1986 ereignete sich im sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl eine schlimme Atomkatastrophe. An den Folgen der radioaktiven Strahlung starben bis zu 100.000 Menschen.
Als um 1.23 Uhr des 26. April 1986 eine Explosion den Reaktor 4 des Kernkraftwerkes zerstörte, konnte sehr viel Radioaktivität nach Außen entweichen. Zehn Tage nach der Katastrophe war bereits rund 500 mal mehr radioaktive Strahlung nach Außen gelangt, als nach dem Abwurf der Atombombe von Hiroshima. Das Bild oben zeigt den zerstörten Atomreaktor.
Rauchwolken mit radioaktivem Material zogen vom Katastrophenort über große Teile Europas, wo sie bei Regen ihre strahlenden Fracht abluden. Daher kann man noch heute in vielen Regionen Europas eine erhöhte Strahlenbelastung nachweisen. So sollte man zum Beispiel in Bayern möglichst keine Waldpilze oder Beeren essen, denn diese enthalten noch immer sehr viel Radioaktivität.
Viele Tote und Erkrankte
Um das Entweichen von weiterem radioaktivem Material zu verhindern, hatte man 1986 einen riesigen Mantel aus Blei, Sand, Lehm und Beton um den explodierten Reaktor errichtet. Dabei und bei den Aufräumarbeiten waren insgesamt rund 600.000 Menschen (hauptsächlich Soldaten und Bauarbeiter) im Einsatz. Sie durften immer nur für kurze Zeit dort arbeiten, um nicht zu viel von der tödlichen Strahlung zu erhalten. Dennoch hatten viele von ihnen Gesundheitsschäden erlitten oder sind sogar gestorben.
Noch bis heute sterben Menschen an den Folgen der Reaktor-Katastrophe. Bisher weiß niemand genau, wie viele Opfer das Unglück insgesamt gekostet hat. Die Schätzungen von Experten reichen von wenigen tausend bis weit über 100.000 Toten. Zu den häufigsten Erkrankungen zählen Krebserkrankungen, die häufig tödlich enden, sowie ein schwaches Immunsystem, weshalb insbesondere Kinder aus der Region um Tschernobyl häufig krank sind.
Eine verlassene Region
Große Gebiete rund um das Kernkraftwerk mussten nach der Explosion vollständig evakuiert werden. Rund 350.000 Menschen mussten dabei ihr Zuhause und ihre Heimat verlassen. Ein Gebiet von rund 60 mal 60 Kilometern rund um Tschernobyl ist eine Sperrzone und daher heute fast menschenleer. Nur etwa 1.000 Bewohner der Region sind bisher zurückgekehrt und nehmen die Gefahr für ihre Gesundheit in Kauf.
Die Geisterstadt Prypjat nahe Tschernobyl. Im Hintergrund ist das Atomkraftwerk zu sehen.
Die Städte und Dörfer, die so schnell verlassen werden mussten, sind heute völlig verwildert. Auf den Straßen und Plätzen findet man Elche, Wölfe, Hirsche und frei lebende Hunde. In den Gebäuden in Prypjat, einer Stadt ganz nah an Tschernobyl, sieht heute vieles noch genau so aus wie vor 20 Jahren. Doch viele Wohnungen und Geschäfte wurden auch von Plünderern ausgeraubt.
Wie kam es zu der Katastrophe?
In der Nacht vom 25. zum 26. April 1986 sollte in Reaktor 4 des Kernkraftwerkes ein Test stattfinden. Man wollte wissen, was passiert, wenn man den Reaktor vollständig abschalten muss. Normalerweise sollten dann Dieselmaschinen für die weitere Stromversorgung sorgen. Nun wollte man wissen, ob das auch wirklich so funktioniert.
In dieser Nacht waren die Mitarbeiter der Anlage aber unaufmerksam. Sie senkten die Leistung des Atomreaktors viel zu schnell und zu stark. Als man dann mit dem Test begann, führte dies dazu, dass die Temperatur in dem Reaktor stark zunahm. Als der verantwortliche Ingenieur den Fehler bemerkte, reagierte er ebenfalls völlig falsch und verschlimmerte die Situation nur noch.
Durch seinen Fehler nahm die Hitze noch weiter zu, so dass Wasserrohre im Reaktorinneren rissen. Wasserstoff entstand und wurde mit Luft zu hoch explosivem Knallgas. Die enorme Hitze im Reaktor ließ das Gasgemisch explodieren. Die Wucht dabei war so groß, dass die Außenhülle des Reaktors völlig zerstört wurde und die Radioaktive Strahlung ungehindert entweichen konnte.
Das war der vermutliche Hergang der Katastrophe stark vereinfach dargestellt. In Wirklichkeit ist alles natürlich noch viel komplizierter, weil in einem Atomreaktor ja auch sehr komplizierte chemische Reaktionen ablaufen.