Vor nicht allzu langer Zeit gab es ein Land, von dem alle Kinder träumten. Die Kinder konnten machen, was sie wollten. Außerdem hatten sie immer genug Süßigkeiten, weil Lollies und Bonbons an den Büschen wuchsen. Und Büsche gab es genügend. Es gab aber nicht nur Bonbon- und Lolliebüsche, sondern auch Gummibärchensträucher, die die Eltern in ihren Gärten züchteten. Nein, an Süßem fehlte den Kindern nichts.
Den Planeten, auf dem Lollies an Büschen wuchsen, nannte man Honigan.
Bis heute kann man den kleinen Planeten leuchten sehen, wenn man von der Erde in den Nachthimmel blickt. In vielen bunten Farben blinkt der Himmelskörper und erfreut die Kinder von der Erde.
Kannst du Honigan sehen?
Jedes der Kinder von Honigan hatte ein Tier. Die meisten hatten einen Hund, eine Katze, ein Kaninchen oder ein Huhn. Nur Funken hatte seinen Lidu. Lidu war ein kleines Eichhörnchen mit rotbraunem Fell. Der Schwanz war buschig und weich. Die Schwanzspitze war so weiß wie Schnee und leuchtete noch in tiefster Nacht. Lidus Ohren waren ebenfalls buschig und sehr beweglich. Wann immer Lidu ein Geräusch vernahm, drehten sich die Öhrchen in die Richtung von wo das Geräusch gekommen war. Weil Lidu so verschmust war, nannte ihn Funken auch liebevoll Eichkätzchen statt Eichhörnchen.
Funken war ein Junge von zehn Jahren, der in einem kleinen Dorf auf dem Planeten Honigan lebte. Sein Name kam nicht von ungefähr. Seine Haare waren so rot, dass Sonnenstrahlen, die auf seinen Schopf fielen, den Anschein erweckten, als ob seine Haare Funken sprühten. Seine Augen waren grün und waren beim Lächeln so schmal wie bei einer schlummernden Katze.
Lidu und Funken kannten sich schon seit Jahren. Eines Tages hatte Funken im Wald gespielt und das zitternde, rotbraune Bündel unter einem Lolliebusch entdeckt. Neugierig hatte er sich an den Busch angeschlichen und das Bündel mit einem Zeigefinger berührt. Ganz warm und weich war das Bündel gewesen. Kaum hatte Funken das weiche Fell berührt, da war das Tier auch schon erschrocken aufgesprungen. Funken hatte so sehr gestaunt, dass seine grünen Augen erst großen Luftballons glichen, bevor sie zu Schlitzen wurden, weil er so sehr über das ganze Gesicht grinsen musste.
Vor ihm hockte ein kleines Eichhörnchenbaby. Ängstlich hatte es Funken angesehen.
"Wer bist du denn und wo ist deine Mama?", hatte Funken leise gefragt, während er sich suchend im Wald umgesehen hatte.
Er konnte Vögel, Kröten, Ameisen, Füchse und in der Ferne Rehe sehen, doch kein weiteres Eichhörnchen. Als ob das Eichhörnchenbaby ihm was erzählen wollte, fiepte es aufgeregt.
"Ich kann dich leider nicht verstehen", hatte Funken nach einer Weile erklärt, hatte auf sein Ohr gezeigt und den Kopf geschüttelt. Das Eichhörnchen legte seinen Kopf schief und betrachtete Funkens Bewegungen neugierig. Es stand auf seinen beiden hinteren Pfötchen und ließ seine Vorderärmchen entspannt nach unten hängen. Sein Näschen wackelte, während sich seine Ohren immer wieder in verschiedenen Richtungen drehten.
"Ich muss jetzt nach Hause. Meine Mama wartet schon auf mich", erklärte Funken dem Eichhörnchenbaby schließlich. "Bestimmt wartet deine Mama auch schon auf dich. Wenn du nicht pünktlich nach Hause kommst, macht sie sich sicherlich Sorgen."
