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Geschichten aus einer andern Welt:Das Märchen, das gar nicht kommen wollte-1

时间:2024-01-12来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛

Es war einmal ein Märchen, das hatte sich eingepuppt wie eine Schmetterlingsraupe und sich versteckt in dem Astloch einer alten Eiche im Walde; nur zuweilen öffnete es die Augen ein wenig und blinzelte um sich, und wenn es sah, daß die Welt immer noch grau und kahl und ungemütlich war, dann machte es die Augen zu und schlief wieder ein. – Während dessen liefen die Menschen in dieser kalten Welt herum und jammerten nach dem Märchen, das gar nicht kommen wollte. Das heißt, eigentlich waren es nur ein kleiner Junge und ein kleines Mädchen, die überall nach dem Märchen fragten. Sie hatten dicht bei einander auf dem Fußschemel gesessen und zugehört, was die alte Märchenmuhme erzählte. Die großen Leute hatten keine Zeit dazu, die hatten so viel zu sorgen und zu wirtschaften und zu studieren, daß sie sich um ein Märchen nicht weiter bekümmern konnten; außerdem sagten sie, so ein Märchen, das sei nur für Kinder und solche, die es immer bleiben; dabei käme gar nichts heraus, und man sollte nur einmal die gelehrten Leute fragen, die den täglichen Bildungsbedarf fürs Volk liefern – das viele Zeitungspapier – die werden Euch schon sagen, was man von dem Märchen zu halten hat.

 

Da sagte der kleine Junge zu dem kleinen Mädchen:

 

»Komm', wir wollen hingehen und sie fragen!«

 

Als sie bis an eine große düstere Thür gekommen waren, – da wären sie am liebsten wieder umgekehrt; aber der kleine Junge war sehr mutig, und so gingen sie hinein. Da saß der Gelehrte und las aus einem gewaltig großen Stück Papier. –

 

»Sieh' 'mal, der hat vier Augen,« sagte das kleine Mädchen – und dann guckte er mit ein paar allmächtigen schwarzen Augen über die gläsernen hinweg, die ihm unten auf der großen Nase saßen, und das kleine Mädchen steckte schnell den Finger in den Mund und der kleine Junge ballte die Faust, während der Gelehrte brummte (Gelehrte brummen meistens):

 

»Sie haben zu viel Phantasie, meine Lieben, das hindert Sie durchaus am logischen Denken und schwächt den Verstand. Doch, es wird sich schon geben, darüber seien Sie nur unbesorgt.«

 

Da gingen die Kinder nach dem andern Gelehrten, der war sehr freundlich, tätschelte ihre blonden Köpfe und sagte: sie sollten nur wieder hingehen – das sei Alles in schönster Ordnung. – Dann nahm er des ersten Zeitung und schnitt da ein Stück heraus, aber so, daß der Anfang fehlte und man nicht wußte, um was es sich eigentlich handelte, und druckte es in seine eigene Litteratursammlung hinein, und dann stand da zu lesen: Dieses ist für die Kinder durchaus schädlich. Es verleitet sie zum Lügen und könnte Veranlassung geben, daß sie sogar Phantasie bekämen. – In unserem heutigen realistischen Zeitalter ist es nicht angebracht, und der Konflikt zwischen Konservativismus und Modernität wird immer wieder aufgefrischt. –

 

Aber davon verstanden der kleine Junge und das kleine Mädchen gar nichts; ganz traurig gingen sie wieder fort und suchten immer noch nach dem Märchen, das gar nicht kommen wollte. Sie hauchten ein Guckloch in die Eisblumen am Fenster, ob es vielleicht außen davor säße; wie der Schnee mit geheimnisvollem Sausen vom Dache rutschte, öffneten sie das Fenster und dachten, nun käme es ganz weiß hereingeflogen, und wie die Sonne anfing zu scheinen, liefen sie hinter den Sonnenstrahlen her, um sie zu haschen, denn sie meinten, das sei es nun; und dann schlichen sie auf den Zehenspitzen ans Fenster, wo die großen, weißen Hyacinthen standen und dufteten, und guckten zu, ob es vielleicht in einer der stillen Blütenglocken zur Ruhe gegangen sei. 
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