiter gebraucht. Und es ging dann eigentlich so weiter, dass der nächste Schritt war, da ist man plötzlich zum Italiener gegangen, Pizza essen. Italien war für die Deutschen immer ein Traumland. Über den Brenner fuhr man damals mit dem VW-Käfer nach Italien in den Urlaub: Sonne, Strand, Amore, alles bestens. Pizza Spaghetti usw. Und so kamen wie gesagt immer mehr aus anderen Ländern zu uns und damit hat sich dann auch eine Stadt wie Augsburg – sie wissen, 40 % der Augsburger sind mit Migrationshintergrund, (das) ist für eine Stadt unheimlich spannend – und so hat sich das Ganze ganz langsam entwickelt.
Interviewerin: Also es entstehen so viele Probleme (durch) Multikulturalität, es ist sehr aktuell, wie z. B. geringe Deutschkenntnisse oder Schulabschlüsse usw. und Arbeitslosigkeit, und jetzt haben wir eine Frage dazu: Es gibt die sogenannten französischen und britischen Sozialmodelle für Integration. Laut dem französischen Modell muss man sich assimilieren und seine Herkunft hinter sich lassen. Im Gegensatz dazu steht das britische Modell, wo man seine Kultur behalten kann, aber Gesetze und Regeln der neuen Gesellschaft respektieren muss. Was denken sie, welches Modell passt zur deutschen Gesellschaft am besten?
Heinz Paula: Kompliment, sie sind ja unwahrscheinlich informiert, wirklich alle Achtung! In Deutschland im Grunde genommen verfolgen eigentlich alle Parteien einen Kurs, wo derjenige, der zu uns kommt, seine Kultur weiterhin leben kann. Ich würde es für absolut verkehrt halten, wenn man hier jemanden vorschreibt, er muss alle Brücken hinter sich abbrechen und kann dann nur noch in Lederhose – sie kennen die bayerische Bekleidung – oder Dirndl sich hier aufhalten. Wenn man nach Frankreich rüber schaut sieht man sehr deutlich: Der französische Weg ist nicht gerade einfach. Es gibt große Unruhen. Gut, inzwischen auch in England, da haben sie andere Ursachen. Vor allen Dingen soziale Ursachen, weil viele Leute einfach abgekappt werden von der Entwicklung und von der Ausbildung, keine Möglichkeit (haben) einzusteigen als junger Mensch in die Gesellschaft. Aber der Weg der hier ganz einfach ein Miteinander – keine Assimilation, dass man sich total verschmilzt – sondern jeder hat seine eigene Kultur. Das ist ja gerade die Bereicherung, wenn ich z. B. türkische Kultur hier in Deutschland habe, wenn ich eine russische Kultur mit in Deutschland habe,wenn ich eine albanische Kultur mit in Deutschland habe, albanisches Essen, albanische Musik – herrlich!
Interviewerin: Aber wäre es nicht besser, wenn alle Zuwanderer sich assimilieren würden und (sich) der deutschen Lebensweise anpassen?
Heinz Paula: Ich persönlich würde das langweilig finden. Stellen sie sich mal vor, alle Menschen sind gleich: Ätzend! Wissen sie, ich war vor kurzem in Kanada. Kanada ist ein Musterbeispiel, wie Integrationspolitik bestens funktioniert. Da behält jeder seine eigene Tradition, er übernimmt, so wie z. B türkische Kinder – nochmal, ich verweise darauf, ich war früher Lehrer – die haben mit uns zusammen Weihnachten gefeiert. Genauso feiern wir den Ramadan mit türkischen Kindern, was soll's. Ist doch eine wunderbare Ergänzung, man erfährt neues, man erfährt andere Kulturen, man erfährt andere Musik. Beim Essen funktioniert es in Deutschland und in Frankreich hervorragend. In manchen Gebieten in Frankreich, entlang des Rheins – sie wissen, Elsass war früher deutsch – da gibt es hervorragende deutsche Küche, da gibt es hervorragendefranzösische Küche, da sprechen die Menschen deutsch und französisch, da sind die Ortsschilder deutsch und französisch. Also, von daher gesehen ist es glaube ich sehr sinnvoll, und da müssen wir auch Obacht geben und genau drauf achten, dass alle Seiten bereit sind, miteinander vernünftig zusammenzuleben. Wir haben z. B. das Univiertel hier in Augsburg. Da wurde der Fehler gemacht, dass man aus dem russischen Raum, aus der früheren UDSSR kommende Deutschstämmige alle zusammen gebündelt hat. Der große Nachteil: Man unterhält sich nur russisch untereinander, es gibt eine russische Disko, es gibt eine russische Apotheke, es gibt ein russisches Einkaufszentrum. Das ist nicht der richtige Weg meiner Meinung nach. Zuwanderung bedeutet immer eine Herausforderung für die Leute, die zuwandern, und für die Leute, die im Land leben und mit den Zuwanderern neu konfrontiert werden. Die Herausforderung muss man intelligent im Sinne eines Miteinanders anpacken.