Mit diesen Worten lief Funken davon. Das Eichhörnchen verlor keine Sekunde und eilte dem Jungen sofort nach. Es konnte nicht zu seiner Mutter zurückkehren. Die beiden waren voneinander getrennt worden, als ein großer Vogel versucht hatte sie zu packen. Ängstlich fiepte es und bettelte Funken an es mit sich zu nehmen.
"Hast du etwa keine Mama mehr?", fragte er besorgt und nahm das Eichhörnchen auf seinen Arm. Es war ganz leicht. Seine Pfötchen stützten sich auf Funkens Handballen ab. Sein buschiger Schwanz stand steil in die Höhe und sein Köpfchen hatte es wieder schräg gelegt.
"Dann nehme ich dich mit. Ich möchte deine neue Familie sein. Ich nenne dich Lidu. Gefällt dir der Name?", fragte Funken, während er nach Hause eilte.
Weil Lidu nicht wiedersprach, behielt er seinen Namen.
Seit diesem Tage waren Funken und Lidu unzertrennlich. Alles machten sie zusammen. Dass sie nicht dieselbe Sprache sprachen, machte ihnen nichts aus. Wenn sie genau auf die Körpersprache des anderen achteten, verstanden sie sich auch ohne Worte.
Vier Jahre war es her, seitdem sich Funken und Lidu getroffen hatten. Und seit vier Jahren erlebten sie in Honigan viele Abenteuer. Das größte Abenteuer bestand ihnen jedoch noch bevor.
In Honigan schien immer die Sonne, selbst zu Weihnachten. Nie war es kalt, noch nie hatte es geschneit. So glücklich die Kinder auf dem Planeten auch waren, sie kannten keine weiße Weihnacht. Was aber noch viel schlimmer war, dass keine Geschenke unter dem Weihnachtsbaum lagen.
Funken konnte den weihnachtlichen Duft von Zimt und Harz riechen. Der Weihnachtsbaum war prächtig geschmückt. Ganz bunt war er. Rote, blaue, grüne, lila, goldene, silberne und weiße Kugeln hingen an den Ästen. Der hölzerne und angemalte Engel, der auf der Tannenbaumspitze saß, war durch die Hände von Funkens Vater entstanden. Gütig lächelte der Engel und hatte seine Arme weit ausgebreitet, als ob er alle herzlich empfangen würde, die in die warme Stube traten. Auf seinem Kleid waren Sterne, die glitzerten.
Lidu sprang im Tannenbaum umher. Von einem Ast auf den anderen. Jedes Mal wenn er einen Ast hinter sich gelassen hatte, wippte dieser leicht. So sah es aus, als ob der Tannenbaum lebte. Vergnügt fiepte das Eichkätzchen und spielte mit den Kugeln.
"Wieso bringt mir der Weihnachtsmann keine Geschenke? War ich etwa nicht brav?", fragte Funken enttäuscht, als er den leeren Platz unter dem Tannenbaum sah.
"Nein, mein Kind. Du warst sogar sehr brav. Es hat einen ganz anderen Grund, warum der Weihnachtsmann nicht nach Honigan kommt", antwortete seine Mutter tröstend.
"Der Weihnachtsmann weiß gar nicht, wo Honigan ist. Jedes Jahr versucht er es zu finden, aber er schafft es einfach nicht", erklärte sein Vater.
"Wohnt er denn so weit weg?"
"Ja. Er wohnt auf der Erde, weit entfernt von den Menschen - am Nordpol. Dort kann er die Spielsachen in Ruhe bauen und mit seinen Elfen arbeiten."
"Wenn der Weihnachtsmann uns nicht findet, dann muss ich ihn eben suchen!", rief Funken laut. Seine Augen leuchteten hell. Er war fest entschlossen den Weihnachtsmann zu finden und ihm den Weg nach Honigan zu zeigen. "Gleich morgen werden Lidu und ich unsere Suche beginnen." Funkens Wangen liefen rot an. Wenig später ging der Junge aufgeregt ins Bett. Denn er wollte ausgeschlafen sein, wenn er dem Weihnachtsmann gegenüber stand.
