In der Nördlichen Song-Dynastie gab es einen Literaten namens Su Shi. Er verstand sich sehr auf das Verfassen von Gedichten und Aufsätzen. Daher wurde Su Shi sehr vom damaligen Kaiser geschätzt und mit einem wichtigen Amt in der Hauptstadt betraut. Später aber fiel Su aufgrund des sogenannten Wutai-Gedichtsfalls, in dem er durch Gedichte seinen Spott mit der Regierung trieb, in Ungnade. In der Konsequenz wurde er degradiert und auf einen Posten in Huangzhou, der gegenwärtigen Stadt Huanggang in der Provinz Hubei, verbannt.
Su Shi hatte einen guten Freund in Huangzhou, dessen Name Chen Zao lautete. Beide Männer pflegten die gleichen Hobbys: reisen, dichten, Aufsätze schreiben und die Auslegung des Buddhismus. Zudem liebten sie es, gemeinsam Wein zu trinken. Bei ihren Gelagen luden sie gewöhnlich mehrere Unterhalterinnen zum Singen und Tanzen ein. Damit war Liu, die Frau von Chen Zao, allerdings gar nicht zufrieden. Liu war sehr eifersüchtig und äußerst erbost darüber, dass stets schöne Frauen im Spiel waren, wenn Chen Zao trank. Daher setzte Frau Liu den Einladungen dieser Grazien durch ihren Mann ein Ende.
Eines Abends begab sich Su Shi zu Chen Zao, um mit ihm dem Wein zuzusprechen. Beide Männer tranken eifrig, während sie über den Buddhismus diskutierten. Das zentrale Thema diesmal war Shunyata, „die Leere", was die Beiden aber schnell sehr frustriert hatte. Denn etwas fehlte den Männern zu ihrem Genuss. Sofort forderte Chen seine Untergebenen auf, einige weibliche Unterhalterinnen herbeizurufen.
So kamen diese zurück und wurden zum leisen Singen aufgefordert. Beide Männer lauschten fröhlich den Gesängen und genossen ihren Wein. Was für ein prächtiger Abend das war! Frau Liu allerdings bemerkte das Treiben. Sofort entbrannte sie in Wut auf ihren Mann. Sie ergriff einen Knüppel, eilte herbei und schlug grimmig gegen die Wände, während sie laut schrie. Chen erbleichte vor Angst und beendete den Abend mit all seinen schöngeistigen Darbietungen sofort.
Am nächsten Tag schrieb Su Shi ein witziges Gedicht an Chen Zao. Der Hauptinhalt der Satire lautete: Der arme Chen erzittert vor dem lauten Geschrei seiner Frau, denn Lius Schrei klingt wie das Gebrüll einer Löwin.
Nun stammte Frau Liu ursprünglich aus dem Kreis Hedong. So nutzen wir heute die chinesische Redewendung „Hedong Shihou" – auf Deutsch „das Gebrüll der Löwin aus Hedong" - als ein Adjektiv. Mit ihm beschreibt man grimmige Ehefrauen, die ihren Mann sehr streng kontrollieren. Auch heute noch trägt diese Redewendung eine negative Konnotation.