Folge 64: Das Augsburger Friedensfest

　　Zusammenfassung:Das Augsburger Hohe Friedensfest erinnert an die Gleichstellung zwischen Katholiken und Protestanten im 17. Jahrhundert. Seit 1950 ist das Friedensfest ein offizieller gesetzlicher Feiertag in Augsburg. Damit ist Augsburg die Stadt mit den meisten Feiertagen in ganz Deutschland.

 

Anlässlich des Festes finden an diesem Tag viele Veranstaltungen statt. 

　　Erzähler: Im Jahr 1648 ist der Dreißigjährige Krieg in Europa zu Ende. Der Westfälische Frieden führt endlich zu einer Gleichstellung von Protestanten und Katholiken.

 

　　Dies sind die ersten Schritte zur Religionsfreiheit und zum friedlichen Umgang zwischen den Konfessionen.

 

　　An die Parität, das bedeutet die Gleichstellung zwischen Protestanten und Katholiken, erinnert noch heute das Augsburger Hohe Friedensfest. Dieser Feiertag macht aus Augsburg die Stadt mit den meisten Feiertagen in ganz Deutschland. Anlässlich des Friedensfestes finden in Augsburg jedes Jahr viele Veranstaltungen statt. Warum das Friedensfest gefeiert wird und seit wann es ein offizieller gesetzlicher Feiertag ist, das weiß Timo Köster vom Augsburger Kulturamt. Er leitet das Projektbüro für Frieden und Interkultur und organisiert unter anderem das Augsburger Friedensfest und das dazugehörige Rahmenprogramm.

 

　　T. Köster: Das Augsburger Friedensfest wird seit 1650 begangen. Damals von den Protestanten Augsburgs als Freude des Ausdrucks ihrer Gleichstellung mit der römisch-katholischen Kirche. Zu einem offiziellen Feiertag ist es dann viel viel später geworden, und zwar im Jahre 1950, als der bayrische Landtag das beschlossen hat. Und damit hat Augsburg nicht nur die meisten Feiertage in Deutschland als Stadt, sondern das Augsburger Friedensfest – kann man sagen -das ist auch der weltweit einzige Feiertag zum Frieden auf städtische Grenzen begrenzt. Das macht uns weltweit einzigartig.

 

　　Erzähler: Oftmals wird das Augsburger Hohe Friedensfest mit dem Augsburger Religionsfrieden in Verbindung gebracht. Viele Menschen denken man feiert hier am 8. August den Augsburger Religionsfrieden von 1555. Das ist aber nicht ganz richtig.

 

　　T. Köster: Bezüge zum Religionsfrieden sind schon da, aber ursprünglich hat das erst mal nichts miteinander zu tun. Letztendlich kann man sagen, dass die Parität natürlich im Religionsfrieden vorverhandelt ist und dann später eintritt, aber man begeht mit diesem 8.August nicht den Religionsfrieden, sondern das Ende der Unterdrückung sozusagen der Gleichstellung der Protestanten mit denKatholiken.

 

　　Erzähler: Um die Einzigartigkeit des Festtages zu feiern finden im Rahmen des Augsburger Friedensfestes eine Menge Veranstaltungen statt. Dazu gehören ökumenische Gottesdienste und die bekannte Friedenstafel, zu der auch Gäste aus aller Welt nach Augsburg reisen.

 

　　T. Köster: Im Herzen der Stadt auf dem Rathausplatz, wo alle Augsburgerinnen und Augsburger - und natürlich Gäste, wir haben ja auch am 8. August viele Gäste , die nach Augsburg kommen - eingeladen sind, mit ihren eigenen Speisen und Getränken, die sie mitbringen am Tisch Platz zu nehmen; miteinander ins Gespräch zu kommen. Diesen Tag einfach zu feiern, in sich zu gehen, sich auch mit dem Thema Frieden, das ja ein vielfältiger Begriff ist, auseinander zu setzen. Das Ganze wird vom Oberbürgermeister eröffnet mit einer Ansprache und dann im Anschluss sind alle Religionsgemeinschaften in Augsburg eingeladen mit Friedensgrüßen, also ihre Friedensgrüße, ihre Vision auch vom Frieden, an die Gäste der Friedenstafel auszusprechen und natürlich an die gesamte Stadtgesellschaft. Das Ganze ist begleitet von einem Konzert, meistens sind das musikalische Formationen die auch unterschiedliche religiöse Hintergründe mit einbringen, oder musikalische kulturelle spannende Kombinationen aus unterschiedlichen Erdteilen der Welt und Dinge hier darbringen.

 

　　Erzähler: Für die Kleinen wird am 8. August ebenfalls etwas geboten. Im Botanischen Garten findet das Kinderfriedensfest statt, wo mehrere tausend Menschen zusammenkommen und sich in Workshops auf spielerische Art und Weise mit dem Thema Frieden auseinandersetzen.

 

　　Das Besondere am Augsburger Friedensfest sind aber auch Veranstaltungen, die nicht jedes Jahr stattfinden. Dieses Jahr ist das Programm in verschiedenethematische Module gegliedert durch welche die Vielfältigkeit des Friedensbegriffes reflektiert werden soll.