Funken wachte am nächsten Morgen schon sehr früh auf. Lidu lag noch schlummernd neben ihm. Sein buschiger Schwanz bedeckte seinen Kopf, sodass nur noch seine ebenfalls buschigen Öhrchen zu sehen waren.
"Lidu, wache auf! Wir wollen doch heute den Weihnachtsmann suchen!", rief Funken laut und stupste seinen pelzigen Freund an.
Leise schlichen die beiden aus dem Kinderzimmer in die Küche. Der Tisch war noch ungedeckt. Die Vorhänge hielten die helle Morgensonne davon ab, in die Küche zu scheinen. Alles war ganz still.
"Mama und Papa sind noch am Schlafen", schlussfolgerte Funken. "Wir sollten sie nicht wecken und einfach so losgehen."
Noch war die Sonne nicht hoch am Himmel, sodass ein angenehm frischer Wind um die beiden herum wehte. Es war noch ganz still, weil ganz Honigan noch schlief. Nur das Zwitschern der Vögel konnte man im Land vernehmen.
Nachdem Lidu und Funken einige Lollies zum Frühstück gegessen hatte, liefen sie hüpfend davon. Funken summte ununterbrochen.
Wenig später hatten sie das Dorf verlassen. Vor ihnen breiteten sich nur noch Felder aus, die sich hügelig ihren Weg durch Honigan zogen. Je weiter man sah, desto höher wurden die Hügel, bis sie weit in der Ferne zu einem großen Berg herangewachsen waren, der so sehr in den allmorgendlichen Nebel gehüllt war, dass man nicht mehr als seine groben Konturen erkennen konnte.
Der Feldboden gab bei jedem Schritt von Funken federnd nach und hinterließ kleine Fußabdrücke, in die Lidu spielend sprang. Sie waren so sehr in ihr Spiel vertieft gewesen, dass sie gar nicht bemerkten, wie vor ihnen ganz plötzlich ein winzig kleines Dorf auftauchte.
Überrascht verharrte Funken, als er mit seinem nächsten Schritt fast in die Fassade eines der Häuser getreten wäre. Die Häuser hatten etwa die Größe eines großen Kartons und waren in ganz bunten Farben gestrichen. Sie waren zweistöckig und hatten vor ihren großen Fenstern rot-gelbe Fensterläden.
Neugierig legte Lidu sein Köpfchen schräg und sprang auf eins der niedrigen grünlichen Spitzdächer drauf. Vergnügt fiepend setzte er sich.
"Was soll das! Geh sofort runter von meinem Dach!", tönte eine helle Stimme, auf die sogleich das Türschloss aufklickte und eine kleine Frau aus dem Miniaturhaus trat.
Sie war etwa so groß wie Funkens Hand und mager. Die Beine waren sehr lang und endeten in gläsernen Schuhen. Über ihren zierlichen Körper trug sie ein weites Kleid, auf das helle Blumen gestickt waren. Barbie stampfte wütend auf die beiden Eindringlinge zu.
Lidu sah sie nur nicht verstehend an und legte seinen Kopf noch schräger.
"Na, wird es bald!", schrie Barbie und hob ihre Faust drohend zum Himmel.
Erschrocken griff Funken sein Eichkätzchen und setzte es sich auf die Schulter.
"Was macht ihr hier? Ich habe noch so schön geträumt, als ich plötzlich diesen ohrenbetäubenden Knall gehört habe, der von meinem Dach kam."
"Es tut mir leid, dass wir dich geweckt haben", entschuldigte sich Funken und setzte sich auf dem Boden, um der kleinen Frau näher zu sein. Trotzdem überragte er sie noch um einiges. "Wir suchen den Weihnachtsmann."
Schallend lachte Barbie auf. Danach fuhr sie sich nachdenklich durch ihr Gesicht. "Also, hier im Barbiedorf werdet ihr ihn wohl kaum finden. Aber hoch oben auf dem Berg könnte ich es mir gut vorstellen."
