Unter der Qin-Dynastie wurde im zweiten Jahrhundert v. Chr. das chinesische Reich erstmals geeint und man begann mit dem Bau der Großen Mauer. Wegen der Tyrannei der zwei Kaiser bestand die Qin-Dynastie jedoch nur 15 Jahre lang. Am Ende griffen Naturkatastrophen und Bauernaufstände um sich. Ein berühmter Bauernführer war Han Xin.
Als er noch sehr jung war, verlor Han Xin seine Eltern. Er führte ein elendes Leben, da ihm seine Familie nichts von Wert hinterlassen hatte. Er konnte keinen Handel treiben und wollte nicht auf den Feldern arbeiten. Ihm blieb nichts anderes übrig, als am Huai-Fluss Fische zu fangen, um nicht zu verhungern. Eine alte Frau, die am Flussufer Wäsche wusch sah, dass Han Xin nichts zu essen hatte. Sie teilte mehrere Tage lang ihr eigenes Essen mit ihm. Han Xin war davon sehr berührt und versprach der alten Frau: „Eines Tages werde ich es dir vergelten." Die alte Frau antwortete jedoch verärgert: „Du bist ein erwachsener Mann und kannst dennoch nicht für deinen Lebensunterhalt sorgen. Ich hatte Mitleid mit dir, daher gab ich dir zu Essen. Ich habe nie damit gerechnet, dass du es mir vergelten wirst." Han Xin schämte sich sehr und schwor sich, in Zukunft erfolgreich zu werden.
Einige junge Männer in seiner Heimatstadt Huaiyin verachteten ihn. Eines Tages sah einer von ihnen Han Xin, der groß und stark war und ein zweischneidiges Schwert trug. Er stellte sich Han Xin in den Weg: „Wenn du Mut hast, dann nimm das Schwert und erstich mich. Wenn du ein Feigling bist, krieche unter meinen Hosenboden durch." Die Menschenmenge, die sich um die Beiden versammelt hatte wusste, dass der Junge nur nach einer Gelegenheit suchte, um Han Xin zu schmähen. Gespannt erwartete sie seine Reaktion. Han Xin dachte eine Weile nach und kroch dann stumm unter dem Schritt des Anderen durch. Die Menschen brüllten vor Lachen und verspotteten ihn als Feigling. Daher kommt die bekannte Geschichte „Demütigung unter dem Schritt".
In Wirklichkeit war Han Xin aber recht findig und raffiniert. Da sich die damalige Gesellschaft mitten im Umbruch befand, studierte er jeden Tag konzentriert die Kriegsführung und übte sich in der Kampfkunst. Er war immer noch davon überzeugt, dass ihm eine glänzende Karriere bevorsteht. Im Jahr 209 v. Chr. brachen im ganzen Land Bauernaufstände gegen die Qin aus und Han Xin schloss sich einer starken Truppe unter Führung des zukünftigen Kaisers Liu Bang an. Zu Beginn war Han Xin ein kleiner Beamter im Proviant-Amt. Damit war er jedoch nicht zufrieden. Später lernte er Xiao He, Liu Bangs Berater, kennen. Han und Xiao diskutierten ausgiebig über Politik und Militärangelegenheiten. Xiao He merkte, dass Han Xin sehr fähig war, deshalb empfiehl er ihn Liu Bang. Aber der Kaiser hörte nicht auf seinen Rat.
Frustriert verließ Han Xin die Truppe von Liu Bang und wollte anderen Truppen beitreten. Nachdem Xiao He dies erfahren hatte, unterrichtete er Liu Bang nicht darüber, sondern verfolgte Han Xin mit Reiten. Liu Bang glaubte schon, dass die beiden geflohen waren. Als sie beide nach zwei Tagen zurückkamen, war Liu Bang überrascht und auch erleichtert. „Ich habe Han Xin für Euch verfolgt.", sagte Xiao He. Voll Unverständnis fragte Liu: „In der Vergangenheit sind mehrere Generale geflohen und du hast sie nie verfolgt. Warum setzt du ausgerechnet ihm nach?" Xiao He erwiderte: „Die anderen Generäle waren alle unwichtig. Aber Han Xin ist ein Genie, das man nicht so schnell ein zweites Mal findet. Wenn Ihr alles unter dem Himmel erobern wollt, findet Ihr außer Han Xin keinen, mit dem Ihr besser über Staatsangelegenheiten diskutieren könnt." Daraufhin sagte Liu Bang: „Lass ihn unter deiner Führung General werden." „Als normaler General wird er nicht bleiben." sagte Xiao He. „Dann gib ihm das Amt des Oberbefehlshabers." So wurde Han Xin von einem Beamten für Proviantbeschaffung zu einem Oberbefehlshaber. Während seiner Dienstzeit gewann Han Xin jeden Krieg und erwarb sich unzählige militärische Verdienste.