Interviewerin: Ja, aber das ist ein bisschen schwierig.
Heinz Paula: Schwierig, richtig. Ich kann nicht hergehen und mit den berühmten Scheuklappen auf solche Fragen zugehen. Das führt zu keinem Ergebnis. Und wenn ich zu jemanden anderen sage: "Dich möchte ich hier nicht", das ist zum Scheitern verurteilt, das ist doch klar. Dann haben wir Probleme.
Interviewerin: Die EU möchte Einwanderung streng kontrollieren. Was halten sie davon?
Heinz Paula: Sie wissen ja, man kann in der EU ohne Grenzkontrollen die Länder wechseln. Das ist eine wunderschöne Sache. Die Dänen gehen inzwischen her und wollen selbst Mitbürger aus der EU wieder an der Grenze kontrollieren. Idiotisch, ich sag es mal so deutlich! Bei der EU ist es anders. Wir haben (die) große Schwierigkeit einer sehr starken Zuwanderung, des Wunsches, nach Deutschland in die EU zu kommen. Sie kennen die Situation der Bootflüchtlinge aus Afrika. Eine Riesenherausforderung, die noch viel stärker werden wird. Es(kommen) unwahrscheinlich viele Menschen, die dann eigentlich nur eines wollen: Einen Arbeitsplatz hier in der EU und dann abgewiesen werden. Ich persönlich bin der Meinung, was diese Zuwanderung anbelangt: Man muss zuerst die Probleme in den Ländern versuchen zu lösen. Zum Beispiel in den afrikanischen Staaten Ausbildungsplätze, überhaupt mal Bildung anbieten, Arbeitsplätze anbieten, und dann haben wir auch weniger Zuwanderung. Wenn wir die Probleme z. B. in Afrika nicht lösen können, werden wir noch eine viel stärkere Zuwanderung haben und dann ist auch in Deutschland – sie kennen das Land, das ist sehr dicht besiedelt – einfach kein Platz mehr.
Interviewerin: Was verstehen sie persönlich unter dem Begriff Integration?
Heinz Paula: Integration heißt: Dort, wo ich mich aufhalte, kann ich mich wohlfühlen, werde ich gerne aufgenommen, lebe ich gerne. Bin ich Teil einer Gesellschaft, egal welcher Nationalität, Hautfarbe oder sonst irgendetwas.
Interviewerin: Aber was ist diese Integration, also ist das immer Sprache?
Heinz Paula: Gut, ich muss die Sprache kennen und verstehen, klar. Ich muss sie sprechen. Ich muss mich mit den verschiedenen Sitten, also den Gepflogenheiten in einem Land, auseinandersetzen. Wenn ich z. B. in Russland leben würde, dann muss ich mich halt einfach klug machen und schauen: Wie lebt man dort, welche Ansprüche kann man überhaupt anmelden? Ich kann nicht nach Russland gehen und sagen, ich möchte jeden Tag eine Schweinshaxe essen z. B., oder Leberkäs. Die Sitten, auch religiöse Gepflogenheiten muss man einfach tolerieren, ganz wichtig. Ich kann nicht als Christ hergehen in die Türkei und sagen: "Jungs, ab morgen seid ihr alle katholisch." Genauso wie man erwarten muss, dass natürlich das Land in dem man lebt das auch akzeptiert. Sie kennen die Probleme Deutschland mit dem Islam. Da haben wir viele Verwerfungen, viele Konflikte. Darf eine Kirche gebaut werden, ein Minarett? - Ja selbstverständlich, meiner Meinung nach. Aber viele Leute sagen: Nein, kommt nicht infrage. Wie es übrigens auch Probleme in der Türkei gibt, dass dort christliche Kirchen akzeptiert werden. Das ist nicht einfach immer.