"Dann werden wir den Weihnachtsmann dort oben suchen. Vielen Dank für deine Hilfe!"
Grinsend liefen Funken und Lidu davon.
Während die Sonne immer weiter aufstieg, verzog sich der Nebel um den Berg herum. Und tatsächlich, Funken musste seinen Kopf schon in den Nacken legen, um es zu sehen, doch die Spitze des Berges war tatsächlich ganz weiß!
Fasziniert rieb sich Funken die Augen. Das Eichkätzchen meckerte laut. Noch nie in seinem Leben hatte Funken Schnee gesehen. Der Berg war zu weit von seinem Dorf entfernt, als dass er es mit dem bloßen Auge hätte erkennen können.
Funken zitterte heftig, als sie die Bergspitze erreicht hatten. Er konnte seinen Augen kaum trauen. Vor ihm lag weißer Puder, in dem sich die hellen Sonnenstrahlen so brachen, dass ein wunderschönes Lichterspiel vor seinen Augen stattfand. Die ganze Welt war unter diesem merkwürdigen Pulver verschwunden. Die nackten Äste der Bäume, die Wiesen, die Steine, selbst der See! Es war eine ganz andere Welt, die nur aus Weiß bestand und trotzdem so atemberaubend schön war.
Langsam stapften Funken und Lidu in den Schnee hinein und sprangen erschrocken zurück, als er knirschend nachgab und kleine Fußabdrücke hinterblieben. Fast so wie auf den Feldern. Nachdem sich Lidu und Funken an den Schnee gewöhnt hatten, tollten sie vergnügt über die Bergspitze. Unvorstellbar, dass Funken so lange auf ihn hatte verzichten müssen!
Erschöpft sanken sie wenig später auf dem Boden zusammen. Sofort war Funkens Hose so durchnässt, dass er erschrocken aufsprang. Verwundert fuhr er sich über den groben Stoff und begann im nächsten Moment bitterlich zu frieren.
"Komm schon, Lidu. Wir haben lang genug gespielt. Wir wollen den Weihnachtsmann weiter suchen", bestimmte Funken quengelnd und lief weiter, Lidu folgte ihm herumtollend.
Plötzlich blieb Funken so abrupt stehen, dass Lidu über seinen Fuß stolperte und meckernd über den Schnee davon rutschte. Nicht weit von ihnen stand ein sonderbares Haus, welches Funken fantastisch und neuartig vorkam. Es hatte keine Fenster. Seine Wände bestanden nur aus grünen Murmeln, die wie ein Iglu einige Meter über dem Boden aufeinander trafen. Funken konnte die Bewegungen von Schatten im Inneren sehen, weil die Murmeln leicht durchsichtig waren.
Auch wenn das Murmeliglu keine Fenster hatte, so hatte es aber eine kleine Tür, die aus dunkler Schokolade bestand.
Vorsichtig schlich Funken darauf zu und klopfte an. Lidu stand dicht an seinem Bein und war ganz still geworden. Als die Bewohner des Murmeliglus das Klopfen vernommen hatten, wurde es ganz still im Inneren.
Im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen.
"Wer seid ihr denn?", fragte die Puppe überrascht, als sie ihre Besucher einen kurzen Moment betrachtet hatte. Sie hatte lange, braune Haare und blaue Kulleraugen. Ihr Schmollmund stach leicht hervor.
"Ich bin Funken und das ist mein Freund Lidu", stellte sie der kleine Junge vor. "Wir suchen den Weihnachtsmann. Könnt ihr uns helfen?"
"Schon seit Jahren hatten wir keinen Besuch mehr", stellte die steife Puppe fest. "Aber ich kann euch den Weg zum Weihnachtsmann zeigen."
Mit lauten Schritten kam die Puppe aus dem Murmeliglu und bat die Fremden ihr zu folgen. Die Sonne war dem Erdboden Honigans schon sehr nahe gekommen, als die Puppe endlich stehen blieb.
