(Voxpops:) Grün, Glaskugeln, Glitzer. Christbaumkugeln, Lametta und Lampen. Grün, Schmuck, Nadeln, Duft. Grün, Glitzer und Strohsterne.
Sprecherin: Lian kommt aus China und studiert das erste Semester in Augsburg. Gerade haben die Weihnachtsferien begonnen und Lian macht mit ihrer deutschen Studienfreundin Anne einen Stadtbummel durch die Innenstadt. Vor einem Schaufenster bleiben sie stehen. Darin steht ein riesiger prunkvoll geschmückter Weihnachtsbaum. Seine Zweige sind üppig behängt mit Kugeln, Strohsternen, Schleifen und einer funkelnden Lichterkette.
Lian: Wow, dieser Baum sieht wirklich total schön aus. Ich glaube, ich kaufe mir auch so einen für mein Studentenzimmer. Sprecherin: Genau wie Lian fasziniert der Christbaum jedes Jahr zur Weihnachtszeit viele Menschen. Wir begleiten Lian heute dabei, wie sie gemeinsam mit ihrer Freundin Anne ihren ersten Weihnachtsbaum kauft und den passenden Schmuck dazu aussucht. Und wir erklären euch Stück für Stück, was es wirklich mit dem Brauch des Christbaums auf sich hat.
Lian: Bei mir zu Hause in China habe ich sowas noch nie gesehenIch weiß, dass solche geschmückten Bäume in Deutschland eine Art Brauch sind und viele Menschen selbst einen Baum aufstellen. Aber was hat dieser Baum genau zu bedeuten?
Anne: Naja, also ich weiß, dass es in vielen Ländern Tradition ist, zur Weihnachtszeit einen Baum aufzustellen, der zum Beispiel mit Glaskugeln, Strohsternen und Kerzen behangen wird. Aber wie genau der Baum geschmückt wird, ist von Region zu Region unterschiedlich und natürlich auch Geschmackssache. Von vielen meiner Freunde weiß ich, dass die ganze Familie den Christbaum schmückt. Viele Leute kommen erst mit dem Schmücken des Baumes so richtig in Weihnachtsstimmung. Bei uns steht er zum Beispiel immer im Wohnzimmer, aber auch auf vielen öffentlichen Plätzen ist es üblich, einen Weihnachtsbaum aufzustellen – zum Beispiel hier im Schaufenster oder auch auf dem Rathausplatz, auf dem gerade auch der Augsburger Christkindlesmarkt stattfindet. Da gehört so ein geschmückter Baum einfach zur weihnachtlichen Stimmung dazu.
Sprecherin: Stimmt, vor allem in christlichen Ländern hat sich dieser Brauch von Deutschland aus sehr weit verbreitet. Wann genau, ist zwar nicht belegt, aber schon im Mittelalter hängten die Menschen grüne Tannenzweige ins Haus, um böse Geister zu vertreiben und auf die Wiederkehr des Frühlings zu hoffen. Schon bald stellten vor allem reiche Bürger ganze Bäume in der Adventszeit zur Zierde auf. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden dann vermehrt Tannen-und Fichtenwälder angelegt, sodass sich jeder einen Baum leisten konnte.
Lian: Wow, das ist ja interessant, ich wusste ja gar nicht, dass dieser Brauch so weit zurück geht. Anne, wollen wir vielleicht gleich einen Baum für mich besorgen?
Mein Studentenzimmer ist im Moment noch so leer, da hätte so ein Baum gut Platz. Und ich könnte so das deutsche Weihnachtsfest auch ein bisschen mitfeiern.
Anne: Ja klar, gerne, ich helfe dir dabei. Ich weiß, dass heute in der Fuggerei Christbäume verkauft werden.
Lian: Die Fuggerei?
Anne: Ja, das ist die älteste und auch bekannteste Sozialbausiedlungen der Welt. Wir kommen ganz schnell mit der Straßenbahnlinie 1 dorthin.
Sprecherin: Die beiden machen sich auf den Weg in die Fuggerei. Dort sind bereits viele Leute dabei, sich einen Baum auszusuchen. Anne und Lian schauen sich verwirrt um.
Lian: Wow, so viele Bäume. Wie soll man sich denn da entscheiden?
Anne: Komm, wir fragen einen Verkäufer, der kann uns bestimmt helfen.
Lian: guten Tag, ich möchte einen Weihnachtsbaum für mein Studentenzimmer kaufen. Welche Baumarten haben sie denn hier zur Auswahl?
Verkäufer: Also: Nordmanntannen, Blaufichten, Rotfichten, Kiefern und Weißtannen. Größtenteils Nordmanntannen. Lian: Naja, welcher Baum wird denn traditionell häufiger verkauft?
