Su Qin war ein bekannter Lobbiyist in der Periode der Streitenden Reiche.
Einmal startete er dem Qin-König Hui Wang einen Besuch ab und sagte zu ihm: „Majestät, das Reich Qin ist nun so stark, wenn es sich die anderen sechs Reiche einverleiben würde, könnte es die Herrschaft über die Welt erringen."
Doch der König war anderer Meinung. Er sagte: „Ich bin noch nicht flügge geworden. Wie könnte ich da so hoch fliegen? Wenn ich flügge sein werde, werde ich Sie zu Rate ziehen."
Su Qin bekam also diese höfliche Abfuhr und war sehr ärgerlich, aber er gab seine Hoffnung nicht auf.
Er verwandte viel Zeit darauf, dem König einen Brief zu schreiben, in dem er ihn zu überreden versuchte, die Truppen zu trainieren, um sich die andren sechs Reiche einzuverleiben. Doch der König las den Brief nur flüchtig und schenkte ihm keine Aufmerksamkeit mehr.
Der arme Su Qin konnte nicht verstehen, dass der König keinen Wert auf seine Vorschläge legte. Mit Geduld wartete er im Reich Qin mehr als ein Jahr, dann war er bettelarm und hatte keine andere Wahl, als nach Hause zurückzukehren. Zerlumpt gekleidet war er und schwach, er sah gar nicht aus wie Beamter. Seine Frau starrte ihn mit großen Augen an. Seine Schwägerin wollte ihm nicht einmal Brot geben. Alle verachteten ihn.
Su Qin weinte vor Kummer, und er schwor zum Himmel: „Ich werde noch fleißiger studieren, damit man mich mit anderen Augen sieht."
Schon am Abend desselben Tages begann er, die Kriegskunst intensiv zu studieren, doch bald war müde und schlief ein.
Eines Abends las er wieder bei der Lampe Bücher, döste bald wieder ein und geriet darüber so in Wut, dass er sich eine Ahle griff und sich damit ins eigene Bein stach. Sofort strömte das Blut heraus, und dies rüttelte ihn auf. Später hängte er eine Schnur an den Hausbalken und band seine Haare ans Ende der Schnur.
Jedes Mal, wenn er sich über den Tisch beugen und schlafen wollte, zerrte die Schnur an seinen Haaren. Auf diese Weise studierte Su Qin mehr als ein Jahr. Er lernte die Kriegskunst und behielt die Geländeverhältnisse aller Reiche im Kopf.
Bald darauf ging er auf Reisen.
Diesmal besuchte er die sechs Reiche Qi, Zhao, Chu, Yan, Han und Wie, um sie zu überreden, sich zu vereinigen und gemeinsam gegen das starke Qi zu kämpfen. Seine Gelehrsamkeit fand überall Anerkennung, und so ernannten die sechs Reiche eines nach dem anderen Su Qin zum Kanzler.
Als Kanzler von sechs Reichen fuhr Su Qin einmal mit einer schönen Kutsche und großem Gefolge nach Hause. Seine Familienangehörigen brachten ihm den größten Respekt entgegen. Seine Schwägerin warf sich ihm zu Füßen und wagte nicht, ihren Kopf zu heben.