 

　　T. Köster: Wir haben viele Konzerte, wir haben Ausstellungsformate, wir haben Diskussionsrunden, wir haben Vorträge etc. In diesem Jahr wird es so sein, dass das Friedensfest durch den vielfältigen Zugang, oder die vielfältigen Zugänge zu dem Thema Frieden reflektieren wird. Also wir werden verschiedene Module haben im Friedensfest. Module die sich auseinandersetzen zum Beispiel mit Religion und Frieden. Wir werden uns im Rahmen von Sport und Frieden mit Fragen der Integration durch Sport auseinandersetzen, mit sozialen Sportprojekten. Aber natürlich auch mit künstlerischen Darbietungen. Dann werden wir ein Modul haben: Musik und Frieden, wo es darum geht einfach qualitativ hochwertige Weltmusik nach Augsburg zu holen aus verschiedenen Ländern. Oftmals sind das Künstler, die nicht nur durch ihr künstlerisches Schaffen bekannt geworden sind, sondern vor allen Dingen durch ihr gesellschaftspolitisches Engagement. Ein Modul wird Krieg und Frieden heißen, wir werden den Film Krieg und Frieden zeigen. Umwelt und Frieden wird ein Modul sein.

 

　　Erzähler: Die Veranstaltungen zum Friedensfest beschränken sich aber nicht nur auf den 8.August. Schon Wochen vor dem eigentlichen Feiertag beginnen die Festlichkeiten im Rahmen des Friedensfestes.

 

　　T. Köster: Wir fangen Mitte Juli an, ganz zentral wird das Festival der Kulturen sein, was vom 20. bis zum 22. Juli stattfindet, also ganz starker Fokus auf Weltmusik, aber es gibt auch eine spannende Lesereise durch Augsburg an Orte von Migration.

 

　　Wir werden junge Autoren nach Augsburg holen, die ganz unterschiedliche Hintergründe haben und spannende Geschichten erzählen an spannenden Orten.

 

　　Es wird wieder eine Kooperation geben mit dem Chamisso-Preis, also der Chamisso-Preis geht ja an Autoren/Schriftsteller die einen Sprachwechsel hinter sich haben, also die jetzt auf Deutsch schreiben, einen internationalen Background haben. Die einzelnen anderen Module finden dann sozusagen parallel oder auch hintereinander bis zum 8.August. Und der 8.August ist sozusagen der Höhepunkt des Friedensfestes. Am 7.August hat sich etabliert,dass wir eine Art Konzert am Vorabend anbieten: im letzten Jahr war das das Afram-Ensemble, die muslimische, jüdische, christliche Gesänge in einem interkulturell zusammengesetzten Ensemble dargeboten haben.

 

　　Erzähler: Das Friedensfest dient heute als Anlass, sich intensiv mit dem Thema Frieden und Religionen auseinanderzusetzten. Während der ursprünglich protestantische Feiertag die Gleichstellung zwischen Katholiken und Protestanten zum Anlass hatte, so dient der Feiertag heute vermehrt dazu, sich mit einer multikulturellen Gesellschaft auseinanderzusetzen. Unsere Gesellschaft hat sich in den letzen Jahrzehnten verändert. Weitere Religionensind hinzugekommen. Auch sie sind herzlich eingeladen, das Friedensfest mitzufeiern.

 

　　T. Köster: Wir haben in Augsburg über 20000 Muslime. Unsere Gesellschaft ist insgesamt viel viel heterogener geworden. Insofern ist es für die Stadt Augsburg, die sozusagen das Friedensfest konzipiert mit verschiedenen Partnern natürlich auch eine Herausforderung dieser gesellschaftlichen Möglichkeit gerecht zu werden. Die Herausforderung heute ist mit eben dieser Vielfalt heute umzugehen. Wie gehen wir in dieser Stadt mit gesellschaftlicher Vielfalt, mit gesellschaftlicher Differenz um, wie gestalten wir sie und wie kommunizieren wir sie. Insofern ist es uns ganz wichtig, dass wir auch andere Religionsgemeinschaften mit einbeziehen in das Friedensfest und das tun wir auch bewusst.

 

　　Erzähler: Eine Besonderheit ist der Augsburger Friedenspreis, eine Art Kooperation von der Stadt Augsburg und der evangelischen Kirche in Bayern. Er wurde 1985 anlässlich des Friedensfestes erstmals verliehen.

 

　　T. Köster: Er wird alle 3 Jahre verliehen an Persönlichkeiten, internationale Persönlichkeiten, oder die ein internationales Renommee haben, die sich um das Thema „Frieden“ verdient gemacht haben. Es sind auch politische Figuren, wie zum Beispiel, Michael Gorbatschow wurde geehrt, Christpfarrer, Christian Führer. Die Angebote und Geschichten rund um das Augsburger Friedensfest sind riesig.

 

　　Wenn du wissen möchtest, welche Veranstaltungen in diesem Jahr in Augsburg stattfinden, dann kannst du dir auf der Seite der Stadt Augsburg das Rahmenprogramm dazu herunterladen.

 

　　Am besten informiert bist du aber, wenn du selbst einmal eine Veranstaltung besuchst.