Ihre Umgebung hatte sich noch immer nicht geändert. Alles war weiß und spiegelte die Sonnenstrahlen wieder. Nicht weit von ihnen erhob sich jedoch etwas weiß Leuchtendes in den Himmel. Es war eine Art Schleier, der flach wie ein Brett war und sich wie ein Regebogen in den Himmel bog. Sein anderes Ende kam jedoch nicht wieder auf Honigan herunter, sondern verlief sich in den Unweiten des Himmels.
"Was ist das?", fragte Funken neugierig.
Lidu drehte seinen Kopf fragend auf die Seite.
"Das, mein lieber Junge, ist die Milchstraße. Sie ist die einzige Verbindung zwischen Honigan und der Erde. Wenn du ihr bis ans Ende folgst, kommst du am Nordpol raus", erklärte die Puppe bereitwillig.
Auf Funkens Gesicht breitete sich ein dickes Grinsen aus. Glücklich hob er Lidu auf und setzte sich ihn auf die Schulter, bevor er auf den weißlichen Schleier zutrat.
"Danke", rief er über seine Schulter zurück und lief die Milchstraße hinauf.
Je höher er kam, desto weiter konnte er über Honigan blicken. Die Häuser schrumpften zusammen, die Lolliebüsche waren kaum noch zu erkennen. Dann folgte eine Art Übergang. Nun befand er sich mitten im Himmel, zwischen den leuchtenden Sternen, die wie Diamanten funkelten und glitzerten. Sie stellten den schwachen Schein der Milchstraße in ihren Schatten und zogen Funken und Lidu in ihren Bann. Es gab abertausende Sterne und viele Planeten, die rot, blau oder gelb schimmerten. Abstrakte Figuren, die Funken nicht deuten konnte, zogen sich zwischen ihnen hindurch.
Dann endlich führte die Milchstraße wieder hinab, bis sie über einer Welt ankamen, die so weit das Auge reichte, nur aus dem weißen Puder und einem großen Meer bestand. Die beiden Freunde waren am Nordpol angekommen!
"Wohin sollen wir gehen, Lidu?", fragte Funken, als sie in dem Schnee des Nordpols standen. Seine Hände waren eisig kalt, sein Gesicht war eingefroren. Immerhin hatte Funken nur eine dünne Jacke in der Eishölle an.
"Wenn du gestattest, mein unpelziger Freund, möchte ich dir helfen", brummte plötzlich eine Stimme.
Erschrocken sah sich Funken um und blieb schließlich an zwei schwarzen Knopfaugen hängen, die zu einem weißen, großen Körper gehörten.
"Wer bist du denn?"
"Ich bin ein Eisbär."
"Und wieso hältst du dir deine Tatze vor die schwarze Nase?"
"Ja, damit man mich nicht sieht. Das Schwarz meiner Nase verrät mich doch in dieser weißen Gegend", lachte der Eisbär, ließ seine Pfote auf den Boden sinken und trabte auf Funken zu.
"Dir ist kalt und ich kenne einen Ort, an dem dir nicht mehr kalt sein wird. Dort kannst du dich aufwärmen, mein unpelziger Freund", erklärte der Eisbär laut und nickte mit dem Kopf, damit ihm das Eichkätzchen und der Junge folgen würden.
Funkens Zähne stießen beim Zittern so heftig aufeinander, dass er nach kurzer Zeit Zahnschmerzen hatte und erleichtert aufatmete, als vor ihnen ein kleines Dorf auftauchte.
"Aber das ist ja", stotterte Funken ungläubig.
"Das Dorf vom Weihnachtsmann. Was hast du denn gedacht, wohin ich dich am Nordpol bringe?", fragte der Eisbär lachend.
Vor ihnen lag ein Dorf, das aus fünf riesigen Häusern bestand, die mit Adventskränzen geschmückt waren. Auf dem kleinen zugeschneiten Marktplatz in der Mitte der alten Häuser stand ein riesiger Tannenbaum, der in hellen Farben leuchtete. Er war mit unermesslich vielen Kugeln und Lichterketten geschmückt. Aber auch mit Lametta und Lebkuchenmännchen.