Interviewerin: Wir wissen, dass Zuwanderer zum Schluss gleiche Rechte wie ein Bürger bekommen. Wir wollten wissen, bekommt er auch gleiche Bildungs- und Berufschancen?
Heinz Paula: Das ist ein Riesenproblem. Es geht los mit gleichen Rechten. Wahlrecht – sie kennen die Situation, wir haben nach wie vor hier im kommunalen Bereich für die EU-Bürger und Nicht-EU-Bürger nicht mal im Bereich der Stadt Augsburg die Wahlberechtigung. Was soll das? Ich lebe hier, ich zahle hier meine Steuern, meine Kinder gehen hier zur Schule und trotzdem darf ich nicht mit wählen, darf nicht entscheiden wie ich das gerne hätte in der Stadt. Das ist Unsinn, schlicht und ergreifend. Da müssen wir dringend noch etwas ändern. Was die Bildungsund Berufschancen anbelangt, da haben wir ebenfalls noch eine gewaltige Herausforderung zu bewerkstelligen, denn nach wie vor, es gibt eindeutigeUntersuchungen: Wenn sich jemand mit deutschem Name und mit türkischem Name bewirbt, wer bekommt den Arbeitsplatz? Der mit dem deutschen Namen. Selbst wenn sie gleiche Zeugnisse haben, selbst wenn der türkische Bewerber (ein) besseres Zeugnis hat. Und das ist keine Situation, wir müssen dafür Sorge tragen, dass alle Kinder bevor sie in die Schule gehen die deutsche Sprache gelernt haben. Weil dann können sie teilnehmen. Es müssen die Eltern auch entsprechend die Sprache beherrschen und es muss dann jemand auch einen Ausbildungsplatz bekommen, es muss jemand Arbeit bekommen, egal ob Deutscher, Russe, Türke oder wo auch herkommend. Dann kann auch Integration bestens funktionieren. Migration, Integration, doppelte Staatsbürgerschaft, solche Dinge werden in 50 Jahren glaube ich nicht mehr das große – hoffe ich – nicht mehr das große Thema sein.
Interviewerin: Mehr als (ein) Drittel der Bevölkerung besitzt einen Migrationshintergrund. Ist Augsburg ein Vorbild für eine multikulturelle Stadt?
Heinz Paula: Augsburg hat viele positive Entwicklungen im Zusammenleben mit den Menschen. Die Zahlen sind übrigens noch höher, wir haben fast 40% mit Migrationshintergrund. In Augsburg läuft es in weiten Bereichen ganz ordentlich. Wir haben Probleme in Augsburg, wir müssen in der Stadt Augsburg dafür Sorge tragen, dass das Miteinander noch stärker stattfindet. Man grenzt sich in einigen Bereichen noch viel zu sehr vom anderen ab. Das ist wirklich ungeheuerlich, dass jemand z. B. seinen Bildungsabschluss aus einem anderen Land bei uns nicht anerkannt bekommt. Wir bräuchten dringend Ärzte z. B. – kommen sie aus dem verkehrten Land, dürfen sie in Deutschland nicht arbeiten. Was soll das? Wir haben in Augsburg einen Ausländerbeirat oder Integrationsbeirat. (Das) ist einfach eine Gruppe, die jemandem Ratschläge erteilt. Der Beirat kann der Stadt sagen: Wir hätten gerne. Dieser Integrationsbeirat leistet eine ganz tolle Arbeit. Er bündelt aus verschiedenen Nationalitäten die Erwartungen, die Interessen, die Probleme. Es gibt z. B., (das) muss man klar und deutlich sagen, mit jungen Menschen – egal ob aus den ehemaligen UDSSR-Staaten oder aus der Türkei kommend, wie übrigens auch bei deutschen Jugendlichen – wenn die keinen Arbeitsplatz haben, wenn die kein Einkommen haben, dann kommen sie auf blöde Ideen. Dann gibt es mal eine Schlägerei, dann gibt es mal Ärger, da wird ein Auto zerstört und weiß der Kuckuck was. Also Gottseidank nicht so schlimm wie jetzt momentan in England. Aber es gibt Probleme. Und da ist z. B. der Beirat ungeheuer wichtig, weil der sagt: Wir wollen für unsere jungen Leute z. B. Sportangebote. Wir wollen, dass die Jugendhäuser dieses und jenes mit anbieten.
