»Ich meinte natürlich Ihren wirklichen Namen«, sagte sie wissend.
»Mein liebes Fräulein«, sagte ich und lehnte mich lachend nach
vorne, »wie Sie vielleicht gelesen haben, habe ich vor geraumer Zeit
beschlossen, Politiker zu werden. Wie dumm müsste ein Politiker sein,
der seinem Volk einen falschen Namen nennt? Wie will man ihn denn
dann wählen?«
Auf ihrem Gesicht traten ärgerliche Stirnfalten auf. »Ja, eben.
Warum verraten Sie dem deutschen Volk dann nicht Ihren richtigen
Namen?«
»Das tue ich doch«, seufzte ich. Das ließ sich sehr ermüdend an.
Zumal ich am Vorabend bei N 24 bis tief in die Nacht eine interessant
zusammengefaselte Dokumentation über meine eigenen
Wunderwaffen gesehen hatte. Ein hochgradig vergnüglicher
Schwachsinn, dessen Bilanz ungefähr so aussah, dass jede dieser
Waffen den Krieg hätte für uns entscheiden können, wenn es nicht
letzten Endes immer wieder ich selber verdorben hätte. Es ist schon
erstaunlich, was sich diese Geschichtsphantasten da von keiner
Ahnung getrübt sturheil zusammendichten. Man wagt kaum daran zu
denken, dass auch die eigenen Kenntnisse über bedeutende Männer
wie Karl den Großen, Otto I. oder auch Arminius genau genommen
lediglich von irgendeinem sich berufen fühlenden Historiker überliefert
wurden.
»Würden Sie uns dann auch Ihren Pass zeigen?«, fragte die junge
Dame nun. »Oder Ihren Personalausweis?«
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Sensenbrink ansetzte, um etwas
zu sagen. Realistisch betrachtet konnte das nur Unsinn werden. Man
weiß nie, wann und warum solche Leute zu reden beginnen, häufig
genug sagen sie sogar nur irgendetwas, weil sie bemerken, dass sie
bisher noch nichts gesagt haben, oder aber weil sie befürchten, bei
weiterem Schweigen für unwichtig erachtet zu werden. Derlei gilt es
mit allen Mitteln zu unterbinden.
»Verlangen Sie von allen Ihren Gesprächspartnern, den Pass zu
sehen?«, fragte ich zurück.
»Nur von denen, die behaupten, sie hießen Adolf Hitler.«
»Und wie viele sind das?«
»Beruhigenderweise«, sagte sie, »sind Sie der Erste.«
»Sie sind jung und vielleicht schlecht informiert«, sagte ich, »aber ich
habe mir zeitlebens eine Sonderbehandlung für mich verbeten. Daran
gedenke ich auch jetzt nichts zu ändern. Ich esse aus der
Gulaschkanone wie jeder andere Soldat.«
Sie schwieg kurz und überlegte sich einen neuen Ansatzpunkt.
»Sie sprechen im Fernsehen sehr kontroverse Themen an.«
»Ich spreche die Wahrheit an«, sagte ich. »Und ich sage das, was
der einfache Mann empfindet. Was er sagen würde, wenn er an
meiner Stelle wäre.«
»Sind Sie Nazi?«