"Komm schon. Ich stelle dich dem Weihnachtsmann vor."
Im Inneren herrschte reges Treiben. Viele kleine Männchen mit spitzen Ohren und grünen Zipfelmützen sprangen in den Räumen umher und setzten die vielen Spielzeuge zusammen, die es in dem Haus gab.
Immer wieder musste der Eisbär ihnen ausweichen, damit sie unbeschadet in den ersten Stock kamen. Dort stand ein großer, dicker Mann in rotem Anzug. Langsam drehte er sich um, als er die drei in seine Küche eintreten hörte.
Er hatte einen langen, weißen Bart, der seinen immer lachenden Mund zur Hälfte verbarg. Er hatte dichtes, weißes Haar. Seine blauen Augen strahlten Liebe und Geborgenheit aus. Über seinem dicken Bauch spannte sich ein breiter, schwarzer Gürtel, der sein rotes Gewand zusammen hielt.
"Hoho, wer seid ihr denn?", fragte er mit tiefer Stimme. In seinen Augen blitzte Neugierde auf.
"Wir haben dich gesucht, Weihnachtsmann, weil du Honigan nicht findest. Lidu und ich wollen dir den Weg dorthin zeigen", antwortete Funken schüchtern.
"Hoho, ich freue mich, dass ihr mir helft Honigan zu finden. Dort gibt es so viele Kinder, die auf ihre Geschenke warten und ich finde sie einfach nicht! Lasst uns aufbrechen. In vier Stunden geht die Sonne wieder auf. Dann müssen die Geschenke in ganz Honigan verteilt sein", rief der Weihnachtsmann lachend und nahm den kleinen Jungen auf seinen Arm. Grinsend strich er ihm über das Haar und Lidu über den Rücken.
Nur wenige Minuten später traten sie in einen Raum, der sehr lang war und an dessen Ende ein riesiges Tor war. Vor ihnen, auf der Landebahn, war ein großer Schlitten. Er stand auf zwei gewaltigen Kufen. Die Bank war mit rotem Leder überzogen. Viele Decken lagen darüber, damit die Insassen während ihres Fluges nicht frieren müssten. Hinter der Bank befand sich eine riesige Ladefläche, auf der ein großer brauner Sack stand. Er war so voll, dass die Geschenke schon über den Rand quollen. Vor den Schlitten waren sechs Rentiere gebunden, die leuchtend rote Nasen hatten.
Lachend half der Weihnachtsmann Funken und Lidu in den Schlitten und steuerte ihn Hoho schreiend in den hellen Polarhimmel.
Sie fuhren die Milchstraße entlang und flogen um die vielen Sterne Slalom. Funkens Wangen waren schon fast genauso rot wie sein Haar, als sie Honigan endlich erreichten. Die warme Sonne war schon wieder am Aufgehen.
"Hier liegt ja gar kein Schnee", stellte der Weihnachtsmann mit einem Blick auf die bunten Lolliebüsche fest. "Das müssen wir ändern! Hoho!"
Er klopfte mit seinen großen Händen dreimal auf die Bank. Daraufhin begann wie von Zauberhand Schnee dort hinab zu fallen, wo der Schlitten im letzten Augenblick noch gewesen war. Sie flogen umher, bis es über ganz Honigan schneite.
Schließlich steuerte der Weihnachtsmann seinen Schlitten auf Funkens Dorf zu. Alle Menschen waren aus den Häusern geeilt und sahen dem großen Schlitten staunend entgegen. An vorderster Stelle standen Funkens Eltern.
"Mama, Papa, ich habe den Weihnachtsmann gefunden. Seht nur! Ab nun wird es auch in Honigan zu Weihnachten Geschenke geben!"
"Hoho!", rief der Weihnachtsmann laut, während er an die vielen Kinder des Dorfes Geschenke verteilte.
Strahlend saßen die Kinder wenig später unter den Tannenbäumen und spielten mit ihren neuen Spielsachen. Endlich gab es auch in Honigan richtige Weihnacht!