Interviewerin: Ja aber hilft es?
Heinz Paula: Es hilft, es hilft. Das ist nicht so, wissen sie, das ist in der Politik oder bzw. in jeder Gesellschaft so: Manche Entwicklungen gehen ganz schnell, manche Prozesse dauern länger. Und die Arbeit des Integrationsbeirats ist Gold wert, dauert manchmal etwas länger. Aber man muss immer Schritt für Schritt(gehen).
Interviewerin: Wie ist das Verhältnis von Deutschen, die hier (bspw. schon) 300 Jahre leben, z. B. zu den Russlanddeutschen?
Heinz Paula: Sehr unterschiedlich. Es gibt auch hier Menschen, die sehr offen sind unter den Deutschen. Es gibt Menschen, die ablehnend den Zuwanderern gegenüber stehen. Entscheidend ist, dass die, die noch ablehnend sind, die Leute kennenlernen, mit den Leuten sich unterhalten, mit den Leuten auch mal feiern, und dann ist das in überschaubarer Zeit keine große Frage mehr. Aber sie sehen, es ist immer wieder das gleiche: Beide Seiten müssen sich aufeinander zubewegen, müssen miteinander wollen, müssen auch mal akzeptieren, dass jemand anders ist. Ein Muslim betet halt anders als ein Christ, klar, das ist halt so. Aber dass man das einfach akzeptiert. Toleranz!
Interviewerin: Wie steht es mit Extremisten und mit Neofaschisten. Sind die aktiv in Bayern?
Heinz Paula: Ja. Das ist ein riesengroßes Problem. Es sind zwar Gottseidank nicht allzu viele. Aber wir haben diese Leute, die massiv gegen anders Aussehende, gegen Ausländer hetzen. Bereits einmal hat jemand mit derartigem Gedankengut, nämlich Hitler, nicht nur Deutschland ruiniert, sondern viele viele Länder. Millionen von Toten, unsägliches Elend. Und diese Leute sind unbelehrbar. Wir sind Gottseidank in Augsburg sehr gut aufgestellt. Sie wissen, ich bin Vorsitzender vom Bündnis für Menschenwürde. Wir arbeiten ganz gezielt das ganze Jahr gegen rechtes Gedankengut. Wir bilden Lehrer weiter, wir gehen in Schulklassen mit Leuten, die im Dritten Reich selber in Konzentrationslagern z. B. inhaftiert waren. Die sind inzwischen alle an die 90 und drüber. Aber die gehen in Schulklassen und erzählen denen: Wie war das damals, wie wurden wir behandelt – wirklich wie Dreck. Wir haben in Augsburg auch die Situation: Jedes Jahr kommt einmal im Frühjahr eine rechte Gruppierung, Neonazis, nach Augsburg, um hier angeblich zu demonstrieren für die Opfer des Zweiten Weltkrieges. In Wirklichkeit missbrauchen sie diese Opfer, um ihr braunes Gedankengut unter die Leute zu bringen. Wir wollen diese Leute in unsererStadt nicht, wir wollen sie auch in ganz Bayern und in ganz Deutschland nicht.
Interviewerin: Wir möchten uns herzlich bedanken, dass sie so viel Zeit für uns gefunden haben.
Heinz Paula: Sehr gerne!