Verkäufer: Nordmanntannen. Also das ist der beliebteste Baum. Die NordmanntanneLian: Na gut. Ich denke dann nehme ich so eine! Was kostet denn so ein Baum?
Verkäufer: Der Meter von der Nordmanntanne 18 Euro, der laufende Meter. Also das wären dann so die zwei--Meter-Bäume, so 35/36 Euro. Das ist so eigentlich Zimmerhöhe. Zwei Meter bis 2,40. Das ist eigentlich der übliche Baum. Manche Leute, wenn es teurer ist, die nehmen halt dann einen kleineren oder so, aber das ist so unser Preis.
Lian: Super! Vielen Dank! Der Baum da hinten gefällt mir ganz gut! Den möchte ich. Aber eines würde mich noch interessieren: Woher kommen denn die Bäume, die hier in der Fuggerei verkauft werden, eigentlich?
Verkäufer: Die Bäume kommen aus unseren Kulturen. Wir haben zwei Kulturen. Die eine ist bei Aichach/Blumenthal und die andere ist bei Laugna. Da haben wir extra Kulturen und da züchten wir die Bäume extra zu Weihnachtsbäumen.
Sprecherin: Nachdem der Verkäufer Anne und Lian ihre Nordmanntanne eingepackt hat, machen sie sich auf den Weg in Lians Studentenzimmer, wo sie den Baum auch gleich aufstellen.
Anne: Super, jetzt fehlt ja nur noch der passende Christbaumschmuck. Ich weiß, wo es eine gute Auswahl gibt.
Sprecherin: Anne und Lian machen sich nun auf den Weg zum Augsburger Christkindlmarkt.
Dort angekommen, kann sich Lian gar nicht entscheiden, weil es eine so große Auswahl an schönem Schmuck gibt.
Lian: Mit was schmückt man denn so einen Baum überhaupt? Gibt es da irgendwelche Unterschiede? Muss ich irgendwas beachten?
Anne: Also bei mir zu Hause hängen wir immer Kugeln, Engelsfiguren und Strohsterne an den Baum. Und natürlich Kerzen. Aber es gibt da sehr große regionale Unterschiede.
Sprecherin: Im Mittelalter schmückten die Menschen die Christbäume vor allem mit Äpfeln, Backwaren, Nüssen und Blüten aus Papier. Der Schmuck wurde jedes Jahr von den Familien selber hergestellt. Das änderte sich im 19. Jahrhundert. Dann konnte man Christbaumkugeln zum Verzieren der Bäume kaufen. Heute werden nur noch selten echte Kerzen benutzt, viele verwenden elektrische Lichterketten. Dass die Weihnachtsgeschenke am heiligen Abend unter die Bäume gelegt werden, daran hat sich aber nichts geändert.
Lian: Die Engelsfiguren und Strohsterne gefallen mir besonders gut. Ich glaube, ich nehme zehn von jedem mit und kaufe mir noch eine Lichterkette.
Anne: Du brauchst aber auch noch einen großen Stern für die Baumspitze.
Lian: Ok, dann kaufen wir den noch. Aber dann fahren wir nach Hause. Ich kann es gar nicht erwarten, den Christbaum aufzustellen.
Sprecherin: Also, wir wissen jetzt, dass der Christbaum eine sehr lange Tradition hat. Früher hatte er noch eine symbolische Bedeutung, heute wird er eher als Dekoration zur Weihnachtszeit gesehen und gehört für viele einfach zum Weihnachtsfestdazu. Auch der Schmuck für den Baum hat sich im Laufe der Zeit sehr verändert und es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, seinen Baum zu verschönern.
Expertentipp: Wir haben für euch noch einen Tipp, wie sich euer baum am besten hält und wie er am längsten frisch bleibt: Am besten ist draußen lagern, so lange wie möglich. Und dann, bevor man ihn ins Zimmer tut, noch einmal frisch anschneiden und dann in Wasser stellen. Und natürlich, wenns recht kalt war draußen, nicht gleich von 10 Grad minus ins Warme, weil sonst kriegt er irgendwie einen Hitzeschock, dann fällt er eigentlich zusammen und dann nadelt er schnell. Sprecherin: Mittlerweile haben Lian und Anne den Baum fertig geschmückt und sind stolz auf ihr Werk.
Lian: Also ich finde, der ist wirklich sehr schön geworden. Da kommt doch gleich viel mehr Weihnachtsstimmung auf.
Anne: Ja, das war wirklich eine gute Entscheidung. Jetzt sieht dein Zimmer richtig festlich aus.
Sprecherin: Ich hoffe, wir konnten euch helfen, den Brauch des Christbaums besser zu verstehen. Schließlich gehört er ja zu Weihnachten einfach dazu. Wir wünschen euch eine schöne Weihnachtszeit und viel Spaß beim Aussuchen und Schmücken eures eigenen Weihnachtsbaums!